Balbina - Infinity Tunes


Und der Preis für die Platte mit dem fürchterlichsten Schriftzug geht an… Balbina für „Infinity Tunes“. Herzliches Beileid zu dieser Design-Entscheidung!

Bleibt noch die Frage, wie die deutsch-polnische Sängerin, Komponistin und Liedermacherin mit ihrem fünften Album hier bei Platten vor Gericht abschneiden wird.
Bisher nicht so gut: „Bina“ wurde 2011 nicht vor Gericht gestellt, „Über das Grübeln“ (2015) kam auf 6,167 Punkte, „Fragen über Fragen“ (2017) erreichte eine Durchschnittswertung von 6,000 Punkten und auch „Punkt.“ (2020) konnte deren nicht viele sammeln, nämlich 6,083. 

„Infinity Tunes“ ist mit 8 Songs in knapp 25 Minuten reichlich kurz geraten, da der Tod ihres Vaters dafür sorgte, dass sie 6 Lieder zur Seite legte, da sie nicht mehr zu ihrer Gemütslage passten. Dafür wird mit den cineastischen und dramatischen Sounds des Filmorchesters Babelsberg wirklich dick aufgetragen. Dazu bastelt Benjamin „Biztram“ Bistram Beats und singt Balbina persönliche, melancholische, traurige und auch den Schmerz lindernde Texte mit souligen Verzierungen. Das tanzbare und temporeiche „Alles Liebe und viel Glück!“ sticht aus dieser Auswahl hervor, beschwört es doch eine an die pet Shop Boys erinnernde Disco-Stimmung.

Seltsam ist, dass sich Balbina, die sich erst kürzlich deutlich gegen Spotify positionierte, indem sie darüber sprach, dass sie über den Streamingdienst im vergangenen Jahr lediglich 343,36 Euro verdiente, „Infinity Tunes“ nicht als CD oder LP veröffentlichte. Das Album gibt es ausschließlich in Form eines fast 300-seitigen Buches mit digitaler Musik für rund 50 € über ihre Homepage.


 


"Vatertag" beginnt zunächst mit den dramatischen Tönen des Orchesters, entwickelt sich aber zu einer Nummer, in der die Sängerin, Komponistin und Texterin zu trippigen, urbanen Sounds über den plötzlichen Tod ihres Vaters reflektiert, zu dem sie jedoch ein problematisches Verhältnis hatte. (…)
"Zwischen 2 Welten" fällt zu Beginn etwas ruhiger und getragener und ebenso persönlich aus, wenn Balbina darüber singt, wie es sich angefühlt hat, als polnische Familie in Berlin aufzuwachsen und welche Entbehrungen sie als Kind in Kauf nehmen musste. Zum Schluss schwingt sich ihre Stimme zu filmischen Streicherklängen soulig und verletzlich in die Höhe. In "Im Mai" steht sie "im Leben wie 'ne Wand aus Stahl", um später zu entschleunigt balladesken Tönen "wie Porzellan" zu zerbrechen. Eine Ambivalenz, die sich auch durch das restliche Werk zieht, das zwar recht nachdenklich gerät, aber auch luftige Momente bereithält.
"Samtvorhangstille" baut mit minimalistischen Beats, etwas Piano, langgezogenen Streichersounds und hauchigen Vocals eine nächtlich melancholische Atmosphäre auf, während "Alles Liebe und viel Glück!", in dem die Berlinerin die Vergangenheit hinter sich lässt, überraschend viel Schwung und Tempo besitzt. Vor allem das Filmorchester zeigt in der Nummer, was es alles drauf hat. In "Das Gefühl Ist Tot." verlässt sich Balbina aber zu sehr auf gewöhnungsbedürftige Wortspielereien und einen Mischmasch aus deutsch- und englischsprachigen Passagen. Diese gezwungene Seite stand ihr aber noch nie gut. Vergleiche mit Björk oder Kate Bush sind da sicherlich um Einiges zu hoch gegriffen.






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