Nachdem sich die Sängerin Madeline Follin und der Multi-Instrumentalist Brian Oblivion zuletzt dem gleichnamigen Debütalbum von The Motels ...

Cults - Host


Nachdem sich die Sängerin Madeline Follin und der Multi-Instrumentalist Brian Oblivion zuletzt dem gleichnamigen Debütalbum von The Motels aus dem Jahr 1979 gewidmet haben, kehren sie nun ins Hier und Jetzt zurück. Obwohl dies beim Retro-Indiepop von Cults eigentlich niemals behauptet werden darf.  

Zwar greift das Duo nach „Cults“ (2011), „Static“ (2013) und „Offering“ (2017) auch für sein viertes Album auf einen Ein-Wort-Titel zurück, dennoch ist „Host“ ein Schritt nach vorne: Die 12 Songs wurden, u.a. mit Loren Shane Humphrey (The Last Shadow Puppets, Florence + The Machine) am Schlagzeug, zum ersten Mal hauptsächlich mit Live-Instrumenten im Studio aufgenommen und Madeline Follin fand erstmals den Mut, eigene Kompositionen einzubringen. So verschob sich die Dynamik innerhalb des Duos, das gemeinsam mit Shane Stoneback (Vampire Weekend, Bleached, Cults) und John Congleton (Amanda Palmer, Angel Olsen, The Decemberists, Goldfrapp) wieder zahlreiche Chor-, Bläser- und Streicher-Soundschichten aufeinander türmte und eine eingängige Mixtur aus Dream-, Synthie- und Sixties-Pop erzeugte.     


 


Den Opener liefert “Trials”, ein Track der einen mit Streichen und verspielten Synthies begrüßt. Dabei wirkt der Track ziemlich leicht und brennt sich vor allem im Chorus schnell in den Kopf ein. Thematisch geht es dabei um die Person an die man Nachts im Bett denkt und die einen sogar bis in die Träume verfolgt. Mit dem zweiten Track “8th Avenue” werden die Bläser ausgepackt. Von den Harmonien her könnte der Song dabei auch bestens an Stelle des Billie Eilish Tracks “No Time To Die” für den aktuellen Bondfilm als Soundtrack Pate stehen. Bei “Spit You Out” muss man zwangsläufig am Anfang an den Radioheadklassiker “No Suprises” denken. Der Songs gewinnt in seinem Verlauf jedoch eine spannende Eigendynamik und wirkt so doch ziemlich treibend. Dabei liegt auf der Stimme der Sängerin ein leichter Verfremdungseffekt der eine griffige Note in den Song bringt. (…)
“Honest Love” bewegt sich vor allem im Chorus in den klassichen Popvibes der 80er Jahre. “Shoulders To My Feet” geht diesen 80er Vibe mit, verleiht ihm allerdings noch mehr etwas Positivität. Mit “Monolithic” liefern Cults dann den perfekten Closer für ihr Album, leicht melancholisch und doch auch etwas bombastisch, dass dieses stimmungsvolle düstere Album souverän abschließt. 


 


Die Basis sind zwar nach wie vor an klassischen Formaten orientierte Old-School-Pop-Songs, die indes heutzutage mit einer kompositorischen Abenteuerlust und Unbefangenheit sowie arrangementstechnischen Details daher kommen, von denen Cults früher nur träumen konnten. Dass es dabei nicht um die Emulation von Vorbildern geht, liegt auf der Hand, denn Cults betrachten alles mit einer frischen Perspektive durch die Indie-Dream-Pop-Brille und ohne Ehrfurcht vor Traditionen. Es ist nur so, dass Cults wissen, was sie wollen und können und niemals über das Ziel hinausschießen. So lässt man sich modernen Indie-Pop gerne gefallen.


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