Neulich als ich meine Freundin fragte, welche Bands oder Künstler sie aus der Schweiz kenne, bekam ich zunächst "Yello" zu hören. Doch um das dieser Tage erscheinende erste Soloalbum ("Out Of Chaos") des 69-jährigen Dieter Meier soll es hier nicht gehen.
"DJ Bobo" war ihre zweite Antwort und zu dessen aktuellen Album "Circus" gebe ich einfach die gleiche Auskunft wie den zwei seltsamen Herrschaften, die mich zu Zeiten des Studiums, das ich in einem Kölner Plattenladen mitfinanzierte (oder finanzierte ich den Plattenladen mit?), ständig mit der Frage nach einem neuen Album von "Ditschi Bobo" nervte: "Das ist noch nicht erschienen". Obwohl es nicht wahr war/ist.
Die dritte Antwort meiner Freundin lautete "Sandra und Michael Cretu" und erst Wikipedia konnte sie überzeugen, dass es sich nicht um Schweizer handelt. "My Heart Belongs To Cecilia Winter", deren Konzert wir unlängst in Wien besucht hatten, war dann ihre letzte Antwort.
Die Band We Invented Paris, deren Debütalbum 2011 Platz 10 bei Platten vor Gericht belegt hatte und die wir beim Maifeld Derby gleich zweimal live gesehen hatten, fiel ihr nicht ein. Dabei bringt das "Künstlerkollektiv mit Schweizer Wurzeln" am 14.02. seine zweite Platte heraus: "Rocket Spaceship Thing" wurde im Schloss Röhrsdorf bei Dresden eingespielt, mit Hilfe einer Crownfunding-Kampagne finanziert und über das eigene Label Spectacular Spectacular Records veröffentlicht.
We Invented Paris wollen mit ihrem zweiten Album hoch hinaus, mindestens auf den Gipfel des "Mont Blanc", so der Titel der flotten aktuellen Single, oder am besten noch darüber hinaus, denn mit "Auguste Piccard" wird dem Schweizer Stratosphärenforscher und Vorbild für Professor Bienlein ("Tim und Struppi") ein Denkmal gesetzt. Dazu schraubte die Band ein Luftgefährt aus detailverliebten Arrangements, melancholischen Balladen ("Requiem"), reichlich Handclaps und Chorgesang ("Philosopher") sowie Bestandteilen aus Indiepop, Folk und dezenter Elektronik ("Farmer") zusammen.
Musikalisch sind die elf Songs dabei perfekt ausarrangiert, verlieren sich nie in Spielereien und sind fast mehr anspruchsvoller Pop als Folk. Die elektronischen Elemente verschmelzen immer organisch mit den Gitarren, mal klingt das melancholisch, dann wieder wie eine Hymne, oft in ein und demselben Song. Etwas mehr Interesse am Abseitigen, am Experiment oder generell an ästhetischen Brüchen hätte dem Album dabei vielleicht gut getan, aber man kann sich sicher sein, dass die Musiker auf dem Rocket Spaceship Thing alles genau so haben wollten, wie es nun ist.
(rfv.ch)
Erstaunlicherweise präsentiert sich die Scheibe selbst dann aber wenig visionär. Das soll jetzt nicht heißen, dass sie schlecht wäre – Der hymnische Opener „Mount Blanc“ ist ein Indie-Pop-Hit, „Zeppelins“ mit seinem träumerischen Refrain weiß ebenso zu gefallen wie das ruhige „Dance on Water“ mit seiner tröstlichen Weakerthans-Stimmung. Dennoch klingt alles mehr oder weniger nach bereits etablierten Indiebands wie den Editors oder Foals, bloß wesentlich poppiger. Ganz bitter wird es in dem kurzen Moment, in dem „Polar Bears“ nach Sunrise Avenue klingt, der ist aber gottseidank schnell vorbei. Alles in allem ist „Rocket Spaceship Thing“ ein hübsches Album, widerspricht aber musikalisch völlig dem im Vorfeld postulierten Streben nach neuen Wegen, was inkonsequent erscheint. Indiepop-Liebhaber werden aber sicher trotzdem ihre Freude daran haben.
(crazewire)
17.02. München, Strom
18.02. Stuttgart, 1210
19.02. Mannheim, Alte Feuerwache
21.02. Köln, Luxor
22.02. Hannover, Pavillion
24.02. Berlin, Bi Nuu
27.02. Leipzig, Werk 2
28.02. Jena, Cafe Wagner
01.03. Ulm, Roxy
27.03. Würzburg, Cafe Cairo
28.03. Bremen, Pier 2
13.04. Lindau, Club Vaudeville
15.04. Münster, Gleis 22
16.04. Düsseldorf, FFT Kammerspiele
17.04. Göttingen, Junges Theater
18.04. Hamburg, Prinzenbar
19.04. Husum, Speicher Husum
22.04. Erfurt, Museumskeller Erfurt
23.04. Dresden, Beatpol
24.04. Wiesbaden, Schlachthof
25.04. Erlangen, E-Werk - Clubbühne
26.04. Freiburg, Jazzhaus
Die Schweizer haben sich beim letztjährigen Brückenfestival als tolle Live-Band präsentiert! Das neue Album kann da jetzt nicht ganz mithalten und packt mich nicht so sehr wie ihr locker-flockiger Auftritt. 5,5 Punkte
AntwortenLöschenDas wird dieses Jahr kein Top 10-Platz für We Invented Paris: Enttäuschte 5 Punkte
AntwortenLöschenWe Invented Paris live in Wiesbaden (Setliste, Fotos, Bericht)
AntwortenLöschenIch weiß gar nicht, warum die Bewertungen im Vergleich zum Debüt so abgesackt sind. Da muss ich ein wenig gegen steuern: 8 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte.
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