Vor knapp 5 Jahren besuchte ich das Konzert von alt-J in der Offenbacher Stadthalle. Damals sah ich im Vorprogramm zwei Bands, deren Bek...

Gengahr - Sanctuary


Vor knapp 5 Jahren besuchte ich das Konzert von alt-J in der Offenbacher Stadthalle. Damals sah ich im Vorprogramm zwei Bands, deren Bekanntheit sich seitdem sehr unterschiedlich entwickelt hat: Während Wolf Alice mit „My Love Is Cool“ (2015) und „Visions Of A Life“ (2017) zwei Alben veröffentlicht haben, die bis auf Platz 2 der UK-Charts kamen, und für zahlreiche renommierte Preise nominiert waren oder diese sogar gewonnen haben (Mercury Prize), blicken Gengahr auf mittlerweile zwei Alben zurück, die in ihrer englischen Heimat nicht in die Charts einziehen konnten. Aber vielleicht macht es „Sanctuary“ besser als seine beiden Vorgänger „A Dream Outside“ (2015) und „Where Wildness Grows“ (2018).

Auf den 10 Songs, die von Jack Steadman vom Bombay Bicycle Club produziert wurden, öffnen sich Gengahr deutlich dem komplexen, experimentellen Pop und schrauben den Psychedelic-Rock zurück. Während beim Opener „Everything & More“ die Gitarren noch deutlich präsent sind, rücken die Synthesizer im weiteren Verlauf weiter zu Felix Bushes Falsettgesang in den Vordergrund. „Never A Low“ lässt an den Hauptact des angesprochenen Konzertes denken, „Heavenly Maybe“ zieht funky in Richtung Disco und „Icarus“ könnte auch ein aktuelles Ergebnis vom Two Door Cinema Club sein.   

Die limitierte Schallplatte von „Sanctuary“ erscheint nur bei unabhängigen Plattenläden auf blauem Vinyl.




Kräuselnde Synthesizer sorgen für ein hypnotisches Grundgerüst, die Gitarren treten oft zugunsten des Basses in die zweite Reihe und überlassen es dem Viersaiter, die Stücke zu leiten. Die Londoner finden eine gute Balance zwischen Dynamik und Komplexität und haben gleichzeitig keine Scheu vor einer gewissen Poppigkeit. Ein Synthie-Loop verleiht „Atlas Please“ Funk, wird aber noch vom folgenden „Heavenly Maybe“ und seinem Four-to-the-Floor-Beat getoppt, das gar nicht schüchtern Richtung Disco tänzelt. Bei „You’re No Fun“ und seinem treibenden Schlagzeug gehen fast die Pferde mit der Band durch. Passenderweise wird auch Bushes Gesang nicht mehr in Hall ertränkt, sondern klingt selbstbewusst und spielt – ähnlich wie Dave Bayley von Glass Animals – mit Falsett-Höhen. „Moonlight“ ist ein ruhiger, warmer und umarmender Abschluss des dritten Albums der Band.
(Soundmag)




Gengahr in Deutschland:
26.02.20 Köln, Blue Shell
27.02.20 Berlin, Maze
28.02.20 München, Folks! Club
29.02.20 Hamburg, Molotow SkyBar



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