Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (III)
Auf besagtem Bizarre Festival spielten 1989 auch New Model Army und ich weiß gar nicht, auf wie vielen Konzerten und Festivals ich die Band zu dieser zeit gesehen habe. Unzähliger, wenn auch mittlerweile verjährt, sind vermutlich meine Tanzflächeneinsätze zu "51st State", "Vagabonds" oder "Green And Grey".
Das letzte Album von Justin Sullivan & Co. erschien vor 4 Jahren, ihr letztes mir bekannte Werk stammt aus dem Jahr 1993. Nach 20 Jahren kann man "Between Dog And Wolf" noch einmal eine Chance geben, auch wenn ich keinen Besuch eines der zahlreichen Konzerten in Betracht ziehe:
01.10.13 Münster, Jovel
03.10.13 Berlin, HuxleysNeue Welt
04.10.13 Hannover, Capitol
05.10.13 Rostock, Mau
12.10.13 Dresden, Beatpol
17.10.13 Darmstadt, Centralstation
18.10.13 Nürnberg, Löwensaal
19.10.13 Stuttgart, LKA-Longhorn
20.10.13 München, Backstage
21.12.13 Köln, Palladium
Noch länger abstinent als bei New Model Army war ich vermutlich bei der Zeitung Zillo, von der ich gar nicht wusste, dass es sie noch gibt. Also lassen wir uns von Zillo etwas über New Model Armys neues Album erzählen und schauen vorher noch schnell einmal auf den Kalender, um uns zu vergewissern, dass wir tatsächlich das Jahr 2013 schreiben:
Am 20. September erscheint das zwölfte Album der Mannen aus Bradford via earMusic. Es trägt den Titel "Between Dog And Wolf", wurde von der Band selbst produziert und im Frühjahr in Los Angeles von Joe Baresi (Queens Of The Stone Age, Tool, Soundgarden) abgemischt. Klanglich soll die Scheibe experimenteller und atmosphärischer sein als die letzten Werke, ohne dabei die Songwriter-Stärken der Band zu vernachlässigen. Justin Sullivan dazu: "Nach einer Reihe puristischer 'Rockband-in-a-room'-Alben in den letzten acht Jahren, hatten wir das Gefühl es wäre an der Zeit etwas anderes zu machen und akustisch gesehen, ist dies das beste Album, dass wir jemals gemacht haben. Der Titel stammt von einem mittelalterlichen, französischen Ausdruck für die Abenddämmerung – wenn es schwer ist zwischen Hund und Wolf oder Freund und Feind zu unterscheiden. Dieser Gegensatz beschreibt den Zustand der Band ziemlich gut und spiegelt eben diese Wahrnehmung des Wandels in der Platte wider. Es waren stürmische vier Jahre seit der Veröffentlichung unseres letzten Albums und vieles ist in dieser Zeit passiert. Mit dem unerwarteten Tod unseres Managers, dem Verlust unseres Equipment und Archiv in einem Studiobrand, im Anschluss daran der Diebstahl unseres restlichen Equipments sowie der Weggang unseres alten Bassisten Nelson, haben wir im Wesentlichen alles verloren. Wir haben die Situation genutzt um einen kompletten Neuanfang zu wagen. Ein Teil dieses Neuanfangs ist unserem neuen Bassisten Ceri mit seiner erfrischenden Energie und musikalischen Einflüsse zuzuschreiben. Wir sind begeistert von der neuen Platte und freuen uns auf alles, was die Zukunft für uns bereit hält."
Und für die lobenden Worte (und diesmal 8 von 10 Punkten) lassen wir wie gestern Tombstone zu Wort kommen:
Mit Produzent Joe Barresi haben sie nun ein sehr beeindruckendes und vollkommen anders als gewohnt klingendes Album aus der Taufe erhoben. Viel mehr als sonst konzentrierte man sich hier auf die Folkwurzeln und ohne zu übertreiben, versuchen sie sich nun mit Größen wie den unverkennbaren Pink Floyd, The Doors, Peter Gabriel oder Nick Cave zu duellieren. Unheimlich anspruchsvoll, teils psychedelisch im Klang mit unheimlich vielen Details. Hier wird man als Hörer dazu verleitet sich still hinzusetzen und das Gesamtkunstwerk in „RUHE“ und ohne Störungen zu genießen. Justins Stimme fesselt einen sofort und schon beim sehr gelungenen Opener „Horesmen“ wird man in eine Klangwelt gezaubert, die einen faszinierend gefangen hält und sehr schnell einnimmt. Das rhythmische Schlagwerk zieht mich sofort in den Bann und lässt mein Gehör nicht mehr frei. Das passiert öfters auf diesem Album. Micheal Dean hat hier ganze Arbeit geleistet. Ganz im Folk bzw. im Weltmusikstil erzählt jeder Schlag seine eigene Geschichte und führt einen so in ungeahnte Welten. Das wohl radiofreundlichste Stück auf der CD ist die Single „March In September“ was dann doch eher typisch nach den älteren New Model Army Stücken klingt. Hier und da erinnert es aber auch sehr schnell an die Rolling Stone’s bezogen auf den Background Gesang. Durchaus auch Hitqualitäten hat „Seven Times“. Tiefer als sonst üblich, zumindest kommt es mir so vor, wird man in Ebenen der Poesie geführt. Es ist unheimlich schwer, auf dem Album ein wirklich herausragendes Stück zu benennen. Die unheimlich aufwendige und detailreiche Art jedes einzelnen Songs ist nennenswert. Der Titelsong z. B. bekommt seine Einzigartigkeit durch das Zylophonspiel (Synthesizer), dem dynamischen Drumming von Michael Deann und den rhythmisch bis mystischen Gitarrenklängen einverleibt. Definitiv kein Album, um mal eben etwas nebenher zu tun. Dafür wäre es zu schade. Da würde das spanisch/orientalische klingende Gitarrenspiel in „Qasr El Nil Bridge“ vollkommen untergehen. Gerade diese Details machen dieses doch sehr anspruchsvolle Album so Brillant. In „Ghosts“ trägt einen das Schlagwerk genauso sanft wie Sulivans Stimme hinfort. 14 besondere Stücke warten hier auf den Hörer. Selbst für Fans wird es eine Herausforderung sein und noch interessanter ist die Frage: „Was davon wird man Live zu hören bekommen?“ Zu einem normalen NMA-Konzert wird es schwer sein, Stücke für die Setlist auszuloten. Verdient hätten es alle Stücke, aber dann wäre es auch nicht mehr ein typisches NMA-Konzert. Wünschenswert wäre eine eigene Show mit allen neuen Songs, um diese auch mal unter Livebedingungen hören zu können, ohne die obligatorischen „Wie immer Songs“. Weihnachten wissen wir mehr, da spielen New Model Army fast schon traditionell am 21. Dezember im Kölner Palladium ihr Weihnachtskonzert.
Fazit: Die Briten haben hier eine ganz neue Sphäre erklommen und diese steht ihnen gut. Immer wieder die gefühlvollen und kräftigen Stimmlagen, die einen durch die einzelnen Strophen geleiten und ein überragend arrangiertes Soundkonstrukt. Sie haben sich hier wohlmöglich einen eigenen Soundtrack geschrieben, der wohl nicht passender sein könnte. Episch, mystisch, fantastisch und Brillant. Für den Gelegenheits New Model Army Hörer nicht gerade die besten Voraussetzungen, aber Menschen, die das besondere in der Musik lieben, bekommen hier ein wahres Meisterwerk voller Magie.
Besser als The Mission: 6,5 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
AntwortenLöschenEin Album, das so stark beginnt, dass man sich fast in die Hochzeit der Band mit "Thunder & Consolation" und "Impurity" zurückversetzt fühlt. Leider wird das, was mich das Album zu Beginn als sehr reizvoll empfinden lässt, nömlich die Fokussierung auf den Schlagzeugsound, mit zunehmender Dauer manchmal doch etwas lästig. Aber in Dosen genossen...
AntwortenLöschen7 Punkte
Come back ? Comeback to the 90ies ?! Das letzte Alben das ich gehört habe war "Eight" aus dem Jahr 2000 und leider furchtbar schlecht. Das letzte Album mit dem ich etwas anfangen konnte war "Strange Brotherhood" von 1998. Das neueste Werk liegt irgendwo dazwischen. Justin Sullivan findet seit Jahren immer neue Mitstreiter, transportiert den Hörer aber immer ein wenig in die Vergangenheit. Ok, "Between Dog and Wolf" klingt experimenteller und etwas düsterer, aber ich bleibe doch lieber im Jahr 2013. 5 Punkte.
AntwortenLöschenDas haben sie tatsächlich recht gut hinbekommen.
AntwortenLöschen6,5 Punkte