" Wo es beginnt " müsste eigentlich "Wo es begann" heißen, denn dann könnte man viel einfach...

Madsen - Wo es beginnt


























"Wo es beginnt" müsste eigentlich "Wo es begann" heißen, denn dann könnte man viel einfacher erklären, dass die fünfte Platte von Madsen eine Rückkehr zu ihren Ursprüngen sein soll. Aufgenommen wurde im Gaga Studio in Hamburg, und zwar live als Band und nicht digital in Kleinstarbeit. Gemischt wurde wieder im Tritonus in Berlin, erneut mit Moritz Enders, der auch schon das letzte Album betreute. Wenn "Labyrinth" so etwas wie ein Versuch in Pop war, dann ist "Wo es beginnt" Rock. Buchstabiert in Majuskeln. 

Johannes Madsen schreit und brüllt was die Stimmbänder hergeben, seine Brüder Sebastian und Sascha verlangen zusammen mit Niko Maurer den Instrumenten alles ab und punkrocken sich durch 12 Titel, die kein langsam und kein leise kennen. Passend dazu wurde Hardcor-Ikone Walter Schreifels (Rival Schools, Gorilla Biscuits) für "Love Is A Killer" verpflichtet.       
Keine Regel ohne Ausnahmen und diese liefern Streicher und heißen "Es wird schon wieder gut", das dem Album einen gemäßigten Ausklang beschert, sowie "So cool bist du nicht". Letzteres ist eine schöne Ballade, für die nach "Obenunten" erneut Tour-Keyboarderin Lisa Nicklisch als Duettpartnerin gewonnen werden konnte. Und ja, sie klingt immer noch nach Judith Holofernes. 

Der Musikexpress findet lobende Worte:
Vielleicht funktioniert Punkrock tatsächlich immer noch so. Man möchte ja dran glauben. Man kann es zumindest noch mal probieren, haben sich wohl Madsen gedacht. Haben für ihr auch schon fünftes Album, Wo es beginnt, noch mal die E-Gitarren eingestöpselt und den Verzerrer auf Anschlag gedreht. Haben die Schlagzeugfelle extra hart gespannt und die Stimmbänder von Sebastian Madsen kräftig angeraut, damit er besonders eindrucksvoll davon singen, oder besser: schreien kann, wie man den inneren Rebellen entdeckt.
Wie es ist, sich um ein Mädchen zu schlagen. Wie es ist, keine Zukunft zu haben, zu leben als Mitglied einer „Generation im Arsch“ . Oder er brüllt einfach: „Wir haben nicht ewig Zeit.“ Die Gitarren klingen dabei manchmal wie von Metallica, als die noch richtig böse waren, manchmal wie von Tocotronic, als die noch was wollten.
Nein, Wo es beginnt klingt nicht wie ein fünftes Album, sondern so aufgebracht und drängend, so angefressen und angekotzt wie ein Debüt. Wo es beginnt ist eine große Wutplatte, die nur die notwendigsten nachdenklichen Momente besitzt und einige unglaublich eingängige Melodien. Eine Platte, die doch tatsächlich so gut in diese Zeit passt wie lange keine mehr.



Aber man kann es auch so sehen/hören wie der Rolling Stone:
Die langgezogenen Vokale erinnern natürlich immer noch an Tomte, aber der druckvolle Rock geht auch immer mehr in Richtung Die Toten Hosen, und damit erklärt sich vielleicht auch das Phänomen, dass bei deutschen Festivals die Massen sofort anfangen zu springen und zu klatschen, sobald das Trio aus dem Wendland auftaucht. Dass Sebastian Madsen weder so sehnsüchtig singt wie Thees Uhlmann noch so dringlich wie Campino, scheint da keine große Rolle zu spielen. Auf einem Album nervt das allerdings manchmal schon. Das Geschrei bei "Baut wieder auf", das Whoa-whoa-whoa in "Lass die Musik an", der Kitsch von "So cool bist du nicht" – das alles funktioniert im großen Bier-und-Schlamm-Rausch, aber nüchtern betrachtet ist es doch eher gewöhnlicher Punkpop-Indierock. Und wenn man dann nebenbei auch noch dringend Gesellschaftskritik anbringen will, dann vielleicht doch weniger offensichtlich als mit "Generation im Arsch"? Da war das ähnlich hysterische "Du mich auch" von den Fantastischen Vier lustiger.



Und Laut.de serviert Madsen eine bitterböse Kritik, die sie hoffentlich bis zu ihrer Tournee verkraftet haben:

04.10. Münster, Skater’s Palace
05.10. Erfurt, Stadtgarten
06.10. Mannheim, Maimarktclub
08.10. Köln, E-Werk
09.10. Stuttgart, Theaterhaus
11.10. München, Tonhalle
12.10. A-Wien, Gasometer
13.10. Dresden, Schlachthof
15.10. Berlin, Astra
16.10. Hamburg, Docks

3 Kommentare:

  1. Mit dem Geschrei kann ich wenig anfangen, zudem phasenweise zu heavy, daher

    6 Punkte

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  2. Mit "Für immer Dein", "Generation Im Arsch" und "Alarm im Paradies" mehr Ausfälle als gewohnt, aber der Rest ist auf bekannt gutem Niveau. Und am besten sind sie immer noch live

    7,5

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