Piramida ist eine ehemalige sowjetische Bergarbeitersiedlung auf Spitzbergen mit der nördlichsten Lenin-Büste der Welt. 1920 wurde diese durch ein Sonderabkommen von Norwegen abgetreten, so dass rund 1000 russische Bergarbeiter dort Kohle abbauen konnten. Doch der Niedergang des Kommunismus bedeutete auch das Ende von Piramida, dass heute nicht viel mehr als eine Geisterstadt ist.
Dazu gibt es eine sehenswerte Dokumentation aus der Reihe "Moderne Ruinen" von ZDF/arte:
Neben Fotografen, Archäologen und Spitzbergen-Reisenden haben auch die drei in Berlin lebenden Dänen Casper Clausen, Mads Brauer und Rasmus Stolberg den Weg nach Piramida gefunden, um sich inspirieren zu lassen und Geräusche aufzunehmen. Darunter auch in einem verlassenen Konzertsaal der vermutlich nördlichste Flügel der Welt, auf dem schon Jahre lang keiner mehr gespielt hatte.
Innerhalb von neun Tagen entstanden so eintausend Field-Recordings, deren Sounds und Klänge nun die Grundlage für das vierte Album von Efterklang bilden. In Berlin wurde zusammen mit Gästen wie Peter Broderick (Geige), Earl Harvin (Schlagzeug), Nils Frahm (Klavier), den Bläsern des Andromeda Mega Express Orchestra und nicht zuletzt von einem 70-köpfigen Mädchenchor "Piramida" verfeinert.
Im Gegensatz zum poppigen "Magic Chairs" gibt es hier getragene, düstere, melancholische und ausufernde Klangcollagen zu hören, in der sowohl die polyrhythmischen, elektronischen und orchestralen Elemente, die auf früheren Efterklang Veröffentlichungen bereits zu hören waren, integriert werden.
Efterklang erleben während ihres vierten Albums einen Young Man Blues par excellence. Die gesamte Atmosphäre ist sachlicher und reifer als alles bisher Dagewesene. Bestimmend für diese ist bereits der Opener „Hollow Mountain“, in dem die warme Stimme Caspar Clausens teils beherzt, teils erschöpft über gekonnt feingliedrige elektronische Soundwellen schwirrt. „Apples“ passt sich mit melodramatischen Hörnern der schwermütigen Stimmung an, die mit „Sedna“ noch weitere Tiefen erreicht. Verhalten verschmelzen Vocals, leise Chöre und Basslinien ineinander, ehe sie langsam ermattet und überwältigt in der Dunkelheit ertrinken.
Inmitten des neu entdeckten Wehmuts und der alles ummantelnden Düsternis bringen es Efterklang auf „Piramida“ trotzdem auch zustande, Lichtblicke am vibrierenden Klanghimmel aufleuchten zu lassen. „Told To Be Fine“ und „The Ghost“ fungieren durch die harmonische Polyrhythmik als fantastische Hoffnungsanker zwischen all den großartig melancholischen Balladen und Dramen, die ihren Höhepunkt wohl im nachfolgenden Epos „Black Summer“ finden.
Das impulsive „Between The Walls“ besticht aber schließlich durch die Gratwanderung zwischen verspielten Melodien und gedämpften Vocals, die als einer der wirklich raren Momente auf „Piramida“ an die „früheren“ Efterklang erinnern, ehe das Finale „Monument“ wieder den heißkalten Ambient-Pop als roten Faden des gesamten vierten Albums aufgabelt und dann ganz langsam verblasst.
Efterklang verwurzeln sich mit „Piramida“ auf grazile Weise noch tiefer als umjubeltes und eigensinniges Unikat in der europäischen Musiklandschaft. Ganz groß!
(The Gap)
Efterklang auf Tour:
03.12.12 Leipzig, Centraltheater
04.12.12 Hamburg, Kampnagel
05.12.12 Berlin, Volksbühne
11.12.12 Köln, Gebäude 9
14.12.12 Frankfurt, Brotfabrik
15.12.12 Hannover, Glocksee
7,5 Punkte
AntwortenLöschenMir gefällt das Werk außerordentlich gut. Deshalb von mir 9 Punkte.
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschenFür Efterklang kommen von mir
AntwortenLöschen7,5 Punkte
Das Konzert kürzlich in Paris war toll, dieses Album ist aber bei weitem nicht so aufregend. Highlights sind eher rar gesät.
AntwortenLöschen6 Punkte
7 Punkte.
AntwortenLöschenIch mag die sehr gerne. Also die Band. Irgendeins der aktuellen Lieder hat mich beim ersten Hören an Sting erinnert. Trotzdem wohlwollende 6,5
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