Wer sein Album am 1. Januar veröffentlicht, hat jedes Recht die erste Neuvorstellung bei Platten vor Gericht zu sein - selbst wenn es sich n...

The Dirty Nil - Fuck Art


Wer sein Album am 1. Januar veröffentlicht, hat jedes Recht die erste Neuvorstellung bei Platten vor Gericht zu sein - selbst wenn es sich nicht um Rachel Platten handelt. 

2021 wird hart, The Dirty Nil sind härter. Und so paart das kanadische Trio harte Gitarrenrock-Riffs mit der Energie des Punk und der daraus entstandene Mischling trägt den Namen „Fuck Art“. Dieser passt auch ganz gut zum Titel der ersten Single („Fuckin' Up Young“), die Luke Bentham (Gesang, Gitarre), Ross Miller (Bass) und Kyle Fisher (Schlagzeug) 2011, fünf Jahre nach der Bandgründung zu High School Zeiten, veröffentlichten. Damals hörte das Trio vermutlich selbst Musik von The Stooges, Weezer, The Replacements, Nirvana, Dinosaur Jr., Led Zeppelin, The Who und Metallica. 

Mittlerweile können sie selbst auf drei veröffentlichte Alben zurückblicken: „Higher Power“ (2016), „Master Volume“ (2018) und nun „Fuck Art“ (2021), das Schallplatten-Freunden auch in drei Variationen angeboten wird, denn neben black Vinyl sind auch gold Vinyl und pink white marble Vinyl erhältlich.


 


Auf Vorhersehbarkeit und Konventionen hat die Band so und so keinen Bock. Ein wütendes Thrash-Feuerwerk eröffnet „Doom Boy“ und schlägt sofort in eine mächtige, energische Power-Pop-Hymne um – gewisse Vergleiche mit Sum 41 drängen sich auf. „Elvis ’77“ verneigt sich ein klein wenig vor Cheap Trick und schraubt den Power-Faktor noch weiter in die Höhe, während das sarkastische, bitterböse „To The Guy Who Stole My Bike“ in aller Schwere durch zunehmend noisigen Alternative Rock marschiert. Luke Benthams gewiss total aufrichtige Hoffnung, die Bremsen mögen ja nicht versagen, hat Stil.
„Fuck Art“ ist pickepackevoll mit Überraschungen und bärenstarken Tracks. „Ride Or Die“ ist ein kantiges Liebeslied im Stil von Motörhead, und damit sollte bereits alles gesagt sein – frontal, schroff und doch irgendwie grundsympathisch, eingängig. Zu den verqueren Grunge-Gitarren von „One More And The Bill“ kann man herrlich mitgrölen, was gewissermaßen zur Saufstimmung passt. Im Gegensatz dazu wirkt das zurückgelehnte „Damage Control“ sonnig und vertraut, nur um nach knapp zwei Minuten eine weitere metallische Abzweigung zu nehmen und sich in eine Art Rausch zu brüllen.


 


(…) aber gleichzeitig kommt "Fuck Art" so authentisch daher und jedes Riff ist so sehr vom Elan eines Musikschülers gesegnet, der sich das erste Mal abseits der vom Gitarrenlehrer aufgetragenen Lehrstücke ausprobiert, dass das Ergebnis am Ende doch zu gut gefällt. Immer wieder blitzen Akustik-Gitarren durch, die sehr saubere Produktion hält die verschiedenen Elemente aber wunderbar zusammen, selbst wenn das Pendel mal mehr in Richtung Punk- und Hardrock schlägt, wie in "Ride Or Die", das stellenweise an die Briten von The Subways erinnert. Ganz ähnlich ist es mit "Hang Yer Moon", das über einem grummelnden Basslauf immer wieder in dichte Riff-Feuerwerke kippt. Das gute Händchen für eingängige, wenn auch nie überraschende Hooks beweisen The Dirty Nil allenthalben, vor allem in "Blunt Force Concussion" oder "Damage Control". So bleibt schließlich der Eindruck eines spaßigen, leicht verdaulichen Teen-Nostalgia-Albums, das einen für kurze Zeit gut aus dem Pandemie-Trott entführen kann. Den Titel darf man dann wohl als Fingerzeig verstehen, dass hier auch niemand höhere Ambitionen hatte. 
(laut




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