Dieser Tage werden in Sotschi reichlich Medaillen vergeben. Dürfte man für die Albenveröffentlichungen dieses Monats Edelmetall verteilen, so wären The Notwist nicht nur ein sicherer Medaillenkandidat, ihre würde sogar neongolden glänzen. Ein größeres Kompliment kann ich der Band aus Weilheim für "Close To The Glass" kaum machen.
Sechs Jahre nach "The Devil, You + Me" veröffentlicht die Band um die Acher-Brüder Markus und Michael sowie Martin Gretschmann nach zwei Jahren Studioarbeit endlich ein neues Album. Gemeinsam mit dem Produzenten Olaf Opal entstanden 12 Songs, die es schaffen untereinander stimmig, dennoch abwechslungsreich, typisch notwistig, daher vielfältig und -schichtig, rückblickend und vorausschauend zugleich zu sein.
Äußerst ungewohnt, sehr elektronisch und mit tiefen Beats unterlegt eröffnen "Signals" und der Titelsong das Album. "Kong", bei dem Acher in unbekannte Kopfstimmen-Regionen vordringt, die man nie zuvor von ihm gehört hat, dürfte einem Indiepop-Tanzflächen-Hit recht nahe kommen, "Casino" ist aus dem Ohr kaum noch heraus zu bekommen - von wegen "There's something wrong"! The Notwist machen aber wirklich auch alles richtig, erinnern uns mit "Seven Hour Drive" an die Hochphase des Gitarrenrock, als die Smahing Pumpkins noch eine relevante Band waren, lassen uns immer wieder spannende Loops, seltsames Gewaber und Geblubber (im sechsminütigen, instrumentalen "Lineri") und innovatives Gefrickel entdecken, sowie an ihren Ausflügen in Psychedelic- und Krautrock teilhaben.
Äußerst ungewohnt, sehr elektronisch und mit tiefen Beats unterlegt eröffnen "Signals" und der Titelsong das Album. "Kong", bei dem Acher in unbekannte Kopfstimmen-Regionen vordringt, die man nie zuvor von ihm gehört hat, dürfte einem Indiepop-Tanzflächen-Hit recht nahe kommen, "Casino" ist aus dem Ohr kaum noch heraus zu bekommen - von wegen "There's something wrong"! The Notwist machen aber wirklich auch alles richtig, erinnern uns mit "Seven Hour Drive" an die Hochphase des Gitarrenrock, als die Smahing Pumpkins noch eine relevante Band waren, lassen uns immer wieder spannende Loops, seltsames Gewaber und Geblubber (im sechsminütigen, instrumentalen "Lineri") und innovatives Gefrickel entdecken, sowie an ihren Ausflügen in Psychedelic- und Krautrock teilhaben.
Close To The Glass klingt wie kein The-Notwist-Album zuvor, und es klingt wie ein Album, das so nur von The Notwist eingespielt werden konnte. Close To The Glass ist »trippiger«, elektronischer, krautiger (ja, sie haben Echos von Neu!, Cluster und Tangerine Dream eingefangen) als frühere Arbeiten, die Stücke sind eher »Tracks« als »Songs«. Es ist nicht mehr zu unterscheiden: Was ist Jam (tatsächlich gibt es einen langen: »Lineri«), was reine Studiokonstruktion?
Close To The Glass bietet ebenso: klassische Indie-Ästhetik, also abgeschliffene Beatles-Harmonien, dezente Anklänge an Psychedelic-Rock (die frühen Pink Floyd), dynamische Rocknummern, die ihre Dynamik aus einem subtilen Schlagzeug-Drive ziehen, den so schön vertrauten Gesang Markus Achers, Melancholie ohne Larmoyanz. The Notwist! Natürlich, so hören die sich an, mögen die Abstände zwischen ihren Albumveröffentlichungen immer größer werden – sie bleiben The Notwist. Keine Identitätskrise, kein Innovationszwang. Trotzdem, Close To The Glass klingt auf geradezu selbstvergessene Weise eigenständig. Lässig, cool, souverän? Das trifft es nicht wirklich. Über allem liegt eine große Ruhe, als würden in der Band noch die größten Kontroversen sachlich konzentriert diskutiert, aber knapp, ohne Schleifen. Wie angenehm entspannt das alles daherkommt!
(spex)
Der helle Rock ist aber nur die eine Seite, und eine wunderbar leicht verdauliche. Der anderen Teil der klassischen Notwist-Formel, die Suche nach Schönheit mittels Blubber und Beat, fühlt sich diesmal an wie trockener Humor, etwa in "Signals". Manche der Loops und Samples klingen, als würde die Band sich selbst zitieren, andere Effekte auf der Platte bröseln so sympathisch nebensächlich vor sich hin wie ein guter Keks. Martin Gretschmann, die digitale Muse der Band, hat seine wunderwirkende Hände diesmal scheinbar mehr darauf verwendet, einen Liveband-Charakter zu unterstützen oder zu simulieren. Man muss das also unbedingt sehr laut hören, genau so laut wie Produzent Olaf Opal die Songs im Trifthof abzuhören pflegt. Erst dann geht der ganze Blumenstrauß so richtig auf und gerade auch ein bitterfeines Instrumental wie "Lineri" liebkost dann jeden einzelnen Zellzwischenraum.
Ach, was für ein Album! So vielseitig, ohne jemals seinen tief schlagenden Ruhepuls aufzugeben, so zärtlich und nah, ohne dabei eine internationale Ästhetik einzubüßen.
(Süddeutsche Zeitung)
Andi Haberl (Schlagzeug, Percussion, Gesang), Max Punktezahl (Gitarre, Keyboards) und der Norweger Karl Ivar Refseth (Vibrafon) komplettieren das aktuelle Line-Up, das ab nächster Woche einen heißen Anwärter auf den Titel "Album des Jahres" auf deutsche Bühnen bringen wird:
25.02.2014 Bielefeld - Forum
26.02.2014 Berlin - Heimathafen
10.03.2014 Stuttgart - Wagenhallen
20.03.2014 Köln - E-Werk
12.04.2014 Linz - Posthof
13.04.2014 München - Circus Krone
25.04.2014 Berlin - C-Club
26.04.2014 Berlin - C-Club
27.05.2014 Hamburg - Laeiszhalle
Live mindestens genau so großartig wie auf Platte! Hier sind Fotos, Setliste und Bericht zum Konzert in Wiesbaden zu finden.
AntwortenLöschen9 Punkte
AntwortenLöschen8 Punkte
AntwortenLöschen8
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschen6,5
AntwortenLöschen7,5
AntwortenLöschen8 Punkte.
AntwortenLöschenEines meiner Top 5-Alben 2014, daher: 9 Punkte
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