6 Jahre nach dem letzten Album "So wie jetzt" und 9 Jahre nach dem Ausstieg von Berend Intelmann veröffentlichen er und Elke Brauweiler wieder gemeinsam als Paula eine Platte. Diese ist schlicht "Paula" betitelt, beinhaltet 11 Songs und stellt für mich aus mehreren Gründen (und nicht nur aus den beiden eingangs genannten) eine Überraschung dar:
Paula präsentieren Elektro-Pop auf der Höhe der Zeit und klingen dabei eher nach Hot Chip, Pet Shop Boys oder Chvrches als nach Frida Gold und 2raumwohnung. Auch wenn die Stimme von Elke Brauweiler weiterhin ein eindeutiges Erkennungsmerkmal für den Sound von Paula ist, kann ich ihr - im Gegensatz zu früheren Zeiten - auch auf Dauer gut zuhören ohne genervt zu sein. Der Promozettel formuliert dies etwas freundlicher und sagt sie singe "klarer, heller, schöner, gleichzeitig verletzlicher und selbstbewusster, intimer und extrovertierter als je zuvor". Dass auch Intelmann häufig im Hintergrund zu hören ist und sich immer wieder Gitarrenklänge in den Synthie-Sound ("Dunkle Nacht") integrieren, darf ebenfalls auf der Habenseite verbucht werden.
Äußerst gelungen ist das Video zum Vorab-Song "1987", als erste Single wurde "In Farbe sehen" ausgewählt, das sich nicht als einziger Titel um das Thema Liebe dreht. So muss es aber sein bei einem Album, das am Valentinstag erscheint. Einen Hit wie "Als es passierte" sucht man auf "Paula" zwar vergebens, dafür ist es ein qualitativ recht geschlossenes Album geworden, dessen schwächste Titel ("Ich verbrenne alle Brücken", "Tu parles") versucht werden am Ende zu verstecken.
Pumpende Bässe, stahlende Synthies, sommerwindige Melodien, und doch lauern in der süßen Strömung treibender Beats immer auch schleimige Schlingen und Babyhaie. So eröffnet schon der Titel des Liedes „Ins Wasser gehen“ das ganze Affektspektrum zwischen Freizeit- und Freitod, Fern- und Kopfweh. Im Spannungsfeld der Pole schweben Paula und lösen alles im Wohlgefallenen perfekter Popsongs auf.
All die Acts, die bisschen mehr Würde und Glamour in ihrem Entwurf hegen, finden sich heute vor allem noch in den non-housigen, semicoolen Gay-Disco-Schuppen gefeiert.
Dorthin sind die letzten Platten von 2raumwohnung, Mia. und Konsorten nämlich verschwunden. Ob auch Paula dieses Exil erreichen können, bleibt fraglich, ist ihnen aber zu wünschen. Denn für die Charts ist das alles viel zu liebevoll, zu subtil. Das Eröffnungsstück »Was für ein Ende« oder »1987« lassen nichts von der einstigen Faszination Paula vermissen, und Zeilen wie »Die Liebe war so tief wie das Meer unter der 747« wirken sperrig und schmiegig zugleich. Also, Post-Hipster dieses Landes, schaut auf diese Band. Hübscher, erwachsener Herbst-Pop fürs Übergangsritual aus der Szene und rein in die Bürgerlichkeit.
(intro)
Paula unterwegs:
10.04.14 Berlin, Privatclub
21.04.14 Köln, Studio 672
23.04.14 Frankfurt, Sankt Peter Cafe
24.04.14 Dresden, Scheune Kulturzentrum
25.04.14 Münster, Gleis 22
26.04.14 Hamburg, Indra
schönes Review...auch wenn "ich verbrenne alle Brücken" mein Lieblingssong von der Platte ist :)
AntwortenLöschen3-4 Lieder am Stück kann ich mir gut anhören, danach wird es schwer.
AntwortenLöschen6,5 Punkte