Zu den Festivals, die ich 2020 gern besucht hätte, zählte auch wieder einmal das Traumzeit Festival . Fortuna Ehrenfeld, Jungstötter Efterkl...

Giant Rooks - Rookery


Zu den Festivals, die ich 2020 gern besucht hätte, zählte auch wieder einmal das Traumzeit Festival. Fortuna Ehrenfeld, Jungstötter Efterklang und Thees Uhlmann hätten mich ich den Landschaftspark nach Duisburg gelockt. Nach den zahlreichen Konzert- und Festival-Absagen konnte ich Anfang August zumindest Thees Uhlmann wieder einmal live sehen.

Ein Großteil des 2020er Line-Ups konnten die Veranstalter des Traumzeit Festivals auch schon für die Auflage im nächsten Jahr gewinnen. Dass man dabei zunächst erst einmal hauptsächlich auf deutsche Bands setzt, ist hinsichtlich möglicher Unvorhersehbarkeiten bei Anreisen aus dem Ausland sicherlich ein kluger Schachzug. Und so werden vom 18. bis 20. Juni 2021 Thees Uhlmann, Leoniden, Provinz, deren tolles Debutalbum „Wir bauten uns Amerika“ mit etwas Hilfe hier vorgestellt wurde, und Giant Rooks im Landschaftspark rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk auftreten.

Bei Giant Rooks handelt es sich um Quintett aus Hamm, das mittlerweile in Berlin lebt und für sein Debütalbum reichlich Anlauf genommen hat: Bereits 2014 wurde die Band von den Cousins Frederik Rabe (Gesang, Gitarre, Percussion) und Finn Schwieters (Gitarre) sowie Jonathan Wischniowski (Synthesizer, Piano) gegründet und später von Luca Göttner (Bass) und Finn Thomas (Schlagzeug) vervollständigt. Nach drei EPs und zahlreichen Singles schafften sie im April 2019 mit „Wild Stare“ erstmals den Einzug in die deutschen Charts und räumten den Preis für Popkultur“ in der Kategorie „Hoffnungsvollste/r Newcomer/in“, den im Jahr zuvor Sam Vance-Law mit „Homotopia“ gewonnen hatte, sowie den Förderpreis der 1Live Krone ab. 

Einerseits liefert „Rookery“ 12 eingängige, leichte Indie-Pop-Songs, mit denen sie sich auch vor internationaler Konkurrenz (wie Two Door Cinema Club, The Kooks, The 1975, Metronomy oder Alt-J) nicht verstecken müssen. Andererseits haben sie in ihrer Karriere bereits über 350 Konzerte gespielt, auf denen sie sicherlich nicht so glatt gebügelt klingen wie auf ihrem Debütalbum.


 


ROOKERY, das Debütalbum nach drei EPs, klingt denn auch wie die Abschlussarbeit eines Musterschülers. Kein Song klingt wie Füllmaterial, jeder einzelne nach hochprofessionellem Handwerk. „Very Soon You’ll See“ ist so gut gelaunt, als wolle es ein zweites „Lemon Tree“ werden. „Head By Head“ würde, aufgenommen von Mumford & Sons, ein Welthit.
Und der das Album abschließende Titelsong, eine eher ereignislose Midtempo-Ballade, wird durch den Einsatz von Auto-Tune doch in die Moderne gezerrt. Natürlich bekommt der Musterschüler eine Eins, aber halt auch mit auf den Weg: In der Zukunft ruhig etwas mehr wagen!


 


Die Artpop-Ballade "Misinterpretations" schwebt zunächst auf feinem Percussion-Teppich – wie auf der gesamten Platte setzen Giant Rooks hin und wieder Piano-Sprenkel ein – bevor Synthies, Gitarren sowie ein Mix aus Gospel- und Soul-Chor den funkelnden Refrain stilecht auf das Silbertablett bringen. Ob intensive Spannungsbögen, knallige Rhythmen oder spontane Mitsing-Parts – faszinierend neben dem juvenilen Pop-Punch ist die positive Selbstverständlichkeit, mit der der Vierer seinen eigenen Sound voll und ganz definiert, ungeachtet der namhaften Referenz-Künstler. Giant Rooks sind keine Anfänger, sondern die kommenden Indie-Pop-Könige.


 


Die Stimme von Sänger Frederik ist markant, die Background-Chöre drängen sich stets zum richtigen Zeitpunkt in den Vordergrund, und der Verbindungsfaden zwischen eingängiger Harmonie und hinterfragender Tiefe verliert nie an Spannung.
„Rookery“ hat wahrlich viele Highlights zu bieten. Vielleicht thront das breitbrüstige „Wild Stare“ am Ende ganz oben auf dem Podest. Hier klingt die Band wie eine gestandene Genre-Größe, die zwischen liebgewonnenen Pop-Trademarks auch gerne mal die Muskeln spielen lässt.
Letztlich spielt es aber keine große Rolle, welchen der 12 „Rookery“-Perlen man am Ende die Krone aufsetzt. Verdient hätten es irgendwie alle.


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