Letztes Jahr gab es hier die Reihe " Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? ", die auf stattliche 13 ...

Mazzy Star - Seasons Of Your Day


















Letztes Jahr gab es hier die Reihe "Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder?", die auf stattliche 13 Teile kam. Doch von The Cranberries über Ultravox oder Dead Can Dance bis hin zu Nik Kershaw gab es eigentlich kein Album, das man wirklich als gelungen hätte bezeichnen können und wären die anwesenden Richter nicht immer milde gestimmt, so hätte die ein oder andere Platte mit Hohn, Spott und schlechten Bewertungen übergossen werden können.

In schöner Tradition sollte die Reihe auch dieses Jahr starten, doch dann kamen unverhofft neue und so erstaunlich gute Alben von David Bowie und My Bloody Valentine, dass ich mir den (etwas sarkastischen) Titel wirklich sparen konnte, denn das waren gleichzeitig zwei tolle Platten und Comebacks, mit denen eigentlich gar nicht mehr zu rechnen war. 

Doch nun kommen innerhalb weniger Tage tatsächlich 3 Alben von Künstlern aus meiner (bzw. unserer) Jugend in die Plattenläden, über die man vielleicht sprechen sollte. Also:


Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (I)

Die letzte Veröffentlichung von Mazzy Star liegt bereits 17 Jahre zurück ("Among My Swan"), mit "Fade Into You" (1994) hatte die Band so etwas wie einen kleinen Hit und das dazugehörige Album verkaufte allein in den USA mehr als 1.000.000 Einheiten. 
Hope Sandoval und David Roback stellen das kreative Zentrum von Mazzy Star dar und zumindest von Sandoval gab es in den letzten Jahren vereinzelt etwas zu hören: Mit den Warm Inventions veröffentlichte sie zwei "Solo"alben ("Bavarian Fruit Bread", 2001, und "Through The Devil Softly", 2009) und als Gastsängerin veredelte sie u.a. Songs von The Jesus And Mary Chain ("Sometimes Always"), The Chemical Brothers ("Asleep From Day") oder Massive Attack ("Paradise Circus"). Und würde man mich nach den besten Songs dieser drei Bands fragen, so wären oben genannte Titel sicherlich heiße Anwärter, was natürlich auch an Hope Sandovals wundervoller Stimme liegt.  

Musikalisch spiegeln sich diese Ausflüge in der Soundästhetik von "Seasons Of Your Day" nicht wieder, denn auf den 10 Titel zeigen Mazzy Star in 50 Minuten genau das, was sich Fans vermutlich erhofften und in direkter Tradition zu "Among My Swan" (und den beiden anderen Alben) steht: trockenen, bluesigen Alternative Rock in Zeitlupe und gelegentlich mit psychedelischem Einschlag bzw. folkig-säuselnden Dreampop, der zeitweise in Richtung Country abdriftet. Als Gäste sind der Lebensgefährte von Sandoval, Colm O’Ciosoig (My Bloody Valentine), und der 2011 verstorbene Bert Jansch mit einer seiner letzten Aufnahmen zu hören. 

Metacritic verzeichnet derzeit 16 Kritiken und kommt auf einen Durchschnittswert von 77/100 Punkten. 

Mazzy Star may not have evolved much over the past 17 years, but Season Of Your Day proves they never, ever need to. (Alternative Press)

Sandoval and her collaborators may never modify the melancholy torch that they bear, but they keep that fire masterfully for those of us who still have a yen for patient, no-frills sounds that happen to serve as a miracle balm. (Tiny Mix Tape)

It is refreshing to hear Sandoval’s stunning vocals once again coupled with Roback’s guitars. The world is a better place for it. (musicOMH)

Das Video zum sehr schönen "California" ist in Deutschland leider nicht zu sehen, daher:


Von wirklich großen Veränderungen zu spechen, wäre nun sicher übertrieben. Diese sind jedoch auch gar nicht nötig angesichts dessen, was Mazzy Star nach wie vor mit kleinen Mitteln im großen Stil schaffen. Da ist das merkwürdig unruhige "Sparrow", das Sandoval mit ihrer weichen, sanften Stimme zu zähmen scheint, oder auch "California", das entgegen seines Titels gar nicht nach Sonne, Sommer und Strand klingt, sondern eher wie ein innerer Sturm: unheilsschwanger, düster und schwül. Deutlich versöhnlicher, aber auch reduzierter ist der Titeltrack, der nur von Sandovals Stimme und der Akustikgitarre getragen wird. Was jedoch vollkommen ausreicht – ganz wie früher eben. Dass das ganze Album klingt, als wäre es unmittelbar nach "Among my swan" aufgenommen worden, hat nämlich auch sein Gutes. Mazzy Star, so viel ist klar, sind ein zeitloser Klassiker. 17 Stunden, 17 Tage, 17 Jahre, diese Rechnung existiert hier eigentlich gar nicht. Zum Glück.
(Plattentests)


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