Ganz ehrlich: Hätte mein erstes Treffen mit "Currents" als Blind Date stattgefunden, wäre ich niemals da...

Tame Impala - Currents
























Ganz ehrlich: Hätte mein erstes Treffen mit "Currents" als Blind Date stattgefunden, wäre ich niemals darauf gekommen, dass es sich um das dritte Album von Tame Impala handeln könnte. 

Wenn man, wie Kevin Parker, allein im Studio werkelt, und die Songs ohne Unterstützung und Feedback schreibt, aufnimmt, produziert und abmischt, dann kommt man offensichtlich auf seltsame Ideen. In diesem Fall: Goodbye Psychedelic Rock, Hello Synth-Pop!
13 Songs, auch wenn einige davon äußerst fragmentarisch und nur skizziert wirken, 51 Minuten, viel Falsettgesang und Vocoder-Einsatz, jede Menge Keyboards und synthetische Beats, kaum zu identifizierende Gitarren und Klänge, die Science Fiction-Filme untermalen könnten und tiefe Züge Disco, Funk, R'n'B und Pathos-Pop inhaliert haben. Würden Daft Punk, Pink Floyd, MGMT, Vangelis, Foster The People und Air gemeinsam den Soundtrack für einen futuristischen Film in klinischem, stromlinienförmigem Design erstellen - er würde klingen wie "Currents". 

Die Kritiker sind begeistert: Bei Metacritic steht das Album derzeit bei 83/100 Punkten und im deutschsprachigen Raum sieht das nicht viel anders aus:   

13 Stücke, hineingehängt in einen majestätisch hallenden Klangraum, den Kevin Parker, Sänger und Produzent der Band aus Perth, so großzügig angelegt hat, dass in ihm Gitarren- und Keyboardriffs nur so flirren und das Schlagzeug von schräg hinten nach vorne federt, und wieder zurück.
Vom ersten Hören an ist man gepackt. Erst recht, wenn Parker dann in sanften Falsettmelodien anfängt zu singen - von "change", "moving on" und "letting go", also der Sehnsucht nach allem Neuen.
"Currents" ist ein Meisterwerk.
(Süddeutsche)




Parker spielt alle Instrumente von Schlagzeug bis Gitarre selbst ein und schraubt dann aus diesen Aufnahmen im Computer die endgültigen Tracks zusammen. Das Ergebnis ist – zumindest auf seinem dritten Album Currents – erstaunlich, nicht nur weil es wie Psychedelic Rock klingt, aber die Strukturen elektronischer Musik besitzt. Was auf seinen ersten beiden Platten noch bisweilen unfertig und unausgewogen wirkte, gelangt nun zur Reife, auch weil Parker es erstmals wagt, seine eigene Stimme weiter nach vorn zu mischen und die üppigen Klanglandschaften mit infektiösen Melodien zu verzieren. 
Deshalb ist Currents erst einmal zugänglicher in einem Pop-Sinne, verzichtet aber nicht auf den Detailreichtum und die Experimentierlust älterer Aufnahmen. Exemplarisch dafür ist bereits der Eröffnungssong Let It Happen: eine spröde Funk-Gitarre, an die sich eine komplexe Basslinie schmiegt, ein hitziges Schlagzeug und Parkers sanfte Stimme, die vom Loslassen singt. Plötzlich aber verschwindet der üppige Sound wie in einem schwarzen Loch, der DJ hat die Regler nach unten gefahren, damit die Tänzer kurz Atem holen können und umso mehr dem nächsten Höhepunkt entgegenfiebern, und dann setzen alle Spuren wieder ein, die Tänzer können die Arme nach oben reißen, die Nacht ist noch jung. Solche Disco-Tricks wendet Parker immer wieder an, lässt einen besonders flotten Beat bis zur monotonen Erschöpfung laufen und verfremdet seine Stimme mit dem Vocoder, vergisst traditionelle Songstrukturen und spielt lieber mit Lautstärken und Dynamiken. Er hat den Konsens zwischen Jimi Hendrix, den Beach Boys und Daft Punk gefunden, aber es ist viel mehr geworden als ein kleinster gemeinsamer Nenner.
(Zeit)




4 Kommentare:

  1. Toller Opener, dazwischen ein, zwei gute Songs, der Rest ist mir zu wischiwaschi. 6 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. Ich verstehe die Begeisterung für dieses Album nicht. Wischiwaschi bringt es auf den Punkt.

    5 Punkte

    AntwortenLöschen
  3. Kolossale Langeweile, da bleibt nicht viel hängen, ausser "The Less I know the Better". 5 Punkte

    AntwortenLöschen