Rosalía - Lux


Apropos Bestenliste bei Metacritic: Mit einem Metascore von 97/100 Punkten thront Rosalía mit „Lux“ über allen anderen in diesem Jahr veröffentlichten Alben. In den letzten 10 Jahren übertraf übrigens nur Fiona Apples „Fetch The Bolt Cutters“ (2020; 98/100) diesen Wert. 
Rosalia Vila Tobella ist übrigens Wiederholungstäterin: Bereits 2022 stand am Ende des Jahres die heute 33-jährige Spanierin mit „Motomami“ und einem Metascore von 94/100 an der Spitze der Jahrescharts. 

„Lux“ bietet 18 Songs in einer Spielzeit von 60 Minuten (aber nur in der physischen Veröffentlichung als CD und Doppel-LP, im Stream deutlich gekürzt), kombiniert Artpop, Avantgarde, zeitgenössische Klassik, Folklore sowie orchestralen Pop und wird in insgesamt 13 unterschiedlichen Sprachen vorgetragen. Die Liste der beteiligten Musiker*innen, Komponist*innen und Produzent*innen kann man in dieser Stunde gerade so durchlesen, exemplarisch seien Charlotte Gainsbourg, Guy-Manuel de Homem-Christo von Daft Punk, Pharrell Williams oder Björk genannt. 

Letztere hören wir zusammen mit Yves Tumor auf der Single „Berghain“, die nach dem Berliner Technoclub benannt und von der Heiligen Hildegard von Bingen inspiriert wurde, deren Text zu Klängen des London Symphony Orchestras größtenteils auf Deutsch vorgetragen wird („Seine Angst ist meine Angst, Seine Wut ist meine Wut, Seine Liebe ist meine Liebe, Sein Blut ist mein Blut“) und die dennoch Platz 1 der spanischen Charts erreichte. An diesem Song lässt sich der Wahnsinn des kompletten Albums gut ablesen:


 


LUX ist die vielstimmige Antwort auf eine vielstimmige Gegenwart, egal was der weltweite autoritäre Backlash erzählen will. Genre- und Sprachgrenzen? Gibt es für Rosalía nicht, wenn sie die Geschichte weiblicher Selbsterfahrung und Stärke erzählen will, da kann sie sich mal in einem Rave verlieren und ein paar Songs später einen Walzer straight aus einer Disneyproduktion nutzen, um mit vergangenen Lovern und unzuverlässigen Männern abzurechnen. (…)
Ein Teil der Songs ist nur auf den physischen Alben zu hören. Das ist teils natürlich kluges Marketing, aber neben der Musik, die mit dem Orchester und Walzer- und Rumba-Momenten, auch ein Symbol für das Trendpendel, dass von der maximalen Künstlichkeit von Hyperpop aus Reaktion auf Pop-Avatare und KI-Musik zurückschwingt in die Welt des realen, des physisch Anfassbaren, des einzigartig Menschlichen und Individuellen.
Mit LUX bringt Rosalía den Bombast in den Pop zurück, umarmt das Experiment und schafft ein Album, das wirklich niemand anderes als sie hätte schreiben können. Ein Gegenentwurf zu der Welt des Mittelmaß, die uns Techwelt und KI-Fanatiker verkaufen wollen. Ein Hoch auf die Einzigartigkeit, ein Hoch auf Rosalía.




1 Comments

  1. Sehr skeptisch ging ich an dieses Album ran. Aber zuerst "Divinize" und dann "Berhain" haben mich geknackt. 7,5 Punkte

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