Henric de la Cour - My bones, your ashes



Der Angeklagte: Henric de la Cour

Das Beweismittel: Das Album „My Bones, Your Ashes


Die Anklageschrift

Hohes Gericht, liebe Geschworene der dunklen Tanzfläche! Wir verhandeln heute den Fall eines gewissen Henric de la Cour. Der schwedische Hühne, bekannt aus Vorstrafen mit Formationen wie Yvonne oder Strip Music, ist kein Unbekannter in den Akten der Melancholie. Ihm wird vorgeworfen, mit „My Bones, Your Ashes“ erneut den Weltschmerz so verpackt zu haben, dass man gar nicht anders kann, als dazu die Hüften zu kreisen. Die Anklage lautet auf vorsätzliche Erzeugung von Gänsehaut und unzulässige Nutzung von 80er-Jahre-Referenzen in modernem Gewand.


Die Beweisaufnahme

Wenn Henric de la Cour ans Mikrofon tritt, dann geht es nie um Belanglosigkeiten. Durch seine lebenslange Auseinandersetzung mit Mukoviszidose schwingt in seiner Kunst immer eine Dringlichkeit mit, die man nicht fälschen kann. Er singt nicht über den Tod, weil es im Gothic-Handbuch steht, sondern weil er ihm regelmäßig in die Augen blickt.

Doch wer bei „My Bones, Your Ashes“ nun ein trübseliges Trauerspiel erwartet, wird von der ersten Sekunde an eines Besseren belehrt. Das hier ist kein Jammern, das ist ein Aufbäumen.

Soundtechnisch bewegt sich das Album weg von dem etwas schrammeligen „Demo-Charme“ früherer Tage hin zu einer wuchtigen, produzierten Opulenz. Es knarzt, es wummert, und die Synthesizer bauen Kathedralen aus Klang, in denen Depeche Mode und The Cure gemeinsam die Orgel spielen könnten. Songs wie „Drull“ oder der Titeltrack walzen mit einer Basslinie voran, die direkt in die Magengrube zielt. Seine Stimme – irgendwo zwischen Crooner, Vampirfürst und Post-Punk-Rebell – thront über allem und wechselt mühelos zwischen fragiler Verletzlichkeit und aggressiver Dominanz.

Besonders belastend (im positiven Sinne) ist die Tatsache, dass de la Cour hier einige starke Songs abliefert. Das ist Popmusik für Leute, die Eyeliner tragen, aber trotzdem Refrains mitsingen wollen. Es ist dunkel, ja, aber es ist eine glitzernde, neonfarbene Dunkelheit.


Das Plädoyer

Warum sollte man dieses Album hören? Weil es authentisch ist.  „My Bones, Your Ashes“ ist der Soundtrack für die letzte Party vor dem Weltuntergang. Es ist trotzig, es ist laut und es feiert das Leben gerade dadurch, dass es dessen Endlichkeit so prominent thematisiert.

Die Mischung aus New-Wave-Nostalgie und moderner elektronischer Härte ist hier perfekt ausbalanciert. Man kauft ihm jede Zeile ab. Wenn er singt, dass seine Knochen zu unserer Asche werden, dann klingt das nicht wie eine Drohung, sondern wie ein seltsames, romantisches Versprechen.

Das Video zu "Dead Hank":


Leider kein Video, aber der m. E. beste Song des Albums "Hey you, hell no":



If you love the synth-heavy pop of the 1980s, you should definitely add “My Bones, Your Ashes” to your vinyl record collection. And that is to be taken literally because “My Bones, Your Ashes” is Henric de la Cour‘s first studio album which will be released only digitally and on vinyl, and not on CD. Those who prefer darker tunes and / or heavier sounds will at least enjoy “Bones, Ashes“, “Hey You, Hell No“, the grower “Dread Forever” and “Schneider“.

(chaoszine)

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