Sänger bekannter Band solo unterwegs (II) Der Sänger von Death Cab For Cutie hatte mit seinem Nebenprojekt The...

Benjamin Gibbard - Former Lives

























Sänger bekannter Band solo unterwegs (II)

Der Sänger von Death Cab For Cutie hatte mit seinem Nebenprojekt The Postal Service sehr großen Erfolg: Das 2003 veröffentlichte Album "Give Up" war nicht nur stilbildend sondern auch eine der erfolgreichsten Platten des Sub Pop Labels. Weniger Beachtung erhielt im gleichen Jahr "Home", eine Split EP mit Andrew Kenny von The American Analog Set, die hierzulande über Morr Music veröffentlicht wurde und beide Musiker in akustischem Gewand zeigte.

9 Jahre später erscheint nun das erste Soloalbum von Benjamin Gibbard, angefüllt mit 12 Songs, die sich im Verlauf der letzten acht Jahre ansammelten, drei Beziehungen sowie zwei Wohnortwechsel aufarbeiten und ansonsten bisher vermutlich aus qualitativen Gründen nicht berücksichtigt wurden ("Oh, Woe" wäre ein solcher Kandidat) oder nicht ins Konzept von Death Cab For Cutie passten.   

Auch wenn der Power-Pop von "Teardrop Window" oder der höchst eingängige Indiepop von "Bigger Than Love" (ein Duett mit Aimee Mann) tatsächlich genau so auf einem Album von Death Cab For Cutie zu finden sein könnten und "Lily" die akustische Tradition der "Home EP" fortführt, so zeigt sich Gibbard auch experimentierfreudig: "Something's Rattling (Cowpoke)" durchweht mexikanischer Mariachi-Flair, "Duncan, Where Have You Gone?" ist eine schöne, beatleeske Ballade, "Broken Yolk In Western Sky" versucht sich in Country-Rock und "Shepherd's Bush Lullaby" eröffnet sogar acapella das Album. Nur Spuren von The Postal Service sind auf dem Album nicht zu finden. 

"Former Lives" demonstriert vor allem seine Hinwendung zu erwachseneren Formen. In Los Angeles lernte er viel von den Altvorderen der alternativen Westcoast-Szene: Jon Brion ("Magnolia"), Michael Penn, Aimee Mann (die in "Bigger Than Love" mitsingt) standen Pate für einen Sound, der sich bewusst vom Indierock löst. Das klingt manchmal nach Jon-Brion-Einmaleins ("Dream Song"), manchmal nach Collegerock-Standards der Neunziger mit einer Prise Roy Orbison ("Teardrop Windows", "A Hard One To Know"), manchmal auch nach spätem John Lennon ("Duncan, Where Have You Gone?"). In "Something's Rattling (Cowpoke)" versucht er sich gar als Mariachi für das soignierte Publikum des "Largo"-Clubs am La Cienega Boulevard, traditionell eine Bühne für aufstrebende Barden. Aber wo bleibt Gibbards eigene Persönlichkeit in diesem lakonischen Westküsten-Zurückgelehne? Droht unterzugehen, sagen wir mal vorsichtig. Zu unscharf, zu wenig zupackend sind die Texte des sonst nicht zimperlichen Songwriters (siehe "Cath…"). Man vermisst das Verkaterte, die Verlorenheit, die langen Nächte vor dem Abgrund, den Sarkasmus und die Bitterkeit, die einem Aimee Mann auch im fröhlichsten Lied noch unterjubeln kann. "Former Lives" hingegen ist eine irritierend unbeschwerte, vielleicht sogar beliebige Sammlung hübscher Pop-Melodien geworden. Vielleicht hätte er sich, statt auf die letzten acht Jahre, auf die letzten acht Monate konzentrieren sollen.
(Spiegel)



Benjamin Gibbard kommt für drei Konzerte nach Deutschland:

29.11.12 Köln, Kulturkirche
30.11.12 Berlin, Passionskirche
01.12.12 München - On3 Festival

3 Kommentare:

  1. Ein wenig ruhiger und geradliniger als Death Cab For Cutie, aber insgesamt sehr schön.

    7,5 Punkte

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  2. 8 Punkte Gefällt mir stellenweise solo besser als mit der Band.

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  3. Verkürzt die Wartezeit auf das nächste Album von DCFC. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    6,5 Punkte

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