Als ich das letzte Mal Scott Matthew live sah, baute er neben seinen eigenen Liedern auch eine Rihanna-Coverversion ein ...

Scott Matthew - Unlearned

















Als ich das letzte Mal Scott Matthew live sah, baute er neben seinen eigenen Liedern auch eine Rihanna-Coverversion ein ("Only Girl"), ließ aber "No Surprises", obwohl es auf der Setliste stand, anschließend aus. 
Der Radiohead-Song wir nun auf Matthews aktuellem Longplayer nachgereicht und bleibt nicht die einzige Fremdkomposition, denn "Unlearned" ist mit 14 - und das zeigte bereits die Auswahl auf dem Konzert - sehr unterschiedlichen Coverversionen bestückt.

Scott Matthew überträgt mit Hilfe von Piano, Gitarre, Ukulele, Streichern, Percussion und Gastsängern (Neil Hannon, Ian Matthew) Songs von so unterschiedlichen Künstlern wie Bee Gees ("To Love Somebody") und The Jesus & Mary Chain ("Darklands), Neil Young ("Harvest Moon") und Joy Division ("Love Will Tear Us Apart") oder Morrissey ("There's A Place In Hell For Me And My Friends") und Whitney Houston ("I Wanna Dance With Somebody") in seinen eigenen Kanon. Dabei gelingt ihm das Kunststück, dass das entschleunigte "I Wanna Dance With Somebody" plötzlich unpeinlich ist oder dass man dem tausendfach gehörten "Love Will Tear Us Apart" plötzlich neue Aspekte abgewinnen kann.



Mit seiner Version des Bee Gees Klassikers “To Love Somebody” eröffnet er das Album. Das Stück hat er, wie die meisten auf “Unlearned” in seiner eigenen, reduzierten Art interpretiert. Häufig ist da nur seine Stimme, ein Klavier oder seine Ukulele. Manchmal noch Streicher, Drums oder Percussions. Das erzeugt eine ziemlich intime Atmosphäre, zeigt aber auch nicht unbedingt eine originelle Seite des Künstlers. Im Grunde spielt er “To Love Somebody” einfach nur auf die Art nach, wie er Musik macht. Dabei kann man sich Stücke zu eigen machen, in diesem Fall merkt man, das es nicht seiner ist. Nicht so, wie bei Ray LaMontagne und Damien Rice, die seinerzeit mit ihrem Cover dieses Songs eines der stärksten Duette der letzten 15 Jahre veröffentlichten.

Whitney Houston’s “I Wanna Dance With Somebody” wird Scott Matthew ebenfalls nicht wirklich gerecht. Eine Uptempo-Nummer, wie diese Pophymne wirkt in einer trantütigen Interpretation einfach nur seltsam und nicht ungewöhnlich. Widmen wir uns aber lieber den starken Seiten von “Unlearned”, die gibt es nämlich auch. Zum Beispiel beim Duett “Smile”, das gemeinsam mit Neil Hannon eingespielt wurde. Ein wunderbarer Dialog mit berührender Note. Auch Kris Kristofferson’s “Help Me Make It Through The Night” tut die Interpretation als Duett mit Ian Matthews richtig gut. Und dem Radiohead Klassiker “No Surprises” haucht Scott mit seiner reduzierten und zart gehauchten Variante ein ganz neues Leben ein, wodurch der Song wirkt, als könnte er genau so auch von einem der älteren Matthew Alben stammen. Wüssten wir es nicht besser, wir würden es glauben.

Gleiches gilt für “Love Will Tear Us Apart”. In der Instrumentierung hat er eine Gänsehauterzeugende Pianomelodie herausgekitzelt, die er mit seinem tieftraurigen Gesang anreichert. Eine der schönsten Coverversionen des Klassikers in der langen Covergeschichte des Songs. Gerade diese Songs stimmen am Ende auch versöhnlich mit den größtenteils etwas eindimensionalen Coverversionen auf “Unlearned”, das durch seine Songauswahl und die Interpretationsweise ein Album geworden ist, das man Songwriterfans und der Schwiegermutter gleichermaßen vorspielen könnte und beiden ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern würde.
(WhiteTapes)

6 Kommentare:

  1. Schönes Album, aber Scott Matthews eigene Sachen sind trotzdem stärker. 7,5 Punkte

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  2. Als er letztes Jahr beim Orange Blossom den Last-Minute-Lückenfüller gegeben hat und die Covers spielte, war das ein lustiger Gag und sehr unterhaltsam. Aber ob ich das jetzt als CD haben will? Ich weiß noch nicht so recht.

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  3. Eingebettet und überraschend in einem Konzert von Scott Matthew sind die Coverversionen natürlich noch besser.

    7 Punkte

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  4. Wie wurde Scott mit einem Album nur mal mein Jahressieger? Das ist mir definitiv zu öde.

    5

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