Die (bisher) Übersehenen (I) John William Grant feierte diesen Sommer seinen 50. Geburtstag und beschenkte sich selb...

John Grant - Love Is Magic



















Die (bisher) Übersehenen (I)

John William Grant feierte diesen Sommer seinen 50. Geburtstag und beschenkte sich selbst mit der Veröffentlichung seines vierten Soloalbums (hinzu kommen sechs Platten mit The Czars). 

Jedoch konnte „Love Is Magic“ nicht an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen: „Grey Tickles, Black Pressure“ war vor drei Jahren sein erstes Album, das sich in den deutschen Charts platzierte (#89) und im Vereinigten Königreich konnte es sogar bis auf Platz 5 klettern. „Love Is Magic“ verfehlte nun in Deutschland die Hitlisten und im UK war nicht mehr als Rang 17 drin. Auch bei den Plattenkritikern (hier zusammengetragen von Metacritic) blieb das Album mit einer Durchschnittsbewertung von 78/100 etwas hinter „Grey Tickles, Black Pressure“ (2015) und „Pale Green Ghosts“ (2013), die beide auf 82/100 Punkten kamen, zurück.

Einen erdrutschartigen Abstieg musste John Grant leider zuletzt bei Platten vor Gericht hinnehmen: Während „Pale Green Ghosts2013 mit 8,250 Punkten auf unser Siegertreppchen kam (3. Platz), müssen die Bestenlisten sehr lang durchforstet werden, um auf „Grey Tickles, Black Pressure“ zu stoßen. 6,643 Punkte und Rang 175 standen am Ende des Jahres 2015 als ernüchterndes Endergebnis für John Grant fest. 

Schlimmer kann der Absturz doch für das im Vergleich zu seinen Vorgängern deutlich elektronischere „Love Is Magic“ nicht weitergehen, oder? Vor eurer Urteilsbildung gibt es noch die Kritiken des Musikexpress (4 von 6 Sternen) und des Rolling Stone (3,5 von 5 Sternen) zu lesen sowie die Videos zu „Love Is Magic“ und „He’s Got His Mother’s Hips“ zu sehen:




„Metamorphosis“ be­ginnt zum Auftakt wie ein fehlgeleitetes Soft-Cell-Stück, Grant schauspielt sich als Sänger durch die erste Minute, es ist mehr eine Performance als eine Pop-Darbietung. Im Mittelteil bricht das Stück ab, bildet eine Fläche – die Melancholie hält Einzug. Dann übernimmt wieder Gaga-Grant, knapp sechs Minuten läuft das Ding, es kommt einem nur halb so lang vor. Noch besser ist das Titelstück, auf dem John Grant Beach-Boys-Harmonien und schleppenden Synthie-Pop zusammenführt und davon singt, dass die Liebe oberflächlich betrachtet mehr Arbeit macht als ein Hausputz – aber wenn dann alles glänzt: wie großartig die Liebe dann doch ist!
(musikexpress)




Der Sänger erweitert sein Arsenal von Geschichten über gedemütigte Liebende („He’s Got His Mothers Hips“) und wird in der harschen Amerika-­unter-Trump-Abrechnung „Smug Cunt“ auch politisch deutlich. Hin und wieder übertreibt er es mit seinen (Selbst-)Hass-­Erklärungen – wie im plumpen „Diet Gum“. Der überbordende, gehässige Humor steht bei Grant eigentlich in produktivem Kontrast zu den melancholie­­getränkten Melodien.
Doch die kalkulierte Konzentration auf Elektro-Brimborium sorgt hier zuweilen für eine gewisse Betäubung. Zum Glück versöhnen das mit Kraftwerk betriebene „Tempest“ und das zartbittere Schlusslied, „Touch And Go“, mit echter Magie.
(Rolling Stone)


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