Vor zwei Jahren wurde das Debütalbum von Clairo vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent wohlwollend aufgenommen: 76/100 Punkte bei M...

Clairo - Sling


Vor zwei Jahren wurde das Debütalbum von Clairo vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent wohlwollend aufgenommen: 76/100 Punkte bei Metacritic sowie Platz 51 bzw. 79 in den USA und Kanada stehen für „Immunity“ zu Buche. In Europa wurde eher wenig Notiz von der mittlerweile 22-jährigen Singer/Songwriterin genommen.

Dies könnte sich mit „Sling“ nun ändern, denn Dank Lorde fällt der Künstlername von Claire Elizabeth Cottrill nun häufiger, da sie, neben Phoebe Bridgers, auf deren aktueller Single „Solar Power“ zu hören ist, und sich die Neuseeländerin bei den Songs „Blouse“ und „Reaper“ für diesen stimmlichen Gastauftritt revanchiert. Zudem ist Jack Antonoff (Lana Del Rey, Lorde, Taylor Swift, Olivia Rodrigo), die personifizierte Erfolgsgarantie, ins Songwriting involviert und als Produzent von „Sling“ tätig. Bei Metacritic steht das Album aktuell auch bei 83/100 Punkten, erste Chart-Platzierungen folgen am morgigen Freitag.

„Sling“ bietet entspannten akustischen Folkpop mit 70ies Flair, über den die Streichinstrumente sanft hinweggleiten oder die Bläser leicht jazzige Akzente setzen. Clairo sinniert inhaltlich zum Thema Mutterschaft (dementsprechend ist die Platte auch ihrer Mutter Allison gewidmet) und hinterfragt die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. 
Freunde der Schallplatte können sich auf die limitierte Auflage auf dark green Vinyl freuen.


 


Was die Platte aber so interessant macht, ist die Tatsache, dass in jedem Song ein kleiner Widerspruch steckt.
Da wäre der Opener „Bambi“, wo Clairos verträumte Stimme einen in andere Welten entführt, während sie davon singt, durch ihre Karriere zu wenig Zeit für wichtige Dinge zu haben.
Oder die Vorab-Single „Blouse“, die zwar bezaubernd und ätherisch klingt, sich aber um das so gar nicht schöne Thema Alltagssexismus dreht.
Auch das Instrumentalstück „Joanie“ – benannt nach ihrem kürzlich adoptierten Hund, der laut eigener Aussage ihren Blick aufs Leben verändert hat – ist faszinierend und zeigt, dass Cottrill mehr drauf hat, als nur zu singen. Ganz ohne Text schafft sie es auch hier, zu berühren.


 


Mit einer hörbaren Liebe zum Detail breiten sich die Instrumentals der Songs wie ein großer flauschiger Teppich vor den Zuhörer:innen aus. Opulente Streicher-Arragements, verträumte Akustik-Gitarren, atmosphärische Synthies und hin und wieder eine Prise französischem Chanson-Charmes bilden zurückhaltend den Grundstein für ein harmonisches Gesamtbild. Dieses wird unter anderem von melodischen Backing-Vocals, die Lorde in mehreren Songs eingesungen hat, unterstützt. Nur selten bricht Clairo mit diesen Charakteristiken und zieht wie in „Joanie“ für ein paar Momente das Tempo an.




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