Dass Eivør Pálsdóttir gemeinsam mit dem Komponisten John Lunn für die Musik der Netflix Serie „The Last Kingdom“ verantwortlich zeichnet, is...

Eivør - Segl


Dass Eivør Pálsdóttir gemeinsam mit dem Komponisten John Lunn für die Musik der Netflix Serie „The Last Kingdom“ verantwortlich zeichnet, ist gut gewählt. Auch auf dem neuen Album der von den Färöer Inseln stammenden und in Kopenhagen lebenden Musikerin kann man bei geschlossenen Augen Drachenschiffe übers Meer segeln (passend zum Albumtitel), lange Kameraflüge über spektakuläre nordische Landschaften sowie behelmte Wikinger einen Schildwall bilden und in Zeitlupe mit Streitäxten aufeinander einschlagen sehen. 

Ihr letztes reguläres Album „Slør“ war 2015 in färöischer und zwei Jahre später in englischer Sprache erschienen. Auf „Segl“ wird beides kombiniert. Auch der cineastische, dramatische Folkpop (Enya trifft Kate Bush) steht nicht mehr allein, denn Eivør hat sich nicht nur äußerliche von einem gewissen Ethno-Hippie-Touch verabschiedet. Auch musikalisch bieten einige der zwölf neuen Songs moderneren, elektronischeren Pop, der im Radio auch gut nach Aurora laufen könnte.   

Das Album entstand erneut zusammen mit ihrem Ehemann und Produzenten Tróndur Bogason, jedoch wurde mit Dan Heath ein renommierter Co-Produzent (Lana Del Rey) und Filmmusik-Komponist („Big Eyes“, „Maleficient“) an Bord geholt. Zudem begleiten Eivør mit Ásgeir („Only Love“) und Einar Selvik von der Band Wardruna („Stirdur Saknuk“) zwei bekannte Stimmen aus Island und Norwegen auf ihrer spannenden musikalischen Reise.   


 


Mit ihrem neuen Album „Segl“ erzeugt sie eine Stimmung, die kraftvoll und intensiv, aber auch friedvoll und hymnisch ist. Das zeitlose „Segl“ wird neben ihrer wundervollen, lieblichen und glasklaren Stimme von einem federleichten, elektronischen Sound angeführt, dem in seiner schwingenden Geschmeidigkeit nichts nachsteht. Dieses Schmuckstück hebt ein dynamisches und intensives Kontrastprogramm zwischen Glückseligkeit und Traurigkeit sowohl als auch die Zerbrechlichkeit und die dennoch vorhandene Kraft hervor.


 


Ein frühes, unter Umständen bereits bekanntes Highlight wäre „Sleep On It“, dessen lockeres und doch wuchtiges Beat-Konstrukt in erfrischendem Kontrast zu Eivørs weicher Stimme steht. Der Refrain nimmt sich im richtigen Moment zurück, breitet großflächige Synth-Teppiche aus und bewirft technoide Ansätze mit Samthandschuhen. Ähnliches scheint „Skyscrapers“ zu versuchen, wenngleich das Piano sukzessive in den Vordergrund geschoben wird. Ein Hauch wohliger Düsternis breitet sich im Chorus aus und punktet mit dezenten TripHop-Vibes.
„Gullspunnin“ beschließt das Album, spielt allerdings weit vorne mit. Die Sängerin von den Färöer Inseln hangelt sich über folkige Vibes traditionell in diesen Track – ein kleiner Querverweis auf ihre Anfänge – bevor sich ein wundersames, leicht mystisches Electro-Pop-Arrangement ausbreitet. Gespenstische Untertöne begleiten dieses packende, konstant anschwellende Stück Musik. Die dramatische Piano-Ballade „Patience“ (dezentes Nachwummern inklusive) bewegt emotional, „Nothing To Fear“ hingegen physisch. Zu diesen knapp 200 Sekunden bewegt man sich förmlich von selbst, der Hauptteil brennt sich zudem sofort ein.


 


Auch die Konzerte von Eivør wurde verschoben und können hoffentlich nächstes Jahr nachgeholt werden:
11.10.21 Leipzig, Täubchenthal
12.10.21 Berlin, Passionskirche
13.10.21 Hamburg, Mojo Club
15.10.21 Köln, Kulturkirche
16.10.21 Aschaffenburg, Colos-Saal
18.10.21 Ludwigsburg, Scala
28.10.20 Bochum, Zeche

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