Sein Debütalbum veröffentlichte der Norweger Einar Stray noch unter seinem eigenen Namen: "Chiaroscuro" wurde hoch gelobt und erreichte bei Platten vor Gericht mit 7,438 Punkten immerhin einen guten 39. Rang der Jahresendauswertung 2012.
Seit dieser Zeit hat sich jedoch aus dem Soloprojekt mit wechselnden Mitstreitern ein festes Bandgefüge entwickelt, so dass Einar Stray (Gesang, Gitarre, Piano), Lars Fremmerlid (Schlagzeug), Ofelia Ostrem Ossum (Violoncello), Simen Aasen (Bass) und Asa Ree (Violine) mittlerweile unter dem Namen Einar Stray Orchestra firmieren und aktuell sowohl ihr Album "Politricks" veröffentlichen und durch Deutschland touren.
"Politricks" pendelt auf 9 Songs in 43 Minuten zwischen intimen Kammerpop, melodiösen Indiepop und orchestralem Postrock, schreckt auch vor einem A capella-Song ("For The Country") nicht zurück und ist so mutig, den längsten und sperrigsten Song ("Honey" mit über 8 Minuten) gleich zum Auftakt zu präsentieren. Das Album sei Freunden von Sufjan Stevens, Efterklang, My Heart Belongs To Cecilia Winter oder auch Godspeed You! Black Emperor empfohlen.
Der Musikexpress vergibt 4,5 Sterne und hat dieses über "Politricks" zu sagen:
POLITRICKS durchweht noch stärker die Kraft von Postrock à la Godspeed You! Black Emperor, kokettiert doch das epische „Honey“ gleich zu Beginn mit einem irrsinnigen Wechsel von Laut und Leise. Bleiben die Texte weiterhin eine Mischung aus politischem Statement und nachdenklicher Vergangenheitsbewältigung, so interessieren Songs wie „Montreal“ und „Pockets Full Of Holes“ sich nicht für ein Mehr an Rock und shoegaziger Leichtigkeit, sondern stehen eindeutig zum Pathos, das ohne Scham auch Interesse an der großen Pop-Bühne zeigt.
Das ist aber noch gar nichts, denn Plattentest vergibt "beinahe 10/10 Punkten":
Jener erste Song, der für diese enorme Euphorisierung gesorgt hat, heißt "Honey". Es gehört Mut dazu, das längste Stück an den Anfang eines Albums zu packen. Handabgelesene 8:10 Minuten dauert das Lied, und es ist ganz große Kunst. Ein Piano-Motiv, das sich steigert und senkt. Und über das dieser immer noch sehr junge, 24-jährige Einar Stray hadert und bettelt, bis am Ende nur noch die Streicher und schrille Tastenklänge den Ton angeben. Überhaupt, die Jugend: Immer wieder stellt das Album die wirklich wichtigen Fragen rund um das Erwachsenwerden. Und die sind nicht, welcher Promi sich als letztes einen Eiskübel über den Kopf geschüttet oder wie viele Frauen man eben bei Tinder weggewischt hat. Falsche Freunde, falsche Idole: Darum geht es auch im wohl eingängigsten Song des Albums, dem Titelstück, durch das einen sanfte Streicher ganz behutsam an allen zehn Fingern ziehen. Nichts ist, wie es scheint – spätestens, wer sich das Video anschaut, kann das süße Träumen für die kommende Nacht abhaken.
Einar Stray Orchestra haben ihr Pulver damit zwar noch nicht verschossen, aber gleich die beiden stärksten Songs an den Anfang gestellt. Und wenn man den Rest so hört, wird man das Gefühl nicht los, dass es vielleicht doch irgendwann was werden könnte mit der 10/10 über einem Album der Norweger. Wenn sie noch klarer werden. Denn mitten ins Album pflanzen sie mit "For the country" einen A-capella-Song. Moment mal, a capella? Ich wär so gerne Millionär, dann wär mein Konto niemals leer? Von wegen. Mit den altehrwürdigen Prinzen hat das Stück rein gar nichts zu tun. Ein tränenreicher Abschied, bevor es in den Krieg geht. Natürlich ein absoluter Fremdkörper auf "Politricks", der irritiert, verstört, dessen Sinn sich nicht auf Anhieb erschließt. Vielleicht ist aber ja auch genau das der Sinn.
Einar Stray Orchestra live:
22.09.2014 Offenbach - Hafen 2
26.09.2014 Erfurt - Franz Mehlhose
27.09.2014 Hannover - Feinkostlampe
29.09.2014 Berlin - Privatclub
30.09.2014 Dresden - Societätstheater
01.10.2014 Erlangen - E-Werk
02.10.2014 Leipzig - UT Connewitz
07.10.2014 Münster - Gleis 22
08.10.2014 Stuttgart - Café Galao
09.10.2014 München - Muffatcafé
8 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschenGelungenes Album!
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Ach ja, geht so
AntwortenLöschen6