Heute Abend in einem Monat sitzen sicherlich die Meisten zusammen mit ihren Familien um einen geschmückten Weihnachtsbaum herum, packen Geschenke aus und lauschen den Klängen von "Stille Nacht, heilige Nacht" oder "Ihr Kinderlein kommet". Dass dies (also zumindest der letzte Punkt) nicht so sein muss, davon können meine Eltern ein Lied singen, oder eigentlich sogar mehrere. Denn bei uns wird irgendwann die traditionelle Weihnachts-CD heimlich gegen die Indiepop-Weihnachts-Playlist meines iPods getauscht und so singen zur Bescherung zum Beispiel Low "Just Like Christmas", Saint Etienne "My Christmas Prayer" und Belle & Sebastian oder Sufjan Stevens "O Come, O Come Emmanuel".
Auch die Kölner Band Erdmöbel erweitert seit einigen Jahren kontinuierlich diese Playliste: Es begann 2006 mit der herrlichen "Weihnachten ist mir doch egal", ihrer Version von "Last Christmas" (das auf der Weihnachtsplayliste auch noch von Wolke und Erlend Øye, nicht aber Wham! erklingt) und gipfelte letztes Jahr in dem tollen "Ding Ding Dong (Jesus weint schon)". Dazwischen gab es jährlich mal mehr ("Der letzte deutsche Schnee"), mal weniger gut ("Fräulein Frost") gelungene Weihnachtslieder von Erdmöbel.
Nun erfüllen Markus Berges, Ekki Maas, Wolfgang Proppe und Christian Wübben endlich die Weihnachtswünsche vieler Fans und versammeln diese Songs auf einem "Geschenk" betitelten Album, das passend dazu in vier unterschiedlichen Pappschubern im Geschenkpapier-Look (bzw. auf Vinyl) erhältlich ist und sich auf jedem Gabentisch und in jedem CD-Player (bzw. auf jedem Plattenteller) sehr gut macht.
Neben den bereits bekannten Songs hören wir drei ältere, verweihnachtlichte Titel ("Russisch Brot", "Ich wollte, die Welt ginge immer bergab" und "Erster Erster") und gleich drei neue Weihnachtsliedern ("Goldener Stern", "Weihnachten in Tamariu" und "Rakete zwischen den Jahren"), von denen besonders "Goldener Stern" besonders geglückt ist.
Zu Weihnachten habe ich eine ähnliche Meinung wie zu Fußball oder Pornografie: Das Prinzip ist in Ordnung, aber die volkstümliche Realität ist mir ein Gräuel. Ich möchte nicht ausschließen, daß es irgendwo – vielleicht ja in Köln – grundsympathische Pornos und Ereignisse mit Fußballbezug gibt, auf jeden Fall wurde in Kön dieses wohltuende Weihnachts-Greatest-Hits-Album produziert. Hits waren die Songs zumindest auf You tube. In den stets gut durchdachten Videos machen übrigens als Schauspieler und Statisten häufig sehr liebenswürdige Kölner mit. Diese netten Menschen haben zumindest mein privates Image von Köln sehr verbessert. Möge dieses Album ebenso einer Verbesserung des Images von Weihnachten dienen.
(Max Goldt)
Die sieben so entstandenen Lieder, die bislang nur als kostenfreier Download zur Verfügung standen, bilden das Herzstück von GESCHENK, mit dem Erdmöbel in der ihnen ureigenen Art die klassischen Themen der dunklen Jahreszeit abschreiten. In „Russisch Brot“ badet Berges in sentimentalen Kindheitserinnerungen, reimt aber auch „Klingelingling Ding Ding Dong“ auf „Jesus weint schon“, und in „Lametta“, einem Duett mit Maren Eggert, wird die Entromantisierung des Weihnachtsfestes beklagt. Oder doch gefeiert? Diese Ambivalenz, die wir alle kennen, durchzieht das ganze Album: Weihnachten ist hier weder kitschiges Klischee noch beängstigende Horrorvorstellung, während die Flöten zwar jubilieren dürfen, aber wenn, dann halt immer ein bisschen schräg.
(Musikexpress)
27.11.14 Essen, Weststadthalle
29.11.14 Worpswede, Music Hall
30.11.14 Bielefeld, Theaterlabor
05.12.14 Heidelberg, Karlstorbahnhof
10.12.14 Melle, St. Martinikirche
11.12.14 Berlin, Heimathafen
12.12.14 Rostock, Mau Club
18.12.14 Köln, Kulturkirche
19.12.14 Köln, Kulturkirche
21.12.14 Hamburg, Knust
6 Punkte
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AntwortenLöschenDeutlich besser als das letzte reguläre Erdmöbel-Album
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7 Punkte.
AntwortenLöschenBericht vom Weihnachts-Konzert.
AntwortenLöschenIch habe mich über dieses "Geschenk" sehr gefreut!
8 Punkte