Als ich 2010 auf „Labyrinth“, dem vierten Album von Madsen, das Duett „Obenunten“ hörte, war ich mir zunächst ziemli...

Lisa Who - Sehnsucht






















Als ich 2010 auf „Labyrinth“, dem vierten Album von Madsen, das Duett „Obenunten“ hörte, war ich mir zunächst ziemlich sicher, dass Judith Holofernes den weiblichen Gesangspart übernommen hatte. Es stellte sich jedoch heraus, dass es sich bei der Sängerin um Lisa Nicklisch handelte, die auch als (Live-)Keyboarderin bei Madsen eingestiegen war.

Nach frühen Gehversuchen als Band (2008), einer ersten eigenen EP („Wer?“, 2012) und dem Video zu „Auf Federn“ erscheint mit „Sehnsucht“ nun ihr Debütalbum als Lisa Who. Die Ähnlichkeiten zur ehemaligen Sängerin von Wir sind Helden treten nicht mehr ganz so deutlich hervor. Vielleicht zu einer Judith Holofernes auf Diazepam. Oder doch eher Midazolam, aufgrund seiner kürzeren Wirkdauer. Denn das somnambule „Sehnsucht“ ist mit seinen 6 Titel / 33 Minuten (plus 2 dieser Songs in reduzierten „Night Versions“) nicht allzu lang geraten. Auf die 5 Lieder ihrer ersten EP hat Lisa Who hier verzichtet. 

Vor allem im über 9-minütigen „Das Rauschen in mir“ werden schnell Assoziationen zu Pink Floyd wach, Lana Del Rey ist auch eine häufig zu Recht genannte Referenz für den verträumt-melancholischen Pop von Lisa Who. „Keine Rettung“ ist in der „Night Version“ durch den Gastgesang von Sebastian Madsen, der „Sehnsucht“ auch produziert hat, tatsächlich noch ein bisschen schöner geworden als im Original:  




Lisa Whos Stimme erklingt nach einer knappen Minute des Openers "Alles ist gut" und zieht direkt besinnlich in den Bann. Auch das spät einsetzende Schlagzeug hebt die schleppende Stimmung nicht. Die Schönheit der Natur wird besungen, doch Alles-ist-gut-Mentalität wird nun wirklich nicht versprüht. Vielmehr versinkt "Sehnsucht" in einem vernebelten Sumpf voller Melancholie. Stimmlich lässt Lisa Who oft Erinnerung an Balladen aus Wir-Sind-Helden-Tagen aufkommen. Man hat kaum Zeit, sich zu fragen, ob das die schönsten ruhigen deutschen Pop-Momente seit den dunklen Herzschmerz-Songs aus Judith Holofernes' feiner Feder sind. Im nächsten Moment setzt nämlich ein Zusammenspiel von Instrumenten ein, das den alten Herren Gilmour und Waters allerhöchste Ehre erweist. "Wenn sie tanzt" ist zwar nicht "Comfortably numb", könnte sich aber stilistisch ohne Probleme auf "The dark side of the moon" einreihen. Der Vergleich hinkt? Nicht wirklich: Immerhin ist besagtes Album die Lieblingsplatte von Lisa Who.
(Plattentests)




3 Kommentare:

  1. Spannend….. Ob Judith Holofernes das unterbieten wird. 6 Punkte. Die Pink Floyd-Passage in "Das Rauschen in mir" ist der Höhepunkt des Albums.

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  2. Etwas zu behäbig und pinkfloydig. 6,5 Punkte

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  3. Schade, ich hätte das so gern gemocht. Und eigentlich sollte Pink Floyd von meiner Seite aus Punkte bringen, tut es hier aber nicht. Ich bleib bei Madsen...

    5

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