Die neueste Veröffentlichung in der Recomposed -Reihe der Deutschen Grammophon , die sich der Überarbeitung bzw. Ne...

Max Richter - Recomposed: Vivaldi – The Four Seasons
























Die neueste Veröffentlichung in der Recomposed-Reihe der Deutschen Grammophon, die sich der Überarbeitung bzw. Neu-Interpretierung klassischer Werke durch Künstler der Elektroszene widmet, befasst sich mit Vivaldis "Vier Jahreszeiten". Ich stolperte zufällig beim nachmittäglichen Shoppingspaziergang im örtlichen Techno-Markt* über diese CD, die stapelweise im Gang rumstand und mir den Weg zu den Druckerpatronen versperrte. Ich weiß nicht mehr, in welcher Reihenfolge mir die Gedanken kamen, aber es waren die Folgenden:

• Oh, ein neuer Teil der Recomposed Serie?
• Die vier Jahreszeiten? Einen abgedroscheneren Gassenhauer gab’s wohl nicht?
• Und überhaupt: Nach Nigel Kennedys Vergewaltigung des Herbstes darf man das doch noch nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen!
Max Richter? Muss ich haben!

Zugegebenermaßen habe ich eine leichte Schwäche für Max Richters Musik. Sein Album "Memoryhouse" gehört zu meinen Lieblingsalben und verbindet zeitgenössische Klassik mit (Sprach-)Samples, Loops und anderen Elementen elektronischer Musik, die sparsam aber effektiv eingesetzt werden. Umso mehr war ich dann doch auf seine Version der "Vier Jahreszeiten" gespannt. Ich wollte auch sofort zum Vinyl greifen (erfreulich, dass in immer mehr Techno-Märkten kleine Vinyl-Abteilungen entstehen) und hatte meinen Geldbeutel schon auf ausreichend vorhandenes Kapital überprüft, musste dann aber feststellen, dass die Schallplatte erst ab dem 21. September im Fachhandel erworben werden kann. Also: Vorhören via Spotify…





Was sofort auffällt: Elektronische Spielereien fehlen komplett. Und doch:

Richter loopt und sampelt, nur eben auf Notenpapier. (zeit.de)

Richter beruft sich auf Vorbilder wie Reich und Glass: Vivaldis Komposition, sagt er "besteht aus Mustern, sogenannten Patterns, ich erkannte in ihr Grundlagen, derer sich später im 20. Jahrhundert auch die Minimal Music bediente“. Ihm als "Post-Classical-Komponist" biete dieses Material "unzählige Inspirationsquellen". Manche der Richterschen Einschreibungen in den Notentext ist so behutsam, dass ein akustisches Illustriertenrätsel entsteht: Finden sie die Unterschiede. Andere Passagen klingen, als holpere eine bös zerkratzte Vivaldi-CD im Abspielgerät. Und in wieder anderen bleibt kaum ein Ton auf dem anderen. (zeit.de)

Die Bandbreite reicht von Technomerkmalen bis hin zur klassischen Musik, mal wummert es, wie in aktueller Zimmerscher Filmmusik üblich, dann erhebt sich die barocke Brillianz des Geistes Vivaldis. Manches Stück schwillt zu einem Übermächtigen Soundmonster an, um dann in sich zusammenzufallen, man fühlt sich an Postrock erinnert. Doch sind alle Klänge rein orchestral, erzeugt vom Konzerthaus Kammerorchester Berlins unter der Leitung von André De Ridder. Daniel Hope an der Violine zeigt sein ganzes Können und beweist erneut, dass er zu den besten Musikern seines Fachs gehört. (diekopfhoerer.eu)

Erschienen auf CD (DDD) und (bald auch auf) Vinyl. Das wird dann aber wieder ganz traditionell im Plattenladen meines Vertrauens erworben.


* hat nichts mit dem Handel von Tonträgern der musikalischen Stilrichtung zu tun, sondern vielmehr mit dem Verkauf unterhaltungselektronischer Artikel.

3 Kommentare:

  1. Ich finde vor allem Herberts Recomposed Beitrag mit Mahlers X. sehr schön, wobei der da ja deutlich weniger elektronisch, sondern eher etwas "seltsam" rangeht. Auf Richters "Vier Jahreszeiten" bin ich gespannt, die Vinylveröffentlichung wurde ja nach hinten verschoben.

    AntwortenLöschen