Steve Queralt - Swallow


Klar, der Gitarrist und Sänger von Ride, Andy Bell, hat auch neben seiner Shoegaze-Band zahlreiche Platten als Mitglied von Hurricane #1, Oasis und Beady Eye sowie mehrere Soloalben veröffentlicht und auch der andere Ride-Gitarrist und Sänger, Mark Gardener, ist als Solokünstler und Produzent aktiv. Gemeinsam mit dem Ride-Schlagzeuger Loz Colbert, der auch schon für The Jesus & Mary Chain, Supergrass und Gaz Coombes trommelte, war er auch in der kurzlebigen band The Animalhouse. Aber was ist mit ihrem Bassisten Steve Queralt? Der hat als einziges Mitglied des Quartetts noch nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag!

Dafür aber jetzt ein Soloalbum! Neun Songs, 46:41 Minuten, alle Instrumente selbst eingespielt auf aufgenommen von Queralt, als CD, Kassette und LP (yellow Vinyl) erhältlich, das sind die Daten rund um „Swallow“. Auf drei Songs bekommen wir Gesang zu hören, aber nicht den von Steve Queralt, der auch bei Konzerten von Ride kein Mikrofon hingestellt bekommt: Für „Messengers“ konnte er Verity Susman von Electrelane gewinnen, und gleich auf zwei Songs hören wir die Stimme von Emma Anderson. Dadurch klingen sowohl „Lonely Town“ als auch „Swiss Air“ deutlich nach Lush, sind aber eher auf der shoegazigen Seite des Lush-Spektrums zu verorten und würden vielleicht am besten zu deren „Split“ Album passen.

Ansonsten tobt sich Steve Queralt instrumental zwischen Drone, Electronica, Ambient, Shoegaze und Post-Rock aus und lässt dabei mehrmals, beispielsweise bei „High Teens“, an Mogwai denken. Auch hinsichtlich der Songtitel ist er ganz nah bei den schottischen Post-Rockern, wie „A Porsche Shaped Hole“ belegt, und auf „I Don't Know How To Sing“ gibt es kurz deren verzerrten Nicht-Gesang zu hören. 

Swallow“ sollte jetzt aber wirklich zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag für Steve Queralt führen.

Bei Metacritic sind 82/100 Punkten für das Album registriert und auch Frau Dr. shg. drp. Kerstin Kratochwill findet lobende Worte: 

Die Atmosphäre ist eine düstere, aber von irgendwo scheint dennoch immer ein Licht zu leuchten. Queralt ist mit "Swallow" eine Art "Bladerunner" des Shoegaze gelungen, noir und nachdenklich den Zustand unserer Welt musikalisch umschreibend. Zwischen diesem dicht gewebten instrumentalen Teppich erstrahlen dann immer wieder auch die bekannten Shoegaze-Stimmen der Gaststars, bewusst eingesetzt von Queralt, der einen Track auf dem Album "I Don't Know How To Sing" nennt.
Er weiß aber genau, wie man zeitlose starke Songs schreibt, und sein Solo-Erstling brauchte Zeit: "Swallow" wurde in den letzten fünf Jahren langsam aber beständig zwischen Ride-Alben und Tourneen zusammengebaut und entfaltet vielleicht auch deshalb ein derart intensives Gefühl beim Hören dieser dystopischen wie dichten Songs. Und wenn Emma Anderson in dem zittrigen wie zartbitteren Noise-Stück "Swiss Air" singt, wird sogar ein Shoegaze-Traum wahr, denn der Song klingt wie eine lang erhoffte Kollaboration von Lush und Ride.


 





0 Comments