" What Did You Expect From The Vaccines? " - diese Frage ist nach einem überzeugenden Debütalbum (mit...

The Vaccines - Come Of Age



























"What Did You Expect From The Vaccines?" - diese Frage ist nach einem überzeugenden Debütalbum (mit Platz 32 in unserer Jahresendabrechnung 2011) und einem relativ schnell nachgeschobenen Nachfolger noch genau so aktuell wie vor knapp 18 Monaten. Dem neuen Plattentitel zufolge sind Justin Young (Gesang, Gitarre), Freddie Cowan (Gitarre), Arni Arnason (Bass) und Pete Robertson (Schlagzeug) erwachsener geworden und dürften sich musikalisch weiterentwickelt haben. Aber genau so wie Two Door Cinema Club verlassen auch The Vaccines ihren eingeschlagenen Weg nicht vollkommen, sondern rumpeln sich wieder kurz und prägnant durch gitarrigen Indierock, der sich mal an britischen (Arctic Monkeys: "No Hope") und dann wieder an amerikanischen Vorbildern (The Strokes: "Change Of Heart Pt. 2"; Ramones: "Teenage Icon") orientiert. 

Doch zwischendurch kann "Come Of Age" (oder müsste es analog zum Debüt etwas "The Vaccines Come Of Age" heißen?) auch überraschen: "Aftershave Ocean" drosselt das Tempo und klingt nach dem Jangle-Pop von Teenage Fanclub, "All In Vain" weckt Erinnerungen an 60s Surf Pop, "Ghost Town" flirtet mit bluesigem Psychobilly und "Weirdo" lässt an die Pixies denken, spart sich aber leider einen finalen, lauten Ausbruch aus.  
Das Album, welches zusammen mit dem Produzenten Ethan Johns (Kings Of Leon, The Boxer Rebellion, Razorlight) aufgenommen wurde, kommt aber leider nicht ohne Füller ("Bad Moon", "I Wish I Was A Girl") aus, die sich gegen Ende der Platte leider häufen. 
Alternativ verfügt die Deluxe Version jedoch noch über die zusätzlichen Songs "Runaway", "Possessive" und "Misbehaviour" (sowie eine Live DVD mit 17 Songs) und dann gibt es ja auch noch die "Please, Please Do Not Disturb" EP, die 4 schlichte Coverversionen (“The Winner Takes It All” von ABBA, “Mannequin” von Wire, “The Beast In Me” von Nick Lowe und “That Summer Feeling” von Jonathan Richman) enthält, welche während einer Tour durch Osteuropa in Hotels aufgenommen wurden, und die man hier umsonst und regulär herunterladen kann.



Dabei fängt "Come of age" recht vielversprechend an. Gleich zu Beginn semmeln die vier Londoner mit "No hope" und "Teenage icon" zwei wunderbare Britpop-Uptempo-Songs mit Hitpotenzial raus, für die sich vor allem die Indie-Disco unten am Eck bedanken dürfte. Mitgröhlen geht auch ganz großartig, was will man mehr? Unterbrochen werden die beiden Tracks nur vom recht faden "I always knew", das in seiner Tristesse leider nicht alleine bleibt und mit "I wish I was a girl", "Lonely world" und "All in vain" weitere nette, aber ungefährliche Spielkameraden gefunden hat. Richtig fad wird es auf "Come of age" gleich doppelt. "Ghost town" und "Bad mood" kommen gar nicht aus dem Quark und sind zum Glück recht schnell wieder aus dem Gedächtnis gestrichen.
Was wohl daran liegt, dass The Vaccines gut und schlecht so hervorragend auf der Platte verteilt haben, dass sie sich in schöner Regelmäßigkeit abwechseln. Der Ärger über die paar faden Songs kann gar nicht lang genug anhalten, weil dann mit "Aftershave ocean", "Weirdo" und "Change of heart pt. 2" prächtig spaßige Lieder warten, die auch gut auf das Debüt gepasst hätten. Klar, The Vaccines verhandeln immer noch keine Lebensentwürfe, bieten nicht viel an, sondern machen einfach gute Stimmung. Das ist vielleicht nicht viel, aber mehr als einige andere Kollegen aus der neueren Britpop-Schule schaffen. In guten Momenten Asi-Pop im besten Sinne, den die Kaiser Chiefs nicht mehr hinbekommen. Und das nächste Album? Wird wahrscheinlich die letzte Platte von The Vaccines, kreative Differenzen und was man sich halt so ausdenkt, wenn am Ende nichts Vernünftiges mehr rauskommen mag. Bis dahin tanzen wir einfach weiter!
(Plattentests)




The Vaccines auf Tour:

22.10.12 Berlin, Postbahnhof
23.10.12 Hamburg, Fabrik
30.10.12 Köln, Bürgerhaus Stollwerck
31.10.12 Stuttgart, Wagenhallen


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