Was haben Antony Hegarty und Tori Amos gemeinsam? Beide lassen alte Lieder in neuen, orchestralen Gewändern erstrahlen. Zwar legte Antony mit "Cut The World" vor einigen Wochen vor, doch die Idee zu "Gold Dust" entstammt einem Konzertabend im Oktober 2010, den Tori Amos gemeinsam mit dem Metropole Orchestra in Amsterdam bestritt.
Wie der Vorgänger wird "Gold Dust" über das Label Deutsche Grammophon veröffentlicht, umreißt Toris gesamte Karriere und legt zum 20-jährigen Jubiläum einen Schwerpunkt auf deren Debütalbum "Little Earthquakes" ("Precious Things", "Winter" und "Silent All The Years", sowie "Flying Dutchman", die B-Seite der "China"-Single ). Die neuen Arrangements stammen von John Philip Shenale, der sich, mit Ausnahme der Alben "To Venus And Back" und "The Beekeeper", seit jeher um den Klang ihrer Streicher kümmerte. Daher fehlen Lieder dieser beiden Platten (und des Cover-Albums "Strange Little Girls" und dem letzten, ohnehin klassisch instrumentierten "Night Of Hunters") unter den 14 vorliegenden Titeln.
Im Gegensatz zu Antonys Album kann "Gold Dust" nicht als Best of oder Singles-Collection angesehen werden, da es sich um eine persönliche Zusammenstellung von Tori Amos handelt, für die sie viele eher unbekannte Titel ausgewählt hat: So hätte ich weder "Flavor", noch "Programmable Soda", "Girl Disappearing" oder "Snow Cherries From France" einem ihrer Alben richtig zuordnen können, auch wenn sie hier alle im Plattenregal stehen. Somit gibt es auf "Gold Dust" nicht nur neue Arrangements, sondern (vielleicht) auch weniger beachtete Titel zu entdecken.
Die Songs von damals, etwa "Silent All These Years", hatten noch immer diese ganz besondere Kraft und Eindringlichkeit. Und sie haben sie auch jetzt noch, auf "Gold Dust", zusammen mit dem niederländischen Metropol Orchester, das so herrlich unaufdringlich agiert, nicht nur auf "Silent All These Years".
Kein Orchester-Overkill also auf "Gold Dust", außer vielleicht bei den ersten Songs, etwa "Yes, Anastasia", aber das konzertante Werken hier zu beschneiden wäre bloß töricht, und Tori Amos, inzwischen fast 50 Jahre alt, scheint ihre Songs von früher noch immer genauso wie damals zu spüren, auch wenn sie längst eine, wie heißt dieses Wort nochmal, ah, wohlbestallte Ehefrau und Mutter der 12-jährigen Natashya ist, die die Mama am letzten Abum mit ihrer gesanglichen Mitwirkung fast wegblies. "Cloud On My Tongue" etwa, aus dem "Under The Pink"-Album ("No one cared to tell me where the pretty girls are, those demigods with their nine inch nails and little fascist panties.") oder "Precious Things" von "Little Earthquakes". Auch eine B-Seite, "Flying Dutchman" von "China", einer der 92er Singles, ist auch dabei auf "Gold Dust".
Und auch die späteren Songs leuchten und wecken die Tori-Begeisterung in mir neu, etwa das Titelstück "Gold Dust", vom 2002er Album "Scarlet´s Walk", dem siebten Album von Tori Amos, einem Konzeptalbum, auf dem Scarlet - eigentlich Tori - quer durch die USA reist, durch die post-September-11th-Staaten. Der Song zitiert etwa auch den 70er Jahre Kinothriller "Eyes Of Laura Mars".
(FM4)
Vor allem wenn Toris Piano in den Vordergrund tritt, gewinnen die Songs nicht viel durch die Neuauflage. Aber stark sind die trotzdem. 8 Punkte
AntwortenLöschenDie frühe Tori ist einfach die beste Tori (auch wenn man das Orchester tatsächlich kaum bemerkt)
AntwortenLöschenBesser als die letzten regulären Alben
AntwortenLöschen7 Punkte
Ich liebe sie ja sehr. Trotzdem hier "nur" 7 Punkte. Das ist mir zu sehr "wie gewohnt" bei ihr.
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