Wem Muse zu theatralisch, Radiohead zu experimentell und Coldplay zu langweilig geworden sind, der sollte es ein...

Belasco - Transmuting


























Wem Muse zu theatralisch, Radiohead zu experimentell und Coldplay zu langweilig geworden sind, der sollte es einmal mit dem englischen Trio Belasco versuchen. Vier Alben haben Tim Bronlow (Gesang, Gitarren), Duff Bettye (Bass) und Bill Cartledge (Schlagzeug, Gesang) bereits veröffentlicht, wobei das letzte, "61", bereits 5 Jahre zurück liegt, ohne den ganz großen kommerziellen Erfolg zu erzielen. 

Den Begriff "Transmutation" wird in der Alchemie häufig im Zusammenhang mit der Umwandlung von Edelmetallen zu Gold verwendet. Das gelingt Belasco auf "Transmuting" nicht. Dennoch ist dies ihre bisher abwechslungsreichste Platte geworden. Der Promozettel der Plattenfirma spricht von einer "eklektische Sammlung von Songs" und versucht dies so zu belegen:
(...) von der atemlosen Hymne des Album-Openers und ersten Single "Moves Like Water" bis zu dem wahrhaft epischem, sechs Minuten langem "Empire"; von der Akustik des low-key "Blanket", bis zum verzerrtem Drive von "Who Do You Love" kombiniert die Band eine straffe Rhythmussektion mit erfinderischen Gitarren-Riffs und dem emotionalem Gesang von Tim Brownlow. 




Fünf Jahre nach ihrem kraftvoll grollenden vierten Longplayer „61“ hat das Trio den Helligkeitsdimmer wieder etwas aufgedreht und sich der melodiöseren Seite zugewandt. Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass ihnen etwas von der vorhandenen Kraft abhanden gekommen wäre. Im Gegenteil: Belaso wirken so frisch wie in ihrer ersten Phase ihres Daseins, mit dem Unterschied, dass sie nun über die Erfahrung und die professionelle Hilfe (u.a. Richie Kayvan, Tom Allom, Kevin Metcalfe) verfügen, um kompakte, in sich geschlossene Songs mit Frontalwirkung zu erzeugen und ein rockendes Album voller Emotionen und Begeisterung abzuliefern.
(Westzeit)

Die Platte startet sehr dynamisch. Die Richtung ist klar: Indie Rock mit Einschlag von U2's Bono in der Stimme und eine kleine Portion Melancholie à la Eels - und manche zitieren auch Coldplay, Radiohead oder Interpol. Warum sich die Band zwar weltweit eine Fangemeinde erspielen konnte und recht ansehnliche Plattenverkäufe im fünfstelligen Bereich verbuchen konnte, aber ihr letztlich der große Durchbruch zum Weltruhm, den gefüllten Arenen bislang versagt blieb, wird allerdings bald erkennbar: So energievoll, phantasievoll und professionell sie auch spielen, so schön sich auch die Melodien entwickeln, so geradlinig und abwechslungsreich auch die Songs aufgebaut sind - es fehlt irgendwie das Quentchen Persönlichkeit, das den Erkennungswert "ah, klingt wie Belasco" erweckt. Von vielem schon Bekanntem ist ein Stückchen drin und klingt auch gut, aber der große, schwere Hammer, der ausdrückt "dies ist Belasco!" will nicht fallen. 
Aber das ändert nichts daran: Wer nach schön gespieltem Indie Rock mit klangvollen Melodien, funkigen bis dreckigen Bassparts, toller Stimme mit erheblicher Bandbreite im Ausdruck von elegisch bis kraftvoll und spannenden Gitarrenparts Ausschau hält - dies Album könnte es sein. Gut zu hören, die Stücke rollen glatt den Gehörgang runter, gut, um beim melodiösen, etwas schwermütigen, typisch britischem Abrocken zu chillen. Gegen Ende der Platte erwachen beim Gitarrenintro zu "What is it" leichte Assoziationen zu Anathema. Und der letzte Song "Eyes" wirkt durch seine entspannte, luftige, psychedelische Art fast skandinavisch; sogar die elektronische Bearbeitung des Gesangs erlaubt sich Experimente, die man bei den übrigen Liedern vermisst. So wird "Eyes" zu einem grandiosen Rausschmeisser, von dem man sich wünschen würde, er wäre der Hineinbegleiter. 
(Stalker)

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