Eigentlich hatte ich mir, in einem Jahr, in dem neue Alben von The Jesus & Mary Chain, Slowdive und Ride erscheinen...

Fotos - Kids



















Eigentlich hatte ich mir, in einem Jahr, in dem neue Alben von The Jesus & Mary Chain, Slowdive und Ride erscheinen, von einer Band, die sich im Verlauf ihrer Alben von Class of 2005-Indierock („Fotos“, 2006, „Nach dem Goldrausch“, 2008) bis zu Shoegaze und Wave („Porzellan“, 2010) gewandelt hat, etwas anderes erhofft, als das, was Fotos mit „Kids“ vorgelegt haben.

Nach fast siebenjähriger Stille hat das Hamburger Quartett Fotos, bestehend aus Tom Hessler (Gesang, Gitarre), Deniz Erarslan (Gitarre), Friedrich Weiss (Bass) und Benedikt Schnermann (Schlagzeug), gemeinsam mit dem Produzenten Tobias Siebert eine neue Platte veröffentlicht und sich für zeitgeistige Einflüsse geöffnet: sanftes Synthiegeplätscher, elektronische Rhythmen, Krautrock-Anleihen, Hip Hop-Beats und Sprechgesang-Einlage - alles vorhanden, dafür wurden verzerrte Gitarren und rockige Momente größtenteils umgangen. 

Sowohl das Hören von „Kids“ (Anspieltipps: „Melodie des Todes“, „Fluss“ und „Haut“) als auch die dazu gehörigen Kritiken (hier von gut bis schlecht sortiert, dazwischen die Single „Alles offen“) lassen mich äußerst unschlüssig zurück. Für ein Mixtape würde ich „Oczy Mlody“ von The Flaming Lips auf die zweite Kassettenseite nehmen.


Es ist so eine Art durch einerseits Kraut und andererseits elektronische Tanzmusik angetriebener Salonfunk, der aber Bock auf mehr hat. Think: Steely Dan, all Things Yacht, Gospel, Peter Licht, MGMT, aber eben auch die alten Klez.e, deren Tobias Siebert gemeinsam mit Hessler die Produktion verantwortete. Dass bei alldem mit „Haut“ auch noch eines der schönsten deutschen Liebeslieder der letzten sagen wir einmal 20 Jahre rumkommt, ist eher Beifang einer irre interessanten Platte.(musikexpress)


Ein unerwartet sinnierender Futurismus besiegt die verklärende urbane Romantik und wird treffend durch Synthies untermalt. Zwischen schwelgendem Dream-Pop und pulsierendem Indie-Minimal shoegazen Fotos in der Linie von »Nach dem Goldrausch« und »Porzellan« durch einen weit gezeichneten Kosmos von Fragen. Dieser scheint heimisch und die Fragen vertraut. Rückzug, Besinnung oder gar Widerstand? Die dezidierte Antwort liefern sie gleich mit und schütten reinen Wein ein, wenn Sänger Tom Hessler bekennt: »All das Unrecht dieser Welt wird auch heute nicht zerschlagen.« Schade eigentlich, Fotos und uns wäre es gegönnt.(intro)




Dass viele Einfälle nicht unbedingt auch ein Vielfaches an Qualität bedeuten müssen, demonstriert nun "Kids" aufs Eindringlichste. Der Opener "Melodie des Todes" präsentiert sich als entrücktes Kasperletheater, das zwischen Kirmes und Kindergeburtstag pendelt. Die schlagereske Fotokitschtapete "Sterne zu Staub" wird lieblos an die Wand geklatscht. So ist ein unangenehmes Ziehen im Ohrmuschelbereich ständiger Begleiter. Die verschwenderisch eingestreuten ZDF-Fernsehgarten-Chöre und bestenfalls diffusen Texte helfen ebenfalls nur bedingt weiter. (…)Ein Teil der Die-Hard-Fans wird sich vielleicht mit der Band in diese mehr als flachen Untiefen stürzen, der Rest läuft Gefahr in der dargebotenen Soundbrühe abzusaufen.(plattentests)


Fotos unterwegs:
25.04.17 München, Strom
26.04.17 Leipzig, Werk 2
27.04.17 Berlin, Lido
28.04.17 Hamburg, Über & gefährlich
29.04.17 Köln, Underground



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