Der Promotext spricht von der „schwierigen zweiten Platte“ und dem „schmalen Grat“, wenn sich eine Indie-Band Richtung glitzerndem Pop bewegt. Beide Aussagen treffen tatsächlich auf „Neon Nature“ zu. Leider.
Die österreichische Band Farewell Dear Ghost hat nach vier Jahren und zahlreichen Tourneen, die sie bis nach China führten, ihr zweites Album vorgelegt. Während „We Colour The Night“ eingängiger, gitarriger Indierock mit melancholische Stimmung und dunkle Aura war, schillert „Neon Nature“ in grell-bunten Tönen, labt sich an Synthie-Sounds, Vocoder-Effekten sowie Disco-Rhythmen, versucht ambitioniert in vielen Songs zu überraschen / zu wachsen und vergisst dabei die einprägsamen Melodien.
Vielleicht haben Philipp Szalay (Gesang, Gitarre), Philipp Prückl (Bass), Alex Hackl (Gitarre) und Andreas Födinger (Schlagzeug) zu viel Zeit im Studio verbracht, zu häufig das Radio eingeschaltet oder zu häufig von Bastille geträumt. An den 7,0-Punkte-Durchschnitt von "We Colour The Night" dürfte "Neon Nature" nicht heran reichen.
Hier kommen die Videos zu „“Pink Noise“ und „Hollywood Dreaming“ sowie eine wohlwollende Kritik und eine, die „Neon Nature“ eher so einschätzt wie ich:
Trockene Disco-Rhythmen werden mit rockigem Schlagwerk vermischt und verzerrte Gitarrenakkorde schmiegen sich an warme Synthie-Flächen wie bei dem Stück „Bad Ideas“. Und das zuerst recht entspannte Popstück „Prince Of Saigon“, das mit klassischer Indierock-Atmosphäre aufwartet, wandelt sich gegen Ende zum tanzwütigen Elektro-Clash-Monster. (…)
Eines der leisen Highlights der Platte ist das sphärische Zeitlupenstück „Swoon“. Mit seinen verträumten Klanglandschaften, dem stetig pulsierenden Echolot und den Vocoder-Vocals verbreitet es die Stimmung einer Zwischenwelt. Wenn man in einer einsamen Halle auf seinen Anschlussflug wartet und es draußen langsam zu regnen beginnt und man die Veränderung richtig spüren kann, auch wenn sie noch nicht ganz stattgefunden hat. Es ist ein hypnotisches Stück, ein in sich gekehrter Moment der Stille, des Abwartens. (…)
Noch immer zelebrieren Farewell Dear Ghost die große Geste, allerdings lassen sie sich gleichzeitig auf schimmernde Popästhetik ein, experimentieren mit ihren sehnsuchtsvollen Harmonien, erweitern ihr Klangspektrum und schaffen es dabei trotzdem, die Magie des Augenblicks einzufangen. (FM4)
Eingängig und geschmeidig, aber auch einigermaßen langweilig plätschern die12 Lieder vor sich hin, bemühen unverwüstliche Klischees („Hollywood Dreaming“), schwellen schwelgend an („Tease“) oder geben sich „slightly dirty“, wie in der Single „Moonglass“.In seinen besten Momenten („Pink Noise“) klingt „Neon Nature“ wie die sechste oder siebte Nummer eines U2-Albums aus den 1990er-Jahren. Also alles andere als uninteressant, aber eben auch unheimlich bemüht: Jedes Soundtool, das die Software anbietet, will schließlich mindestens einmal ausprobiert worden sein. Irgendwie verfestigt sich zudem der Eindruck, dass der Band mitunter der Mut vor der eigenen Courage fehlte: Alles im Ansatz Kantige wurde geglättet. Übrig blieben letztlich fluffig-feine, bisweilen etwas breiige Belanglosigkeiten, denen genau jene Energie abgeht, die das Debütalbum der Band „We Colour the Night“ ausgemacht hat. (Tiroler Tageszeitung)
7 Punkte
AntwortenLöschenOh, da war aber jemand echt großzügig. 5,5 Punkte
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