Der NME hielt uns kürzlich auf dem Laufenden über die bisher besten Alben 2020. The Big Moon, Blossoms, Grimes und Tame Impala haben wir hier bereits vorgestellt, andere (wie Ozzy Osbourne oder J Hus) sind nicht ganz so passend. Vorgestellt gehört aber definitiv noch Soccer Mommy.
Zu ihrem Album „Color Theory“ sagt der NME: “‘Color Theory’ is split into three, with each section signified by a different colour… The grouping of songs makes for a mature, brilliant album that wields its power over three distinct movements.”
Soccer Mommy ist die 22-jährige Singer/Songwriterin Sophia Regina Allison, die aus Nashville, Tennessee stammt. Ihr erstes selbst gekauftes Album war „Under My Skin“ von Avril Lavigne, die sie neben Taylor Swift und Mitski als Inspirationsquellen benennt. Nach ersten frühen Aufnahmen und Veröffentlichungen aus den Jahren 2016 und 2017 stellte „Clean“ vor zwei Jahren das erste reguläre Album dar und tauchte Ende 2018 in nahezu allen US-Bestenlisten (Pitchfork, Rolling Stone, Stereogum, Noisey, BrooklynVegan, The A.V. Club) auf. Der NME hat es natürlich damals schon gewusst und Soccer Mommy mit „Clean“ auf Platz 39 gelistet.
„Color Theory“ wurde Ende Februar über Loma Vista veröffentlicht, schaffte den Sprung in die US Billboard Charts (#142) und steht aktuell bei Metacritic mit 81/100 Punkten noch besser da als der Vorgänger (78/100). Es wurde auf Tour geschrieben, mit dem von „Clean“ bewährten Team sowie erstmals mit ihrer Live-Band eingespielt. Thematisch ist es in drei Teile untergliedert, die sich mit Traurigkeit und Depression, körperlicher und geistiger Krankheit sowie Dunkelheit, Leere und Verlust beschäftigen. Ein Feel-Good-Indiepop-Album klingt also anders.
Mit einigen harmonischen Akustikgitarrentönen beginnt der Opener "Bloodstream", die Stimme Allisons trägt die Melodie, zarte Sonnenstrahlen funkeln inmitten der juvenilen, dunkel schimmernden Melancholie. Das ist Dreampop, der aufs Nötigste reduziert wurde, der unmittelbar berührt und sich nicht hinter Lärm und Rausch versteckt. Auf "Color theory" regiert ohnehin eine minimalistische Dringlichkeit, Aufbruchsstimmung durchzieht jedes der zehn Stücke. Dafür bricht Allison dann auch gerne mit den klassischen Schemata: Durch "Yellow is the color of her eyes" weht ein starker 90s-Vibe, der Song bäumt sich auf, wirkt im Laufe seiner über sieben Minuten wie eine musikalische Novelle, die Gitarren sorgen ab der Mitte für dezentes Feedback. Soccer Mommy klingt in dem Stück müde, und doch kraftvoll, weil sie sich den Unwägbarkeiten des Lebens in den Weg stellt. Mit einfachsten Mitteln, nicht jedoch ohne Nachdruck.
(Plattentests)
Es geht um Depressionen und Unsicherheiten, Ängste und Psychosen, die kranke Mutter, die sterbenden Eltern. Wie eine gute Therapiestunde ist auch hier das Tempo eher schläfrig, egal ob die Gitarren frühlingshaft jingeln und jängeln („Circle The Drain“) oder eher verträumt herumhuschen („Night Swimming“). Indie-Pop wird auf COLOR THEORY nicht gerade neu erfunden, aber doch wenigstens wieder für einen guten Zweck, der Seelenhygiene von Sophie Allison, verwendet. Und das ist doch auch schon was.
(musikexpress)
7,5 Punkte
AntwortenLöschenAuch als Fußball-Fan sind es nicht mehr als 6,5 Punkte.
AntwortenLöschen7
AntwortenLöschen6,5 Punkte
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