Nina Persson hat uns wirklich lange warten lassen: "Super Extra Gravity", das letzte Album ihrer Band The Cardigans liegt bereits fast 9 Jahre zurück und die Veröffentlichung von "Colonia", dem zweiten Album ihres Projektes A Camp, hat sich Ende Januar auch bereits zum fünften Mal gejährt. Seitdem gab es nur zwei Gesangsbeiträge der Schwedin, nämlich auf "Your Love Alone Is Not Enough" von den Manic Street Preachers (2007) und bei "Daddy's Gone" auf der Zusammenstellung "Dark Night Of The Soul" (2010) von Danger Mouse und Sparklehorse.
2010 brachte Nina Persson ihren ersten Sohn Nils zur Welt und nun veröffentlicht sie erstmals eine Platte unter ihrem eigenen Namen. Wer jetzt an das Soloalbum von Judith Holoferned denkt und es mit der Angst zu tun bekommt, den kann ich beruhigen. Wer auf folkige Großtaten (wie zuletzt bei the Cardigans und mit Abstrichen bei A Camp) hofft, den muss ich enttäuschen. Leider.
Der synthetische Pop der Vorab-Single "Animal Heart" sollte zunächst nicht recht überzeugen, stellte sich aber im Nachhinein als einer der besten Songs auf dem Album heraus. Ähnlich griffig sind bestenfalls noch die Disco-Adaption "Food For The Beast" und das balladeske "Silver Like The Moon".
Hinzu kommt, dass man sich bei vielen anderen Songs, zum Beispiel "Burning Bridges For Fuel" oder "Jungle" statt der pluckernden Keyboards, den künstlichen Drums und dem omnipräsenten 80er-Jahre-Feeling, den warmen Klang von Gitarre, Bass und Schlagzeug wünscht.
Tröstende Worte gibt es jedoch in einem Interview der Huffington Post mit (und von) Nina Persson:
HP: A Camp released two fantastic albums, granted there was an 8 year gap in between records, will there ever be a follow-up to "Colonia?" If so, will it be in another eight years?
NP: Hehe, hopefully not 8 years again, but I hope we'll make more A Camp-music! AND solo stuff AND Cardigans. I want to do it all.
Stücke wie etwa das schunkelige "Silver like the moon" mit seinem Sixties-Einschlag und einer geradezu vor Sehnsucht zerfließenden Sängerin gehen tief unter der Haut. "Food for the beast" erinnert anfangs stark an jenes "Lovefool", welches in den kommenden Jahren nach "Romeo + Juliet" Fluch und Segen zugleich für die Cardigans bedeuten sollte, mausert sich dann aber zu einer eigenständigen Indie-Pop-Perle, die sich durchaus hören lassen kann. Da verzeiht man ihr das zwar ganz nette, aber etwas zu sehr auf Nummer sicher gehende Titelstück – gleichzeitig die erste Single – und genauso, dass sich die Themen im Persson-Kosmos auch nach 20 Jahren noch auf das Drumherum von Beziehungen beschränken: Anfang, Weiterentwicklung und Ende. Geschenkt.
In "Burning bridges for fuel" gibt sich die Wahl-New-Yorkerin etwas düsterer, ihre Stimme klingt rauchig, stellenweise sogar kratzig, wenn sie singt: "From the ashes of those fires / There'll be heat / And there'll be work to be done" – es geht schließlich darum, immer weiter nach vorne zu blicken, was angesichts der melancholischen Melodie zunächst ein etwas schwieriges Unterfangen ist. Im beschwingten "Forgot to tell you" hingegen klappt das hervorragend, und wenn Persson das letzte Stück "This is heavy metal" nennt und dann ausgerechnet zu sachte gespielten Klavierklängen mit den Worten "Gold is overrated, it's dead, it can't be traded / It's got nothing on time / This is heavy metal / The dust is gonna settle" Hoffnung macht, huscht einem doch noch ein Lächeln über die Lippen.
(Plattentests)
Nina Persson hat live hoffentlich auch den ein oder anderen Song der Cardigans (oder zumindest von A Camp) im Gepäck:
22.02.14 Hamburg, Mojo Club
23.02.14 Berlin, Heimathafen
25.02.14 Köln, Gloria
So war das Konzert von Nina Persson in Köln (Bericht, Fotos, Setliste).
AntwortenLöschenSelbst mit Nina-Bonus komme ich nur auf 6,5 Punkte.
AntwortenLöschenMit diesem Bonus komme ich sogar auf 7 Punkte.
AntwortenLöschenIch auch.
AntwortenLöschen7
6,5 Punkte
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