Der Zopf ist ab. Für Chan Marshall besitzt dieser Satz momentan gleich mehrfach Gültigkeit: - Statt langer H...

Cat Power - Sun


























Der Zopf ist ab. Für Chan Marshall besitzt dieser Satz momentan gleich mehrfach Gültigkeit:

- Statt langer Haare sieht man auf aktuellen Fotos Frau Marshall mit fecher Kurzhaarfrisur, die in etwa dem Coverfoto - nur das dieses bereits vor rund 20 jahren aufgenommen wurde.

- Ihre Beziehung zum Schauspieler Giovanni Ribisi ging in die Brüche und wurde während der Aufnahmen zu "Sun" verarbeitet.

- Zusammen mit Philippe Zdar von Cassius verabschiedet sich Cat Power aus dem Lo-Fi Singer/Songwriter- und Country-Genre und wendet sich dem Elektro- und Indie-Pop zu, lässt die düsteren und melancholischen Klänge von "The Greatest" zurück und wendet sich fröhlicheren und optimistischeren klängen zu. Synthesizer erklingen, New Wave, aber auch R'n'B lassen schön grüßen und Auto-Tune wird eben so ausprobiert wie eine Rap-Passage. Schön für Cat Powers Experimentierfreude, Selbstfindung und -erneuerung - aber auch für den Zuhörer?   




Zu den 11 Titeln, von denen das knapp 11-minütige "Nothin' But Time" mit einem Gastauftritt von Iggy Pop sicherlich das ungewöhnlichste ist, gesellen sich in den unterschiedlichen Formaten für Fans und Sammler noch 3 zusätzliche Lieder ("Fire", "Back In The Days" und "King Rides By").       

Das mag sich in gelegentlich esoterisch angehauchten Textpassagen niederschlagen, die mit Durchhalteparolen gespickte Selbstermächtigungshymnen wie das gemeinsam mit Iggy Pop gegebene "Nothin’ But Time" durchziehen. "It’s up to you / to be like nobody / It’s up to you / to be a superhero", heißt es hier, und "your world is just beginning!", während sich die Musik dazu gut elf Minuten lang an David Bowies "Heroes" anlehnt.
Das von flirrenden Sounds aus japanischen Billigkeyboards bestimmte Titelstück wiederum blinzelt dem Sonnenaufgang unter dem Traumfänger noch verschlafen entgegen, ehe mit "Human Being" wieder in die Hände gespuckt und der Kampf aufgenommen wird. "You got your own voice, so sing / You got two hands - let’s go and make anything! / You got a right you are a human being."
Das von Marshall erstmals nicht an Gitarre und Klavier, sondern an Keyboards und Synthesizern entworfene und binnen drei Jahren weitgehend in ihrem Heimstudio in Malibu selbst eingespielte und produzierte Album lässt kolportierte Probleme im Aufnahmeprozess dabei nicht durchklingen. Auch, dass der Musikerin das Geld aus dem zur Kontrollmaximierung über das eigene Produkt angezapften Pensionsfonds ausging und der zum Final-Mix verpflichtete Philippe Zdar nicht mehr bezahlt werden konnte, endete mit einem Happy End (und mit Zdars Entgegenkommen, diesmal gratis zu arbeiten).
So hört man die beschwingten Abzählreime von "3,6,9" und das etwas moralinsaure "Ruin" als von zackigen Gitarren und rotierenden Discobässen getragenes Tanzangebot, während "Cherokee" mit U2-tauglichen Sechssaitern und elektronischen 90er-Jahre-Drums in das Album startet und sich Marshall bei "Peace And Love" auch noch in Sachen Sprechgesang übt. Das maximal repetitive, mit Hallklavier auf Basis einer alten Drum-Machine pluckernde "Manhattan" wiederum erinnert noch am ehesten an die Cat Power von einst.
Insgesamt dürfte "Sun" altgediente Fans als ausgesprochenes Pop-Album nicht wenig irritieren. Der Chefin selbst wird das freilich egal sein, sofern sie ihre Reise ans Licht mit dem dabei ausgerufenen Motto auch erfolgreich zu Ende bringt: "I want to live my way of living" - Glück auf!
(Wiener Zeitung)




5 Kommentare:

  1. Einige Richter behaupten schon lange gute Alben von Cat Power gehört zu haben. Nun kann ich erstmalig zustimmen. 8,5 Punkte

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  2. Erst war es ein ziemlicher Schock, wenn man es aber oft gehört hat, wird es immer besser und besser. Ich hoffe auf Liveauftritte 2013.

    9 Punkte

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  3. Für "Sun" gibt es von mir leider nur

    5 Punkte

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  4. Überzeugt mich nicht wirklich. 6 Punkte.

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