Vor zwei Jahren eröffneten wir den jährlichen Gerichtssaal stilgerecht mit einem neuen Album von Rachel Platten und sc...

LP - Heart To Mouth



















Vor zwei Jahren eröffneten wir den jährlichen Gerichtssaal stilgerecht mit einem neuen Album von Rachel Platten und schlossen ihn mit der Vorstellung des vierten Werkes von LP. Unserem Richter Volker waren beide Alben 7 Punkte wert, bei mir reichte es nur für für 3 bzw. 6 Punkte, so dass die junge Frau mit dem großartigen Namen nicht mehr vorgeladen wurde. Ihre etwas ältere Kollegin mit den tollen Initialen erhält nun aber eine zweite Chance.

Laura Pergollizzi gelang mit „Lost On You“ in vielen unserer Nachbarländer der Durchbruch (Top Ten in Belgien, Frankreich, Polen, Schweiz), nur in deutschen Charts versandete das Album der US-Amerikanerin auf Platz 50. Der dazugehörige Titelsong kommt auf 137 Millionen Spotify-Klicks und 226 Millionen You Tube-Aufrufe.

Mit „Heart To Mouth“ veröffentlicht LP, die bereits Songs für Christina Aguilera, Cher, Rihanna oder Rita Ora komponierte, nun ihr persönlichstes Album. Äußerlich denkt man bei Laura Pergollizzi, dass sie auch gut in den 70er Jahren mit den Ramones, Johnny Thunders oder Patti Smith im New Yorker CBGB hätte abhängen können. Musikalisch geht ihr Output leider vielmehr in Richtung der zuvor erwähnten Künstlerinnen, wobei nicht verheimlicht werde soll, dass Songs wie „Dreamcatcher“, „Shaken“, „Dreamer“ oder die beiden Singles „Recovery“ und „Girls Go Wild“ extrem zugänglich sind, überall eine gute Rolle im Formatradio spielen würden und von Katy Perry, Taylor Swift oder Lady Gaga gesungen zu großen Hits avancieren würden. Pergollizzis ungewöhnliche Stimme, vom Guardian als Mischung aus Gwen Stefani und Cyndi Lauper beschrieben, verhindert, dass „Heart To Mouth“ allzu glatt daher kommt. Nur der Latin-Pop von „House On Fire“ (bei dem auch noch gepfiffen wird!) ist schwer zu ertragen. 




Der Opener “Dreamcatcher” könnte so auch aus einem anderen Jahrzehnt stammen und öffnet den Sound für dramatische Töne, nur damit der folgende Song “When I’m Over You” vor einem Pop-Beat R’n’B-Klänge und Sprechgesang verarbeitet. Zwar konzentriert sich der absolute Großteil des Albums auf ruhigere Töne, aber wie “House on Fire” mit einem sehr aufregenden Sound, der südländisch anmutet, und dem Country-Song “Hey Nice to Know Ya” beweisen, kann LP auch ganz anders. Der große Übertrack “Shaken” kommt als vorletzter und erinnert an eine grandiose Mischung aus Robyns “Dancing On my Own” und Amy Winehouse bei ihrer Zusammenarbeit mit Mark Ronson. Wer auf der Suche nach dem nächsten großen Hit der Sängerin ist, könnte genau hier fündig werden. Überhaupt zeigt sich auch beim fünften Album, dass die Sängerin noch über viel mehr Kreativität und Virtuosität verfügt, als so einige bei ihrem Karrierebeginn. Zwar strauchelt das Album im Mittelteil, aber gerade die experimentierfreudigen Stücke können die einzigartige Stimme der Sängerin wunderbar zur Schau stellen und zeigen, dass das nicht nur ein reines One-Hit-Wonder ist! Nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Hinhörer!
(Minutenmusik)




Die zwölf Panorama-Kompositionen balancieren stets zwischen Stadion-Hymne und Proberaum-Folk - anspruchsvoll und eingängig zugleich. Der Pathos von LPs Liedern wird durchbrochen von Abgründen aus Scheitern, Alkoholmissbrauch und Einsamkeit, wenn sie etwa die Reparatur ihres gebrochenen Herzens mit Zeilen wie "It took me months to loose the pain / Now I only take the train" verarbeitet ("Hey Nice To Know Ya"). LP wirkt da eher geläutert als gestärkt und tut sich hervor als pompöser Gegenentwurf zur Dance-Floor-Gleichförmigkeit im Radio, die immer noch Tankbarzeit vor Tiefgründe stellt. Beats küssen das anspruchsvolle Liedermachen, doch die Discokugel zerschellt grandios am Gitarrenhals.
(Mittelbayerische)

1 Kommentar:

  1. Früher habe ich bei "Elpi" Platten gekauft - diese wäre dann doch nicht dabei gewesen.

    5,5 Punkte

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