Refused aus Umeå waren eine sehr wütende Band. Vor allem Dennis Lyxzén trat sowohl mit seinem Gesang als auch mit seinen politischen Ansichten aus dem Umfeld des linken Rands des Parteienspektrums kompromisslos auf. 1991 gegründet veröffentlichten Refused bis zur ersten Auflösung im Jahr 1998 drei Alben. Mit “The shape of punk to come” und vor allem der starken Single “New noise” hinterließen die Schweden ein würdiges Erbe.
Einen großen Teil der Ernte dafür fuhren die Herren erst 2012 im Rahmen einer Reunion und einer Tour über 84 Auftritte ein. Ende 2012 gab die Band ihre erneute Auflösung bekannt. Doch bereits Ende 2014 überlegten es sich die Schweden anders und nun folgt mit “Freedom” endlich das erste neue Album seit 1998. Das aktuelle Line-up besteht aus Dennis Lyxzén, Kristofer Steen, David Sandström und Magnus Flagge.
Kompromisslos und erfolgsarm will die Band offensichtlich nicht mehr sein. Auch “Freedom” ist vorwiegend Hardcore und Punk, doch in einer gezähmten Variante. Der Alternative/Metal Anteil ist merklich größer geworden und unkontrollierte Ausbrüche wurden durch konventionellere Strukturen ersetzt. Bei zwei Songs (“Elektra” und “366”) durfte mit Shellback gar ein Pop-Produzent an die Regler, der auch schon für Taylor Swift, Pink, Maroon 5 und Avril Lavigne tätig war. Für die weiteren Titel ist diesbezüglich Nick Launay verantwortlich. Der konnte zuletzt u. a. mit Nick Caves “Push the sky away” überzeugen und kann eindrucksvolle Referenzen seit Anfang der 90er Jahre vorweisen (u. a. Killing Joke, INXS,Silverchair, Yeah Yeah Yeahs und Maxïmo Park).
Durch die verklärte Verehrung des Vorgängers “The shape of punk to come” wird “Freedom” viele Fans enttäuschen. Ich kann mir “Freedom” jedoch besser und “am Stück” anhören. Daher empfehle ich “Freedom” als eines der besten Alben des Jahres für Menschen, die laute Gitarren und Geschrei mögen. Vor allem wegen des Songs “Old friends / new war”.
Laut.de mag das Album ebenfalls:
Laut.de mag das Album ebenfalls:
Letztendlich bleibt auch bei "Freedom" die großartige Musik hängen, dieser ungewöhnliche und wilde Stilmix, den vermutlich nur Refused so spielend einfach hinkriegen. "Freedom" klingt nicht verkopft, nicht gezwungen, sondern so leicht und frei, wie ein Debüt. Der Druck und die hohen Erwartungen, die mit diesem Album unweigerlich verbunden sind, werden achselzuckend weggerockt. Refused haben es tatsächlich geschafft, den Kopf frei zu kriegen. "Freedom" beseitigt innerhalb von 40 Minuten jegliche Skepsis oder Zweifel, die im Vorfeld angebracht waren. Refused are fucking back.
Spex.de ist hingegen skeptisch:
Der Opener “Elektra”:Es ist ausgezeichnet produziert, stilistisch abwechslungsreich und ziemlich belanglos. Freedom heißt es und zielt leider im Einzelnen wie im Gesamten auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ab, wenn über die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union, post-kolonialistisches Gehabe und fanatischen Atheismus abgeätzt wird.
Das deutsche Publikum in Aufruhr versetzen wird die Band bei diesen Gelegenheiten:
- 29.08. Gräfenhainichen (Festival)
- 11.10. Hannover
- 12.10. Stuttgart
- 13.10. Stuttgart
6,5 Punkte
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