Ein Plattenrichter weilte im Urlaub (vermutlich in Frankreich) und reichte keine Liste ein, ein anderer wählte „I Fucking Love My Life“ ...

Faber - I Fucking Love My Life


Ein Plattenrichter weilte im Urlaub (vermutlich in Frankreich) und reichte keine Liste ein, ein anderer wählte „I Fucking Love My Life“ auf Platz 1 seiner liebsten November-Alben, die übrigen beiden Plattenrichter rieben sich daraufhin verwundert die Augen, denn nun hatten wir den Salat und Faber in unseren „10 Schallplatten, die uns gut durch den November bringen“. Auf Platz 5. 

Noch besser erging es dem Schweizer Liedermacher in den deutschen Charts: Nachdem sein Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“ vor zwei Jahren bereits die Top 20 entern konnte (#17), kletterte „I Fucking Love My Life“ bis auf Rang 3. Und auch die Plattenkritiken für den tanzbaren bis schwermütigen Balkan-Pop mit seinen wahlweise anzüglichen / sozialkritischen / pointierten / doppeldeutigen Texten fallen überraschend und durchgehend positiv aus: 

Die wütende antirassistische Vorabsingle „Das Boot ist voll“ zum Beispiel ist auch ohne die nachträglich rausgestrichene Vergewaltigungsfantasie viel zu (d)oller Holzhammer. Während Stücke wie „Generation YouPorn“ oder „Das Leben sei nur eine Zahl“ das (junge) Verlorengehen in dieser digital-globalen Welt so deutlich begreifbar machen, dass sie noch lange in einem nachhallen.
Bleibt die Musik: Es gibt wieder viel balkaneskes Zeltfestival-Gewirbel hier, feurig gespielt, sind diese alten Schuhe aber eben doch durchtanzt. Vielleicht braucht man das aber ja zum Ausgleich, denn wenn Faber sich auch noch zum weinenden Orchester selbstentflammt wie in „Sag mir wie du heißt (Pt.2)“, ist das Melodrama kaum noch auszuhalten.
(musikexpress)




"I fucking love my life" ist ein unbequemes Album voll bitterem Humor geworden. Viele Textzeilen erschließen sich erst beim erneuten Hördurchgang, zumal sich Faber gleich an mehreren Stellen auf Album Nummer Eins bezieht. Überhaupt weiß der Kerl schon lange, sich zu stilisieren: Auf dem Cover ist er abgebildet wie auf einem Paparazzi-Schnappschuss, weiß-goldener Stoff, Goldkettchen und Kippchen in der Hand, die Album-Lettern gleichen der Typographie einer Boulevard-Zeitschrift. Sarkasmus und Überhöhung lautet die Devise. Man muss ihn nicht mögen, aber sein neues Album ist ein gewaltiger Arschtritt für den Gefälligkeits-Pop, der hierzulande produziert wird.
(laut)




Musikalisch bleibt meist alles beim Alten. Fabers Begleitband, die Goran Koč y Vocalist Orkestar Band, verleiht dem Folk-Pop-Balkan-Chanson den nötigen Druck, um dem Hörer Fabers Auslassungen und Phantasmagorien regelrecht aufzudrängen. Wie schon auf "Sei ein Faber im Wind" begeistern vor allem die Bläser-Einwürfe und treibenden Stücke ("Vivaldi"), während es dem Sänger mit seiner bassigen, kratzigen Stimme in den ruhigen Songs wie "Sag mir wie du heisst (Pt. 2)" gelingt, den Hörer zur Aufmerksamkeit zu disziplinieren. Der vermeintliche Pomp und die scheinbare Arroganz, der die Aufmachung des Albums durchzieht, blitzt auch in der Trackliste durch. Ganz wie bei einer Oper gönnt sich Faber eine Ouvertüre, ein Intermezzo und eine Coda. Und ganz wie bei einer Oper ist die Musik nur eine Komponente des Gesamtkunstwerkes. Wer sich bisher von Zeilen wie "Wem du's heute kannst besorgen, dem besorgst du's morgen auch" hat abschrecken lassen, dem sei noch mal in aller Deutlichkeit gesagt: Der Mann hat viel zu sagen – und Zuhören lohnt sich.
(Plattentests)




Faber zeigt auf seinem, nach „Ein Faber im Wind“ zweiten Album „I Fucking Love My Life“ Haltung und Kante, schlüpft in Rollenprosa und entpuppt sich nicht nur als politischer Provokateur, sondern auch als genauer und kluger Beobachter unserer Zeit. Vor dem Faber ist niemand sicher, besonders nicht die „Generation YouPorn“, die im gleichnamigen Song die volle Breitseite abbekommt („Und mit dem Auto ins Fitnessstudio, um da Rad zu fahren / Mit dem Auto im Bioladen kaufst du regional“). Faber macht nicht mal vor sich selbst Halt und zeigt selbstironische Züge in der sonst bitterbösen Schwulen-Sex-Affären-Abrechnung „Vivaldi“. (…)
Manche mögen ihn auf seine provokanten Texte reduzieren, aber Faber ist halt auch ein ziemlich guter Liedermacher und das beweist er mit seinem neuen Album.
(Sounds and Books)




Faber unterwegs in Deutschland:

28.02.20 Hannover
29.02.20 Leipzig
01.03.20 Hamburg
03.03.20 Berlin
05.03.20 Köln
06.03.20 Wiesbaden
07.03.20 Stuttgart
11.03.20 München


5 Kommentare:

  1. Teilweise echt etwas nervig, aber vermutlich ist das Kunst. 6 Punkte

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  2. Hättest du ihn dir, wie von mir angeregt, mal schön live angeschaut, dann hätte die Platte sicher 2 Punkte mehr. Steigert tatsächlich das Debüt nochmals.

    8,5

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  3. Volker, Dein Wort in Gottes Ohr. ;-)

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  4. Trotz Konzerterlebnis nicht mehr als 6 Punkte

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