The Drums verabschiedeten sich vor ihrem dritten Album nicht nur von zwei Bandmitgliedern (Adam Kessler und Connor Han...

The Drums - Encyclopedia



















The Drums verabschiedeten sich vor ihrem dritten Album nicht nur von zwei Bandmitgliedern (Adam Kessler und Connor Hanwick), sondern auch von ihren sonnigen Surf-Pop-Image und daraus resultierenden Beach Boys-Vergleichen.

Auf "Encyclopedia" geben sich Jonathan Pierce und Jacob Graham düsterer, schwermütiger und experimenteller als auf "The Drums" (2010) und "Portamento" (2011): quengelnde und im Song "Magic Mountain" ungewohnt harte Gitarren, sanft pluckernde bis nervig quietschende Synthesizer sowie elektronische Beats und Effekte sind zwischen New Wave und 80er Jahre-Synth-Pop zu vernehmen. Besonders den Songs "Let Me" und "Bell Labs" ist dieser Wunsch nach Veränderung und Weiterentwicklung anzuhören, besonders gelungen sind diese jedoch leider nicht. Den Gegenpol dazu bilden "There Is Nothing Left" oder auch "I Can't Pretend" und "I Hope Time Doesn't Change Him".

Die 13 Songs von "Encyclopedia" hinterlassen leider im Mittelteil einen fahrigen, unstrukturierten und divergenten Eindruck. Daher sind die auf Metacritic zusammengefassten Kritiken (62/100 Punkten) bisher auch äußerst durchwachsen und zwiespältig. Im deutschsprachigen Raum wird das Album deutlich wohlwollender aufgenommen und die Experimentierfreude begrüßt:

Erinnerungen an laue Sommernächte und an "Down by the water" kommen auf, bis "Face of God" den Hörer rasant aus seinen Tagträumen reißt, um ihn im lieblichen "U.S. national park" wieder kopfstreichelnd zuzudecken. Mit "There is nothing left" und "Wild geese" gibt es die beiden stärksten Stücke von "Encyclopedia" erst ganz zum Schluss, wenn die letzten Spuren im Sand längst weggespült wurden und die Sonne hinterm Horizont verschwunden ist. Egal, welchen Weg The Drums noch einschlagen, ihre Badetücher werden auch in Zukunft einen festen Platz am Strand haben. Auf die Gefahr, dass wir uns wiederholen, aber: Was für ein Glück!
(Plattentests)

Dabei geben sich The Drums auch alle Mühe, die leidige Beach Boys Referenz loszuwerden. Stattdessen spielen sie sich in einen kleinen Rausch aus psychedelischen Kitsch-Experimenten mit Glockenspiel, Synthies und Disco-Beats, der in den besten Momenten eine verträumte Atmosphäre erzeugt, in die man gerne eintaucht und bei der vage Parallelen zum Sound von Animal Collective entstehen. Meist bietet die Band jedoch eine recht zähe Soundreise in düstere Gefilde ohne jeglichen Drive, die auch durch ein paar experimentelle Elektro-Soundschnipsel nicht spannender wird. So bleiben The Drums auch weiterhin das, was sie schon bei ihrem Debüt waren, eine Band mit eigentlich guten Ideen und einem Händchen für gute Melodien und Melancholie, die weiterhin dem Hype gerecht werden muss, den sie seinerzeit so gern befeuert haben.
(White Tapes)

Die „Let’s Go Surfing“-Fans werden sich wundern: blitzschneller Power-Pop wie die manische Leadsingle „Magic Mountain“, die nach einem aggressiven ersten Teil Erlösung in einem lieblichen Melodiebogen findet, der es mit „Take On Me“ aufnehmen kann,  das quengelnde in-your-face-synthie-Spektakel „Let Me“ spielt neben sinistren Deerhunteresken Balladen wie „US National Park“ oder dem 80s-Dreamer „I Hope Time Doesn‘t Change Him“. Wenn der Hype mit fünf Jahren Verspätung solche Platten präsentiert, war er letzten Endes doch für etwas gut.
(Musikexpress)    



The Drums in Deutschland:
13.11.14 Berlin, Frannz Club
14.11.14 Hamburg, Molotow


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