Genug gefeiert. Nachdem Wilcos 20. Jubiläum im letzten Jahr mit gleich zwei Boxen („Alpha Mike Foxtrott“ und „What...

Wilco - Star Wars
























Genug gefeiert. Nachdem Wilcos 20. Jubiläum im letzten Jahr mit gleich zwei Boxen („Alpha Mike Foxtrott“ und „What’s Your 20?“) gewürdigt wurde, haben sich Jeff Tweedy und Kumpanen wohl überlegt, nun ihre Fans zu beschenken: Über Nacht und ohne Vorankündigungen veröffentlichten sie ihr neuntes Album „Star Wars“ digital und stellten es als kostenlosen Download zur Verfügung. Nur wenige legale Klicks entfernt und im Tausch gegen die eigene E-Mail-Adresse stehen somit 11 neue Lieder der amerikanischen Alternative Rocker für jeden Interessierten bereit. 

Wilco ahmen damit die gelungene Aktion von Radiohead nach und haben offensichtlich aus den Fehlern von U2 gelernt. Inwiefern sich diese Aktion auf die Plattenkäufe auswirken wird, werden wir erst im Verlauf des Jahres erfahren: Wilco, die in der Regel mehr als 200.000 Exemplare ihrer Alben in den USA verkaufen, lassen die Downloadmöglichkeit bis zum 13. August bestehen, eine Woche später folgt die CD-Version und am 27. November wird sich die LP-Auflage anschließen. 

„Star Wars“ als Titel, eine Katze auf dem Plattencover - da kann im Internet eigentlich nicht viel schiefgehen. Und auf dem, äh, Plattenteller? Spiegel und Musikexpress, bitte übernehmen:

Tweedy zeigt sich auf "Star Wars" jetzt in jedem Fall in Bestform und textlich in Aufbruchstimmung: "EKG" eröffnet die Platte mit schräger, chaotischer Gitarren-Dissonanz und setzt den unruhigen Ton des gesamten Albums, der in ein lautes Uptempo-Triple aus "More…", "Random Name Generator" und "The Joke Explained" übergeht. "You Satellite" erinnert an späte Velvet Underground, "Pickled Ginger" wird kurz in Glamrock gedippt, "Cold Slope" und "King of You" liebäugeln mit den Kinks - die gleichen Zutaten wie immer, sorgsam von Fett und Kraut befreit.
Ein paar wohltemperierte Balladen und Schunkler ("Taste the Ceiling", "Magnetized", "Where Do I Begin"), gibt es auch, sie treten aber zugunsten einer hemdsärmeligen Schroffheit in den Hintergrund, die Wilco sehr gut steht. Der bisher etwas maue Pop-Sommer zeigt doch noch Zähne.


STAR WARS ist das erste Wilco-Album nach vier Jahren, dazwischen hat Jeff Tweedy zusammen mit seinem Sohn eine sehr persönliche, beinahe tagebuchartige Platte aufgenommen. Schon hier zeigte sich, dass der Perfektionist aus Chicago das Loslassen gelernt hat. Diese elf neuen Songs nehmen diese Haltung auf. Mit gut einer halben Stunde ist das Album kurz, es beginnt mit der schrulligen No-Wave-Miniatur „EKG“, bevor die Band mit „More...“ direkt klarmacht, dass es sich bei dieser Aktion nicht um einen Scherz handelt: Nach nervöser Strophe mündet der Song in einen sehr eingängigen Folk-Refrain. Super ist, wie sich in letzten Sekunden der weiße Krach einer Gitarre in das Stück fräst, als würde Kevin Shields eine Session mit The Band abhalten. Und die Gitarren bleiben präsent, sind immer laut, klingen mal nach Glam, mal krautrockig, vor allem bei „You Satellite“, bei dem Tweedy obendrauf wie Lou Reed singt und die Band schließlich im Lärm versinkt.
YANKEE HOTEL FOXTROT war 2002 das Album zur CD-Epoche: lang, durchdacht, ausufernd. Eine abendfüllende Erzählung. STAR WARS ist das Wilco-Werk zur Zeit: kurz, mit vielen Höhepunkten, hier und da albern, Stück für Stück erschließbar. Und: fürs erste umsonst.

3 Kommentare:

  1. Dissonanter Einstieg und danach wird es (für meine Ohren) auch nicht viel besser.

    4,5 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  3. Tolles Album. "Was nichts kostet ist nichts wert" hat ihm m. E. geschadet. Aber der Film soll ja toll sein. ;-) 8,5 Punkte für das Album.

    AntwortenLöschen