„Guitar groups are on the way out.“ Dieses Zitat könnte aktuell sein, stammt aber aus dem Jahr 1962 und war die Begründung, warum Decca ...

Bill Fay - Countless Branches


„Guitar groups are on the way out.“ Dieses Zitat könnte aktuell sein, stammt aber aus dem Jahr 1962 und war die Begründung, warum Decca Records eine junge Band namens The Beatles ablehnten. Als ausgleichende Gerechtigkeit gelang dem Label die Entdeckung der Rolling Stones, die sie bis Ende der 60er Jahre unter Vertrag hatten. An einen Ableger des Labels war zu dieser Zeit auch der 1943 geborene Bill Fay gebunden, der 1970 „Bill Fay“ und ein Jahr später „Time Of The Last Persecution“ veröffentlichte. Da beide Alben höchst wenig Käufer fanden, verlor Fay seinen Plattenvertrag bei Deram. Er kehrte zwar einige Jahre später noch einmal ins Studio zurück, jedoch blieb seine Musik unveröffentlicht.

Erst in den 90er Jahren wurde die Musik von Bill Fay neu entdeckt und später von Künstlern wie Jeff Tweedy, Ed Harcourt, Jim O’Rourke, Okkervil River und The War On Drugs gecovert, so dass seine ersten beiden Alben erneut sowie Sammlungen mit Demo- und vereinzelten Studioaufnahmen erstmals veröffentlicht wurden. Mit Dead Oceans fand sich letztendlich vor einigen Jahren ein Label, das mit „Life Is People“ (2012) und „Who Is The Sender?“ (2015) neue Musik von Bill Fay veröffentlichte. 

Mit „Countless Branches“ gibt es nun zehn weitere zart, berührende, balladeske Kompositionen, die sich im Verlauf der Jahrzehnte ansammelten und die sich in ihrer Umsetzung an den Homerecording-Gegebenheiten der verlorenen Jahre orientieren und sich nahezu komplett auf Fays Stimme und sein Klavierspiel konzentrieren. Nur dezent wird der heute 77-Jährige von Cello, Gitarre oder Percussion begleitet. Zum Lohn steht „Countless Branches“ aktuell bei 84/100 Punkten bei Metacritic.




Man kann gar nicht anders, als sich von dieser sanft-zerbrechlichen Stimme berühren zu lassen, von den Melodien, die bei Songs wie „Salt Of The Earth“ etwas komplexer konstruiert sind als auf den Vorgängern.
(musikexpress)




Es sind nur Miniaturen, die man hier hört, kaum eine länger als drei Minuten, die meisten zu spärlicher Klavier- und Gitarrenbegleitung gesungen. Vieles wirkt tastend und auf der Suche, als wären dem Sänger die Melodien und Akkorde eben erst eingefallen; doch klingt gerade daraus eine Sicherheit und Intimität, die beim Hören direkt an das Herz greift. Die Welt um ihn herum hat sich unaufhörlich verändert, singt Bill Fay in dem Lied I Will Remain Here, doch er steht immer noch auf den Hügeln der Kindheit und sucht nach der Wahrheit hinter dem Wandel. In der Ruhe der späten Jahre wirkt dieser große Künstler, der nie den ganz großen Ruhm erhielt, den er verdiente, wie ein sehr glücklicher Mensch.
(Zeit)



4 Kommentare:

  1. Manchmal scheint die Kombination aus lang verschollenem Singer/Songwriter und der Gefahr, es könnte sein letztes Album sein, zu reichen, um ein Album als unglaublich intim und altersweise über den grünen Klee zu loben.
    Obwohl das Genremäßig durchaus eine meiner bevorzugteren Spielwiesen ist, hätte ich mir hier mehr Abwechslung und vor allem erinnerungswürdigere Songs gewünscht.
    6

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  2. Unglaublich intim und altersweise. 7 Punkte

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