Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (VIII)
Meine Liaison mit den Levellers war kurz aber heftig. 1991 begeisterten sie mich mit ihrem zweiten Album "Levelling The Land" und ihrem energetischen Mix aus Folk, Rock und Punk, der besonders auf Konzerten seine volle Wirkung entfachte. Die nachfolgenden Alben konnten diese Euphorie jedoch nicht am Leben erhalten und bei ihrem einzigen Nummer Eins-Album "Zeitgeist" (1995) hatte ich das Interesse schon vollends verloren. In England passierten damals musikalisch viel interessantere und packendere Dinge.
Insgesamt kann die Band aus Brighton auf sechs vergoldete Alben in England und 8 Top 20-Singles / EPs zurückblicken - und dies alles bei einem klassischen Indie-Label.
Unglaublich, dass die Levellers mittlerweile auf zehn reguläre Studioalben verweisen können und seit über 20 Jahren fast in der gleichen Besetzung existieren: Mark Chadwick (Gesang, Gitarre), Simon Friend Gitarre, Banjo, Mandoline, gesang), Jeremy Cunningham (Bass, Gesang), Charlie Heather (Schlagzeug), Jonathan Sevink (Geige) und Matt Savage (Keyboards, Gesang).
"Static On The Airwaves" ist tatsächlich, bei einer Unterbrechung von nur 4 Jahren (die sich für mich aber mindestens wie 14 anfühlen), das zeitlich kürzeste Comeback dieser Reihe.
12 Songs mit engagierten und sozialkritischen Texten beinhaltet "Static On The Airwaves", dessen Folkrock trotz verstärkten Einsatzes von Keyboards sehr schnell den Levellers zuzuschreiben ist und im Verlauf des Album immer weiter in ruhigere Gewässer abdriftet.
Genau wie bei ihren Kollegen Carter USM und New Model Army, die beide Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre versuchten, musikalisch gegen die britische Regierung zu wettern interessieren sich heute nur noch eingefleischte Fans für diese Bands. (...)
Dabei wäre es gerade in Zeiten von Euro-Krise gar nicht so schlecht, noch einmal genauer hinzuhören, was intelligente und kritische Köpfe so von sich geben.
The Levellers veröffentlichen nun mit „Static On The Airwaves“ ein neues Album und geben sich darauf so kämpferisch wie eh und je. Das Album ist eine Zustandsbeschreibung eines Kontinents in der Krise und wurde von den Eindrücken inspiriert, die die Band bei Besuchen in Athen gesammelt hat. Dass nach fast 25 Jahren Bandgeschichte musikalisch keine Wunderwerke mehr zu erwarten sind, und auch die wilde Wut eher gedämpften Klängen gewichen ist, ändert nichts an der Relevanz, die dieses Album haben könnte. Denn wichtiger und aktueller waren The Levellers in den vergangenen 15 Jahren nicht. Es müsste sich nur jemand daran erinnern, dass da eine Band ist, die tatsächlich etwas zu sagen hat.
(Crazewire)
Das Cover der CD gefällt mir nicht so gut. Es ist in ähnlichem Stil gehalten wie das von “Letters from the underground”, für mich ist aber der Stil der ersten drei Albumcover, DER Levellers-Stil. Und mit den Collagen im Inneren der CD-Hülle kann ich gar nichts anfangen.
Es beginnt dann mit “Static”, also Rauschen. Das geht in den ersten Song “We are all gunmen” über, der eigentlich ganz gut ist, aber mit einem elektronischen Intro viel versaut. Bei “Truth is” geht es dann sehr folkig und Levellers-typisch weiter, super! Mit “After the hurricane” schließt sich ein langsames Lied mit Piano an, das vielleicht mehr an The Men They Couldn’t Hang erinnert, als an übliche Levellers-Songs. Mir gefällt es aber.
Ich gehe jetzt nicht auf jedes Lied ein. Hervorzuheben sind noch: “Alone in the darkness” – die Levellers hatten schon öfter mal eine traurige, ruhige Ballade dabei, doch diese ist meiner Meinung nach ihre bisher intensivste. Auch wieder ein Stück, das so gut wie gar nichts mit den Levellers des Albums davor zu tun hat. “Raft of the medusa” ist eigentlich ein gutes, sehr typisches Stück. Aber… es klingt wie mindestens zwei Songs aus den ersten Alben geringfügig abgewandelt. “Traveller” ist nachdenklich und ruhig, aber leider ein wenig zu ruhig.
Fazit: Die neue Scheibe klingt weniger poliert und weniger punkig als die Letzte. Man fühlt sich an die Anfangstage der Levellers erinnert. Das ist soweit ein großer Pluspunkt. Leider wirken einige Songs wie Kopien älterer Stücke oder etwas uninspiriert. Insgesamt eine gute aber nicht überragende Platte.
(Hitlist)
Levellers auf Tour:
05.10.12 Frankfurt, Batschkapp
07.10.12 Stuttgart, LKA-Club
13.10.12 Berlin, Magnet
15.10.12 Hannover, Musikzentrum
16.10.12 Köln, Kantine
Live stelle ich mir das ja schon gut vor. Leider ist alles so weit weg von Karlsruhe...
AntwortenLöschenAnfang / Mitte der 90er Jahre waren die Levellers meine Lieblinge. Die Mischung Folkrock, Punk und Krach war aufregend und machte Spaß. Ein paar Jahre später wurde daraus langweiliger Kuschelpop mit Geige. Seitdem gelingt es dem Quinttet aus Brighton nicht mehr in die Zentrale meines Musikgeschmacks vorzudringen. Daran wird auch "Static on the Airwaves" nichts ändern. Zugegeben: "We're all Gunmen" ist ein netter Popsong mit leichten Ohrwurmqualitäten und bei "Our Forgotten Towns" kommt mir der Kracher "England my home" wieder durch die Gehörgänge, aber der Rest? Dahinplätschernd wie englischer Landregen. Weil die Texte Inhalt haben und ich die Band irgendwie immer noch mag, gibts: 5 Punkte
AntwortenLöschenComebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (8)
AntwortenLöschenIrgendwo da draußen gibt es bestimmt Menschen, die sich über das Album freuen...
5,5 Punkte