Bei ihrem Debütalbum haben es Parquet Courts übrigens ähnlich gehandhabt wie Maike Zazie, über die wir heute Morgen sprachen.: Zunächst wurde „American Specialties“ (2011) in limitierter Auflage nur als Kassette veröffentlicht worden, eine LP-Version folgte rund ein Jahr später auf einem anderen Label.
Aber mittlerweile schreiben wir das Jahr 2018 - und das Sommerloch drängt sich für Nachträge und übersehene Platten immer so auf - und das Quartett aus New York hat inzwischen ihr sechstes Album veröffentlicht, ist bei Rough Trade gelandet, konnte Danger Mouse als Produzenten gewinnen, erstmals in die Top 30 der UK-Charts vordringen (#27) und massenhaft sehr gute Reviews einfahren. Metacritic hat 27 Kritiken gesammelt und die stolze Durchschnittsbewertung berechnet: 83 von 100 Punkten.
Schauen wir uns die Videos zu „Mardi Gras Beads“, „Total Football“ und „Wide Awake“ an und lesen dabei die Lobhudeleien aus Deutschland für diese Ritt durch die letzten 50 Jahre der Rockmusik (The Strokes, Franz Ferdinand, The Fall, The Clash, Wire, Talking Heads und Rolling Stones):
Burton durfte im Studio seine originären Klangeinstellungen nutzen, diesen stets etwas pappig-ploppenden Sound, dem eine Dimension zu fehlen scheint. Einfach das Schlagzeug bei „Violence“ hören, dann weiß man, was gemeint ist. Über diesem Ploppen aber lässt Sänger Andrew Savage eine Tirade los, die an einen hyperventilierenden Jonathan Richman im Mark-E.-Smith-Modus erinnert, die Band spielt dazu einen coolen Freakbeat-Fuzz zur Doors-Orgel – gut vier Minuten läuft der Song, man denkt immer, es wären höchstens zwei. „Total Football“ beginnt als langsamer Punkrock, wird dann zu hüpfendem Pop-Punk, bleibt aber ein Hit.
(musikexpress)
Neben den klassischen post-punkigen Stücken finden sich auf "Wide Awake!" viele Experimente, sei es Latino-Rhythmen, weißer Funk, klassischer Seventies-Rock oder pianogetriebener Blues-Rock. Die Parquet Courts meistern diese Ausflüge Dank einer ausgiebigen Vorbereitung und Danger Mouse an der Seitenlinie allesamt souverän. Und über allem hängt dieser Schrei nach Zusammenhalt, nach einer Korrektur dieses gigantischen Systemerrors.
Ein tanzbares Album wollten die Parquet Courts vorlegen, und das haben sie zu weiten Teilen geschafft. Ein Album für ein positives Gemeinschaftsgefühl und gegen den grassierenden Nihilismus. „Move ahead, and your ass will follow“ – das gilt noch immer.
(BR)
Was sie selbst machen kann, macht die Band selbst. Was sie nicht selbst machen kann, macht sie lieber gar nicht. Ein gesundes Misstrauen gegenüber den Funktionsweisen und Gaunereien des Musikgeschäfts trifft bei Parquet Courts auf einen unerschütterlichen Glauben an den Rock ’n’ Roll und seine Mythenschreibung. In diesem Spannungsfeld entfaltet ihr neues Album Wide Awake eine Wirkmacht, die man Männern mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und gelegentlichem Georgel gar nicht mehr zugetraut hatte.
Zunächst sticht hervor, wie wütend diese Platte ist und wie sehr Parquet Courts ihre Wut musikalisch verdichtet haben. Als Doppelspitze der Band beschränken sich die Songwriter Andrew Savage und Austin Brown an den E-Gitarren überwiegend auf Säge- und Abrissarbeiten. Ihre Instrumente kreiseln um sich selbst, durchtrennen die Songs in der Mitte und würgen jeden Versuch eines Soloausflugs sofort wieder ab. Savages jüngerer Bruder Max bolzt dazu ein weitgehend unvariiertes Funktionsschlagzeug durch das Album: Er spielt mit der Präzision und Formtreue des Mathematikstudenten, der er tagsüber ist. Melodiegespür und Leichtfüßigkeit bleiben deshalb Sean Yeaton überlassen. Der Bassist entpuppt sich mit weichem, vergnügtem Spiel als heimlicher Star von Wide Awake.
(Zeit)
Parquet Courts in Deutschland:
18.11.2018 Köln (Gebäude 9)
19.11.2018 München (Ampere)
20.11.2018 Frankfurt (Zoom)
Ich will nicht sagen, dass ich mir die schöngehört habe, aber es hat ein paar Durchgänge gedauert, bis mir die Platte 7 Punkte wert war.
AntwortenLöschenEigentlich hatte das Album mit dem Titel des ersten Songs ("Total football") bei mir verloren. Trotzdem 7 Punkte.
AntwortenLöschenIch bin mit 6 Punkten dabei, weil ich dem Gesang wenig abgewinnen kann.
AntwortenLöschen5,5
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