Alex Mayr fiel mir erstmals 2015 auf, als sie Verena Gropper beim Auftritt von Get Well Soon beim A Summer’s Tale Festival vertrat. Zwei J...

Alex Mayr - Park


Alex Mayr fiel mir erstmals 2015 auf, als sie Verena Gropper beim Auftritt von Get Well Soon beim A Summer’s Tale Festival vertrat. Zwei Jahre später tat sie dies erneut. Möglicherweise hat Konstantins Schwester irgendwelche Vorbehalte gegen Luhmühlen. 
Keine Einwände hat Konstantin Gropper gegen eine Zusammenarbeit mit Alex Mayr, denn beide Namen begegneten mir erneut im Vorspann zu Detlev Bucks Film „Wir können nicht anders“, für den sie gemeinsam die Musik komponierten. 
Über die Popakademie Mannheim ergab sich vermutlich deren Bekannt-/Freundschaft, die auch dazu führte, dass der Get Well Soon-Mastermind sowohl ihr Debütalbum „Wann fangen wir an?“ (2020) als auch den frisch veröffentlichten Nachfolger „Park“ co-produzierte. 

Welch großartige Fügung, denn so tauchen Alex Mayr und ihr Mitstreiter Konrad Henkelüdeke tief in den cineastischen und opulenten Soundkosmos von Get Well Soon ein: Die Streichinstrumente spielen melodramatisch auf („Tauben“) oder werden zart gezupft („Krocket“), Schlagzeug/Bass/Gitarre verleihen den Songs in wenigen Momenten eine mitreißende Dynamik („Eingang“, „Geisterbahn“, „Ohrfeige“), eine einzelne Trompete durchweht einsam einen Song mit Spaghetti-Western-Anleihen („Zeit“) oder ist Teil einer ganzen Blaskapelle („Eingang“), es gibt Stimm- und Geräuschsamples an den passenden Stellen („Geisterbahn“), Handclaps hier, Glöckchen da und sanft summende oder säuselnde Singstimmen im Hintergrund einfach überall. 

Der Nostalgie-Pop von „Park“ kann einen aber auch an die Band Prag erinnern („Alle“), bietet sommerliche-synthetischen Pop im Stile von 2raumwohnung („Statue“), mag in Verbindung mit einem klugen gesellschaftskritischen Text auch an Sophie Hunger denken lassen („Ohrfeige“) und bietet zum Abschluss noch einen Gastauftritt von Maeckes an („Ausgang“). Aber mit Sprechsängern haben Mayr & Gropper seit Caspers „Hinterland“ ja auch Erfahrung.   




 


Alex Mayr hat einige ganz hervorragende Songs auf „Park“ verewigt. Der legere, euphorisch-melancholische Indie-Pop von „Margaritas“ treibt einem sofort ein Lächeln ins Gesicht. Der Sixties-Chanson-Pop in „Zeit“ lässt an Alexandra denken und das traurige, aber wunderschöne, zeitlos elegante, jazzige mit sanften Streichern veredelte „Allein“ hätte wahrscheinlich auch gut zu Hildegard Knef als Interpretin gepasst. Der in Pandemiezeiten für viele Menschen zum Sehnsuchtsort erkorene Park ist der rote Faden dieses Albums, das mit dem wehmütigen Songwriter-Pop samt harmonischen Bläser-Arrangements und Hit-Potential in „Statue“, dem überbordend-schaurigen „Geisterbahn“ sowie dem dringlichen „Ohrfeige“ – in dem Mayr fassungslos von gesellschaftlich inakzeptablen Geschehnissen singt – weitere Höhepunkte bietet. Ein Klasse-Album einer großartigen Songwriterin, die ihr Potential voll ausschöpft.   




 


Alex Mayr unterwegs:
30.07.21 Mannheim - Seebühne Luisenpark
06.08.21 Lüneburg - Kulturforum/Konzertscheune
07.08.21 Magdeburg - Moritzhof 
08.08.21 Mainz - Fenster zum Hof 
11.08.21 Mannheim - Delta Konzerte Sommerbühne (supporting Maeckes)
12.08.21 Bremen - Golden City Hafenbar
14.08.21 Oberhausen - Gdanska
15.08.21 Stuttgart - ClubCANN
26.08.21 Paderborn – Paderborner Kultursommer
29.08.21 Mannheim - 5. Zeltfestival Rhein-Neckar (supporting Olli Schulz)
03.09.21 Mannheim - Maifeld Derby
04.09.21 Hannover - Komm raus! (freier Eintritt)


6 Kommentare:

  1. Mal sehen, ob ich mal wieder unanonym erscheine... Technik und ich werden wohl keine Freunde mehr...schönes Album 8 Punkte

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  2. Eines der besten deutschen Alben des Jahres (wenn nicht das Beste)

    8,5

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  3. Knapp nach "Woanders" für mich das zweitbeste deutschsprachige Album des Jahres. Daher vergebe ich hier 7,5 Punkte.

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