So muss ein Alterswerk klingen: Bob Mould schnappt sich eine akustische Gitarre und legt auf „Heart On My Sleeve“ los, wie es sich für eine...

Bob Mould - Blue Hearts


So muss ein Alterswerk klingen: Bob Mould schnappt sich eine akustische Gitarre und legt auf „Heart On My Sleeve“ los, wie es sich für einen fast 60-jährigen gehört. Aber im Folgenden nimmt der Mann, der mit Hüsker Dü und Sugar die Geschichte des Alternative Rock mit geschrieben hat, kein Blatt vor den Mund und schaltet für „Next Generation“ nicht in den nächsten sondern den übernächsten Gang und erreicht Sugar-Geschwindigkeit. 

Die Single „American Crisis“ lässt ihn weiter wüten und dem Label Alternative Rock darf Punk Rock noch hinzugefügt werden, als wären wir Mitte der 80er und Mould würde mit John Grant und Greg Norton gegen die Politik Ronald Reagans (und nicht gegen Trump, Klimawandel usw.) anschreien. Durchs anschließende „Fireball“ hat er sich in 100 Sekunden hindurch geberserkt. Wer hätte gedacht, dass in dem alten Mann noch ein solches Feuer brennt?

Nach 14 Songs in knapp 33 Minuten hat die wilde Hatz, die Mould selbst mit „the catchiest batch of protest songs I´ve ever writtten in one sitting“ umschreibt, ein Ende. Für „Blue Hearts“ ist Bob Mould, der das Album selbst in Electrical Audio in Chicago produziert hat, wieder zur Trio-Besetzung (wie bei Hüsker Dü und Sugar) zurückgekehrt und wird von Jason Narducy (Bass) und Jon Wurster (Schlagzeug) unterstützt. 

Die limitierte Auflage der LP gibt es passend zum Albumcover auf tri-color Vinyl. Noch schicker kommt die „Distortion: 1989 – 1995“ Box auf insgesamt 8 LPs (splatter effect Vinyl) daher, die Moulds erste Soloalben sowie die Sugar Platten in neue Hüllen steckt:



 


Dargeboten werden die 14 neuen Songs im typischen Soundgewand, bei dem laute Gitarren, in zum Teil halsbrecherischen Tempo, gekonnt mit dem unverkennbaren mouldschen Gespür für Melodien und griffige Hooks gepaart werden. Soundtechnisch also alles beim alten möchte man meinen. Doch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den neuen Songs ist durchaus lohnenswert, macht doch Mould darin eindeutig seine Sicht auf die Dinge  – sei es nun der Klimawandel oder die politische Situation in den USA – klar. (…)
Musikalisch mag Bob Mould mit “Blue Hearts” weiterhin auf dem seit 2012 gemeinsam mit Wurster und Jarducy erfolgreich eingeschlagenen Weg zu wandeln (wenn auch zum Teil etwas aggressiver). Inhaltlich hingegen erweitert er sein an Höhepunkten nicht armes Œuvre eindrucksvoll um eine weitere sehr spannende Facette. Chapeau!


 


Wenn die Aufnahmen nicht merklich besser wären als in den 80ern, könnte man meinen, hier ein paar „Hüsker Dü“ Stücke zu hören. Kaum zu glauben, aber Anno 2020 zeigt Bob Mould allen nochmal so richtig, wo der Hammer hängt und macht da vielen jungen Bands noch was vor. Die Songs sind alle schön kurz und auf den Punkt. Nur einer überschreitet die Drei-Minuten-Marke. Highlights sind die beiden Stücke, die am meisten an „Hüsker Dü“ erinnern: „next generation“ und „password to my soul“. So kann Bob Mould von mir aus ewig weiter machen…


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