Würde "She Only Loves Me When I'm There" beim munteren Liederraten (einzige Regel: schnellst möglich den richtigen Interpreten eines Songs benennen) ausgewählt und angespielt, so würde ich es mit folgenden Bands versuchen: Radiohead (spontan nach 2 Sekunden Gesang), Muse (ab der 30. Sekunde), James Blake (sehr leise nach 45 Sekunden in denen der Gesang verzerrter wird und nur Keyboards erklingen), Weezer (laut nach 1:05 Minuten und dem Einsatz von Gitarren), The Dandy Warhols (bereits ein wenig verzweifelt nach 1:40 Minuten).
Auf die australische Band Ball Park Music wäre ich nicht bekommen, da mir Sam Cromack (Gesang, Gitarre), Jennifer Boyce (Bass, Gesang), Paul Furness (Keyboards) sowie die Zwillinge Dean (Gitarre) und Daniel Hanson (Schlagzeug) bisher unbekannt waren, obwohl "Puddinghead" bereits ihr drittes Album darstellt.
Gemeinsam mit dem bekannten Produzenten Tony Hoffer (Beck, Belle & Sebastian, The Kooks) schaffen Ball Park Music ein abwechslungsreiches und vielfältiges Indierock-Album, das mit den zwei Singles "She Only Loves Me When I'm There" und "Trippin' THe Light Fantastic" zwei potentielle Tanzflächenfüller für Indieklubs parat und nicht nur Slacker-Rock à la Beck, Schunkeln im Reggae-Rhythmus, Ween-Verrücktheiten, 70er Jahre The Doors-Orgeln sowie Rivers Cuomo-Gedächtnis-Refrains im Gepäck hat.
Die kürzlich veröffentlichte europäische Version des Albums erscheint mit einer Verspätung von fast 11 Monaten, hat aber den Titelsong, der ursprünglich nur auf einer Single B-Seite schlummerte, als Bonus an Bord und bringt die fünf Australier im Mai auch auf deutsche Bühnen:
22.05.15 Maifeld Derby, Mannheim
23.05.15 SCSC Festival, Hamburg
25.05.15 Ampere, München
27.05.15 Kellerklub, Stuttgart
29.05.15 Nachtleben, Frankfurt
30.05.15 Täubchenthal, Leipzig
Man macht es sich zu leicht, "Puddinghead" als okayen nerdigen Pop oder als uneheliches Kind von Rivers Cuomo abzutun. Wo findet man bitteschön ein Album, das mit der Frische des Strokes-Debüts "Is this it", dem abgehangen Slackertum von Marcy Playground, der Schönheit der frühen Radiohead, dem popdefinierenden Melodienreichtum der Beatles, dem verschrobenen Witz der Super Furry Animals, der Verkopftheit der späten Blur, dem sonnendurchluteten Powerpop von Weezer und der Naivität der ersten Kooks-Platte "Inside in / Inside out" daherkommt? Kaum ein anderes Album dürfte es schaffen, Hipster, Hippies, Shoegazer, (Power-)Popper, Indies, Alternatives und New-Wavers unter einer Flagge zu vereinen.
(Plattentests)
Gerade für den amerikanischen Markt scheinen Ball Park Music schlichtweg perfekt. Schließlich machen sie nichts anderes als die kalifornischen Kollegen von Weezer, mit denen sie auch schon öfter getourt sind: Sie paaren ruppigen Schrammelrock mit verspielten New-Wave-Elementen, mehrstimmigem Gesang, Slacker-Texten und verqueren Melodien, die trotzdem in den kleinen grauen Pudding-Zellen hängen bleiben. Und sie sind mal druckvoll und dynamisch, mal balladiös und entspannt und glänzen mit cleveren, langen Songtiteln wie „Everything Is Shit Except My Friendship With You“ oder „She Only Loves Me When I’m There“, die Rivers Cuomo nicht besser gedichtet hätte. Netter Nerd-Pop mit Luft nach oben aus dem Reich der Kängurus – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
(Musikexpress)
Das Album besticht durch eingängige Melodien, spannungsvolle Songstrukturen und Vielseitigkeit. So fangen Song wie “She Only Loves Me When I’m There” mit schlichter Klavierbegleitung zu Sam Cromacks melodiösem Gesang an, bauen sich aber Stück für Stück auf und werden rockiger und vor allem dynamischer. Oder aber sie beginnen mit rockigen Gitarrenriffs wie in “Struggle Street” und lassen eher ein raueres Stück erahnen. Auch die Klavierakkorde lassen eher in Richtung Bluesrock denken. Doch der Refrain ist plötzlich ungeahnt poppig. So wechseln sich diese beiden Seiten des Songs ab und geben ihm dadurch Frische und Spannung. Hier liegt die Stärke von “Puddinghead”. Es gibt kaum Songs, die sich nur dem Pop oder nur dem Rock verschreiben. Die Soundidee ist ausgereift und wird konsequent durchgezogen.
Die poppigere Seite von “Puddinghead” wird vor allem durch die, zum Mitsingen verleitenden, Refrains in “She Only Loves Me When I’m There” und “Trippin‘ The Light Fantastic” deutlich. Vielleicht etwas zu deutlich. Obwohl solche simplen Melodie-Nachsing-Refrains eigentlich niemand schaden, machen sie sich auf diesem Album eher schlecht. Neben Songs wie “Struggle Street” und “Cocaine Lion” wirken sie deutlich unkreativer und langweiliger. Das hat wirklich schon jeder gehört. Gut, dass es nur auf die Refrains begrenzt ist und der Rest wieder deutlich interessanter klingt.
Das ist wohl ein Überbleibsel der früheren Alben, die noch deutlich poppiger sind und unbeschwerter klingen.
“Puddinghead” behandelt vor allem melancholische Themen, verpackt diese aber gekonnt in fröhliche Melodien und Rhythmen. Die Musik an sich versprüht absolut Spielfreude und Spaß, obwohl die Songtitel schon das Gegenteil erwarten lassen: “Here I Am On Struggle Street Again” oder “Everything Is Shit Except My Friendship With You” lassen nun wirklich nicht auf tanzbare Rhythmen und fröhliche Melodien schließen. Sam Cromack behandelt diese Themen absolut ernst und mit viel Ausdruck, variiert sehr dynamisch seine Stimme und weiß Akzente zu setzen. Die Instrumentierung dagegen scheint dem Ganzen die optimistische Seite aufzuzeigen und lässt immer wieder die Heiterkeit einkehren. Ein sehr gelungenes Konzept.
(Radio Q)
6,5 Punkte
AntwortenLöschenBeim Maifeld Derby verpasst - nicht sooo schlimm.
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7 Punkte
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