Das Jahr der doppelten Plattenveröffentlichungen (I)
231 Tage lagen zwischen der Veröffentlichung von "Bridges" und "Slør". Obwohl Eivør Pálsdóttir die beiden Alben als Schwestern bezeichnet, wird der Unterschied bereits bei den ersten gesungenen Wörtern recht deutlich, denn mit "Slør" kehrt die Sängerin wieder, wie auch auf den ersten ihrer mittlerweile zehn Platten, zur färöischen Sprache zurück. Dazu sagt die Künstlerin:
This is the day that I have been looking forward to for a long time. My dream was to release the two albums BRIDGES and SLØR this year because I felt they belonged together in so many ways. And here they are finally side by side.
In contrast to BRIDGES, which is marked by a longing for home – SLØR is marked by wanderlust and a desire for freedom. For me this album is very much about unveiling your true self, allowing yourself to unfold and break free from whatever shackles life puts you in. Hence the title, SLØR, which means “Veil” in English.
Mit "Salt", "Verð Mín" und "Slør" beruhen 3 Lieder auf den Texten des Poeten Marjun Syderbø Kjælnes, "Trøllabundin" ist eine Neuaufnahme eines über 10 Jahre alten Songs, "Í Tokuni" kombiniert folkloristische und experimentelle Töne und "Petti Fyri Petti" (Eivør singt zur gezupften Gitarre, während ein Männerchor dezent m Hintergrund summt) ist mein Favorit auf dem Album, das auf mich deutlich attraktiver und anziehender wirkt als die "Schwester".
„Slør“ hat sich dem Fernweh verschrieben, thematisiert Trennungen und Frieden. Eivørs Stimme steht ganz klar im Vordergrund, die Instrumentierung der Songs erfolgte sehr sparsam. Irgendwo zwischen färöischer Folklore und Triphop ist so ein weiteres Meisterwerk entstanden. Wer Björk erträgt, Kate Bush mag, wird Eivør lieben!
(Westzeit)
Wo „Bridges“ noch mit zarten Linien und klassischen Songwriterstrukturen überzeugte, wirbelt „Slør“ gehörig Sand auf und opfert die Wärme spendende Atmosphäre seines Vorgängers zugunsten einer energiegeladenen, kühlen Synthie-Ästhetik. Songs wie das von tiefen Beats bestimmte „Salt“, das eiserne „Silvitni“ oder das fast schon dämonisch fauchende „Í Tokuni“ klingen rebellisch und wenig biegsam, wohingegen „Brotin“ und „Mjørkaflókar“ einen Tanz in Richtung Eighties-Pop wagen. Eivør selbst attestiert „Slør“ den unbedingten Drang nach Freiheit. Bei den Hörern dürften jedoch neben der akustischen Inszenierung vor allem die färöischen Lyrics für Staunen sorgen – bekommt man diese Sprache schließlich kaum zu hören. Und doch ist es genau jene Mundart, die dem Album einen ganz besonderen, verwunschenen Charme und der Ballade „Petti Fyri Petti“ die Macht verleiht, eine Gänsehautwelle nach der nächsten anzustoßen.
(Kultmucke)
Eivør ist recht häufig auf deutschen Konzertbühnen anzutreffen, so auch wieder im November:
12.11.15 Düsseldorf, Pitcher
17.11.15 Kassel, Kulturzentrum Schlachthof
18.11.15 Leipzig, Neues Schauspiel
19.11.15 Ilmenau, bc
20.11.15 Bensheim, Musiktheater Rex
21.11.15 Tübungen, Sudhaus
23.11.15 Freiburg, Jazzhaus
24.11.15 Erlangen, E-Werk
25.11.15 München, Einstein Kultur
7 Punkte
AntwortenLöschenBesser als das englischsprachige erste Album. 8 Punkte
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