Wenn ich beim Vorgänger "Nootropics" noch schrieb, dass er "monotone Instrumentierung, entschleunigte Rhythmen, repetitive Strukturen und Jana Hunters androgynen Gesang in krautrockigem Dreampop oder sphärisch-psychedelischem Drone-Pop für Freunde von Beach House, Wild Nothings und Deerhunter" liefert, so dürfte ich dies im Grunde für "Escape From Evil" eigentlich größtenteils erneut notieren.
Jedoch wiederholen sich die Lower Dens auf ihrem dritten Album nicht einfach nur, sondern verfeinern ihren Sound: mehr verträumter Pop, klarere Melodien, ein Plus an Synthie-Klängen und eher New Wave als Krautrock. Und so klingen die elektronisch-unterkühlten "Your Heart Is Still Beating" oder "To Die In L.A." als seien sie den Soundtracks zu "Drive" oder "Lost Boys" entsprungen. Als würde Siouxsie Sioux ein Song von New Order covern, als remixten Warpaint einen Titel von Beach House oder fänden sich The Organ auf einem The Cure-Tribute wieder.
Die Indierocker aus Baltimore haben sich spätestens mit ihrem letzten Album als Spezialisten für diffusen Klangnebel geoutet. Im Umgang mit dieser Disposition lassen sie verschwommene Synthies immer wieder von markanten Gitarrenmelodien durchstoßen. Bei ihrer dritten Platte ESCAPE FROM EVIL bahnt sich nun aber noch etwas seinen Weg durch das indie-elektronische Dickicht: die Stimme von Jana Hunter, vom Wagnis namens Leben singend.
Die Songwriterin und Frontfrau der Band steht stärker denn je im musikalischen Mittelpunkt von Lower Dens. Eine Neuerung, die das Profil einzelner Songs hier schärft, ohne dominant zu wirken und zu viel Klarheit in den schemenhaften Sound zu bringen. So sehr „Non Grata“ und „Electric Current“ von eingängiger Elektronik angetrieben werden, umso klassischer sind Stücke wie „Société Anonyme“ konzipiert, die sich vertrautem Dream-Pop verschrieben haben.
(Musikexpress)
Lower Dens hatten bereits auf ihrem zweiten Album Nootropics aus dem Jahr 2012 einen Ohrwurm wie »Alphabet Song«, nun also das Sterben in der Stadt der Engel. Da kommt dieses Riff, diese Melodie, und Welten ändern sich (wie auch im Song »Société Anonyme«), und man oder frau möchte einfach nur sterben, glänzend untergehen, die Hände nach oben strecken und nie wieder normal sein.
»Time will turn the tide«, singt Jana Hunter im L.A.-Song. Immer wieder kommen Lower Dens zwischen vielen Referenzen und Ausflügen auf ein bestimmtes Momentum zurück, das wohl insbesondere für empfindsame Menschen verheißungsvoll abgründig wirkt; nennen wir es das L.A.-Moment. Eine Freundin von mir berichtete von einem Trip in diese Stadt, er endete in privaten Apokalypsen, die wohl den gespenstischen Mulholland Drive von David Lynch, dessen Bilder und Sounds, noch getoppt haben. »Klingt nach dampfigem Sonnenuntergang«, wird mir dazu gerade gemailt. Aus ihren düster-faszinierenden Erzählungen lassen Lower Dens dennoch etwas absolut Verlockendes strahlen. »All of my fears / Coming alive«, heißt es in »Your Heart Still Beating«. Rauslassen. Reinspringen. Auf geht’s.
(Spex)
Lower Dens erhalten von mir: 6,5 Punkte
AntwortenLöschenWürde ich ein Psycho-Roadmovie im Stile von "Kalifornia" drehen wollen, "To Die in L.A." wäre mein Soundtrack, der Rest kann nicht ganz mithalten, trotzdem gibts 6,5 Punkte.
AntwortenLöschen8 Punkte
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