Aktuell werden so viele Alben, die eigentlich im April oder Mai hätten erscheinen sollen (zum Beispiel Jarvis Cocker, Jonathan Bree, The...

Laura Marling - Song For Our Daughter


Aktuell werden so viele Alben, die eigentlich im April oder Mai hätten erscheinen sollen (zum Beispiel Jarvis Cocker, Jonathan Bree, The Psychedelic Furs, Throwing Muses oder Sophia) auf deutlich spätere Termine verschoben, dass es eine besondere Freude ist, wenn ein Künstler den umgekehrten Weg geht.

In diesem Fall ist es mit Laura Marling eine Künstlerin, die ihr für den 10. August angekündigtes Album ohne lange Vorlaufzeit einfach vier Monate vorher veröffentlichte und dies aufgrund der aktuellen Umstände so begründete:
In light of the change to all our circumstances, I saw no reason to hold back on something that, at the very least, might entertain, and at its best, provide some sense of union. It’s strange to watch the facade of our daily lives dissolve away, leaving only the essentials; those we love and our worry for them. An album, stripped of everything that modernity and ownership does to it, is essentially a piece of me, and I’d like for you to have it.




Obwohl „Song For Our Daughter“, das im Verlauf des Jahres auch physisch erscheinen wird, bereits das siebte Album von Laura Marling darstellt, ist die Musikerin erst kürzlich 30 Jahre alt geworden. Nach ihrer letzten Veröffentlichung „Semper Femina“ (2017) wählte sie bewusst Veränderungen: Sie arbeitete mit dem Theaterregisseur Robert Icke zusammen, gründete mit Mike Lindsay von Tunng das Duo Lump, das ein Album veröffentlichte, und lernte dadurch einen neuen Zugang zum Komponieren kennen, schrieb sich für ein Masterstudium in Psychoanalyse ein und zog zurück nach London. 

Auf die 10 neuen Songs blieben die Veränderungen nicht wirkungslos: Marling richtete sich in ihrem Keller ein eigenes Studio ein und verbrachte viel Zeit mit Sound-Experimenten, nahm Einflüsse aus dem Theater, der Literatur (Graham Greene) und Musik (Leonard Cohen, Paul McCartney, Bill Callahan) auf, produzierte das Album zusammen mit Ethan Johns (The Vaccines, Paul McCartney, Kaiser Chiefs, Turin Brakes, Ryan Adams), der auch schon ihre Alben zwei bis vier produziert hatte, und ließ sich von Rob Moose (Antony and the Johnsons, Bon Iver, The National) schwelgerische Streicher arrangieren. „Blow By Blow“, „Fortune“ und „For You“ zählen zu den Highlights dieses intimen und warmen Folk-Albums.

Bei Metacritic stehen alle Alben von Laura Marling, mit Ausnahme des Debüts „Alas, I Cannot Swim“ (2008; 73/100), zwischen 81 und 86 Punkten. „Song For Our Daughter“ toppt dies aktuell mit 91/100 Punkten. 




Noch intimer als beim selbstproduzierten Meisterinnenwerk und Vorvorgänger-Album SHORT MOVIE von 2015 ist Marling wieder angemessen nah mikrofoniert, sodass man sich fühlt, als würde sie direkt vor einem summen und die Klampfe zupfen. Selbst Violine und Cello sind so roh abgenommen, dass kein Kitschverdacht aufkommt. Beim letzten Album SEMPER FEMINA ging es Marling einerseits um Weiblichkeit; andererseits äußerte sie sich derzeit auch, diese Konzepte unterlaufend, über ihre (sic!) Männlichkeit, über Gender-Fluidität und überhaupt Queerness.
(musikexpress)







3 Kommentare: