Beim Kennenlernen von Tessa Murray und Greg Hughes spielten wohl der Zufall und die britische Bahn entscheidende Rollen. Mittlerweile fährt ...

Still Corners - The Last Exit



Beim Kennenlernen von Tessa Murray und Greg Hughes spielten wohl der Zufall und die britische Bahn entscheidende Rollen. Mittlerweile fährt das Duo nicht mehr mit dem Zug durchs regnerische London, sondern im Cabriolet durch sonnige, amerikanische Wüste. Zumindest gehören die Soundlandschaften, die Hughes, der tatsächlich in Arizona und Texas aufwuchs, für das aktuelle Album schuf, hier, äh, gehört. Da das Reisen aktuell Pandemie bedingt nicht möglich ist, muss es ausreichen, dass einen „The Last Exit“ beim Hören irgendwie in den Wilden Westen versetzt.   

Wobei „wild“ natürlich auf keinen dieser träumerischen Desert Noir-Songs zutrifft. So würde man auch niemals die Musik von Mazzy Star, Lana Del Rey oder Beach House beschreiben wollen, oder? Der warme, einlullende Gesang von Tessa Murray sorgt dafür, dass nicht Chris Isaak, Ry Cooder oder Dire Straits als Referenzen herhalten müssen.

„The Last Exit“ ist nach „Creatures Of An Hour“ (2011), „Strange Pleasures“ (2013), „Dead Blue“ (2016) und „Slow Air“ (2018) bereits das fünfte Album von Still Corners und als CD und LP (black Vinyl und crystal clear Vinyl) erhältlich.  


 


Es sind genau jene vermeintlichen Gegensätze, die Still Corners so faszinierend machen. Ihre Songs schweben auf der Stelle und treiben stetig vorwärts, als hätten sie sich Valium und Aufputschmittel gleichzeitig eingeschmissen. Verästelte Arrangements und strukturelle Brüche versuchen, die im Kern simplen Pop-Melodien zu entwurzeln, ohne dass es je erzwungen wirkt. Von einer grobkörnigen Akustischen befeuert, galoppiert der eröffnende Titeltrack durch die Prärie, bis ihn Slide-Gitarren und funkelnde Piano-Akzente in den Himmel hieven.


 


Das Album startet mit dem überwältigenden Titeltrack, der sich mit Nachdruck für die Liste der Songs des Jahres empfiehlt. Tessa Murray haucht ihren Text tausend Tränen tief, der Drumbeat erinnert verhalten an Fleetwood Mac und an Bob Dylan in der „Oh Mercy“-Phase und im letzten Song-Drittel buhlen eine sehnsüchtige Gitarre und ein aufgewecktes Pianospiel um die Aufmerksamkeit. Pure Eleganz. Im flotten Uptempo-Beat samt New-Wave-Anleihen und verloren schwebenden Vocals umgarnt uns „White Sands“, während „A Kiss Bevor Dying“ die hypnotische Sogwirkung in Mazzy-Star-Manier fortführt. Auch das vergleichsweise dramatisch wirkende „Mystery Road“ und der zarte Closer „Old Arcade“ gehören zu den Album-Highlights. In der Musik von Still Corners schwingt noch in den dunkelsten Momenten die Aura des Anmutigen. Welch ein wunderschönes Album.  




5 Kommentare:

  1. Starker Beginn, lässt dann aber etwas nach. 7 Punkte

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  2. Der Titelsong ist ein Hit, insgesamt lande ich bei knapp 7,5 Punkten.

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  3. Wie immer traumschön, auch 7,5 Punkte.

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  4. Nach dem Erstellen meiner Top 30 Liste muss ich hier noch einmal einen halben Punkte nachlegen (2):
    8 Punkte

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