Wenn man seit 20 Jahren auf eine neue Veröffentlichung einer bestimmten Band wartet, dann ist a) die Erwartungshaltung sicherlich unverschäm...

Red Box - Plenty

















Wenn man seit 20 Jahren auf eine neue Veröffentlichung einer bestimmten Band wartet, dann ist a) die Erwartungshaltung sicherlich unverschämt hoch und b) man selbst schon ziemlich alt.

"The Circle & The Square" (1986) ist für mich - neben den damaligen Pet Shop Boys Veröffentlichungen - das beste Pop-Album der 80er Jahre und zudem die teuerste CD, die ich besitze, denn das seltene Album erzielte bei Ebay jahrelang stolze Preise. Also müssen einige Andere "The Circle & The Square" wohl eben so schätzen wie ich, und noch einige Andere mehr waren so versessen auf die CD, dass sie über eine Petition an die Plattenfirma eine Wiederveröffentlichung (2008) bewirkten.
Nachdem Red Box mit "Lean On Me" und "For America" zwei Top Ten Hits hatten, wurde es ziemlich ruhig um die Band um Simon Toulson-Clarke und deren zweites Album "Motive" (1990) ging, ohne das groß Kenntnis davon genommen wurde, sang- und klanglos unter.
Zur Jahrtausendwende gab es dann erste Gerüchte um eine neue Veröffentlichung von Red Box, doch es mussten weitere 10 Jahre vergehen, bis man "Plenty" in den Händen halten konnte. Cherry Red Records, die 1983 auch die erste Single "Chenko" veröffentlicht hatten, nahmen sich wieder der Band an und brachte das dritte Album letztendlich im Oktober heraus. Wenn man 20 Jahre auf eine Platte warten kann, dann kommt es auf die ein oder andere Woche auch nicht mehr an, muss sich wohl irgendwer gedacht haben, denn bei der Herstellung der limitierten Version unterlief ein Fehler, so dass alle CDs neu produziert werden mussten. Aber wer rechnet bei Red Box schon in Wochen?!

Aber hat sich das Warten gelohnt und wie ist "Plenty" denn nun geworden?
Sehr ruhig und erwachsen, vielleicht zu erwachsen und zu perfekt und glatt produziert. Es dominieren akustische Gitarren, Piano und Streicherarrangements, und Simon Toulson-Clarke und seine Mitstreiter versuchen nahezu jedem Song ein besonderes Etwas zu geben, sei es das Banjo in "Say What's In Your Head", der Orgelsound im Titelsong oder der überraschend einsetzende, schöne weibliche Gesang am Ende von "Hurricane".





Von New Wave, Synthpop oder Weltmusik-Anleihen ist "Plenty" weit entfernt, die großartigen Melodien sind aber immer noch vorhanden. Jedoch gibt es zu wenige schnelle und beschwingte Titel, daher ragen "Hurricane" und "The Sign", das als einziges mit seinem indianisch angehauchten "Happy! Heya!" Refrain einen "The Circle & The Square"-Moment herauf beschwört, deutlich heraus. Der Großteil der übrigen Songs ist sehr ruhig und getragen und mit persönlichen Texten versehen, eine Tendenz, die sich bereits auf "Motive" (bestes Beispiel ist hier die Piano-Ballade "New England") andeutete. Das Highlight unter den ruhigen Songs ist sicherlich "Sacred Wall".
Jedoch sind einige Titel dabei recht kitschig ("Brighter Blue") bis schmalzig ("I've Been Thinking Of You") geraten oder klingen zu offensichtlich nach R.E.M. ("Without") oder Coldplay ("Don't Let Go", "Let It Rain"). Vielleicht hätten Red Box nicht unbedingt 14 Titel auf "Plenty" packen müssen und weitere Experimente, wie im abschließenden, dezent psychedelischen "Never Let It Be Said", das mit einem Sample der Stimme von Buffy Sainte-Marie aufwartet, wagen können.

Die limitierte Version liefert 4 weitere Titel, dazu mit "Everybody Got To Learn Sometime" (The Korgis) eine Coverversion. Auch Buffy Sainte-Marie, deren "Saskatchewan" bereits 1984 eine Single war, wird mit "Take My hand For A While" erneut gehuldigt.





Als Nicht-Fan sieht/hört man es vielleicht auch so:
“Plenty”, the result, is a record which is produced to the highest standards of slickness. It sounds completely polished; every note is perfectly played. It is also one of the most horrible records I have ever heard in my life. Firstly, this entire album is as sterile as a nuns piss. Secondly, an awful lot of the songs, while recorded and played incredibly well, sound exactly like Coldplay would sound if they had had their balls cut off. Yes, I know. Or like David Gray on too much Horlicks. Lyrically it is so bad – completely stuffed to the gills with worn-out clichés and the most irritatingly-obvious rhyming couplets – I can’t believe the other musicians involved were even able to take the songs seriously enough to get their parts down. They are that bad. Reader, I have listened to some shit over the years on your behalf, but this is literally the most despicably banal, mediocre and ball-less record I have ever heard, which is some achievement. It is intended for consumption by estate agents, middle managers, insurance salesmen, sports agents and other soulless cunts atoning for their sins in everything they do in their miserable lives; well I hope so, because that’s who will listen to it, as part of their punishment. The review will now stop because if I have to listen to another second of this I’m going to rip out my own spine, and if anyone ever plays me any Red Box ever again I will punch them and burn their children. Have I made myself clear?
(subba-cultcha.com)

2 Kommentare:

  1. Ich mag es, wenn auch etwas mehr Abwechslung durchaus gut getan hätte.

    7,5 + 0,5 Fan-Bonus

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  2. Bei 7,5 Punkten ist der Fan-Bonus schon eingerechnet. Und zwar ein großer.

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