Am letzten Tag des Monats noch schnell eine der besten April-Veröffentlichungen: "Rivonia", das mittlerweile vi...

Dear Reader - Rivonia

















Am letzten Tag des Monats noch schnell eine der besten April-Veröffentlichungen: "Rivonia", das mittlerweile vierte Album von Dear Reader.

Bereits im vergangenen Oktober präsentierte uns Cherilyn MacNeil zwei Songs ihres neuen Albums beim New Fall Festival im Düsseldorfer Robert Schumann-Saal und berichtete, dass sich das Album thematisch um ihre Heimat Südafrika drehen würde. Einen Titel trug die Platte damals noch nicht, jedoch wurde dieser schließlich in dem Namen des Stadtteils von Johannesburg gefunden, in dem MacNeil aufwuchs. Neben der Piano-Ballade "Came From The Sea" (auf dem Album nun "Good Hope" betitelt) präsentierte sie uns ein Duett ("Already Are") mit ihrem musikalischen Mitstreiter, das nun auf Platte gemeinsam mit Konstantin Gropper von Get Well Soon vorgetragen wird, für die Dear Reader damals den Abend eröffneten und mit denen sie mittlerweile nicht nur über das gleiche Label (City Slang), sondern auch freundschaftlich verbunden sind. 

Eröffnet wird die Platte von "Down Under, Mining", das durch mehrfach übereinander geschichtete Gesangsebenen besticht (bei fünf habe ich aufgehört zu zählen) und dadurch sehr an die Arbeitsweise auf "Replace Why With Funny" erinnert.   Das folgende "Took Them Away" ist das beste Kate Bush Stück seit Jahren und könnte direkt der ersten Seite von "Hounds Of Love" entsprungen sein. Insgesamt konzentriert sich "Rivonia" - neben Cherilyn MacNeils Stimme und den dazugehörigen vertrakten Vocal-Arrangements - größtenteils auf Piano, Schlagzeug (gespielt von Earl Marvin, Drummer der Tindersticks), Bass und gelegentliche Blasinstrumente (Martin Wenk von Calexico). Wenn es etwas an diesem "Indiepop-Musical" zu bemängeln gäbe, dann die "Kürze" von 34 Minuten.   



Aus der Ferne sieht man die Dinge ja bekanntlich deutlicher. So ging es anscheinend auch Cherilyn MacNeil. Denn das neue Album der Südafrikanerin, die sich hinter dem Bandnamen Dear Reader verbirgt, ist zwar in Berlin entstanden, wo die Singer-Songwriterin seit bald drei Jahren lebt, beschäftigt sich aber vor allem mit ihrem Heimatland. Das beginnt mit dem Titel: RIVONIA ist die Vorstadt von Johannesburg, wo Cherilyn MacNeil aufgewachsen ist. Ein Song erzählt vom beschwerlichen Leben der Minenarbeiter, ein anderer von der Verhaftung von ANC-Mitgliedern. Geschickt verschränkt Mac Neil die Geschichte ihres Landes mit ihrer eigenen: In „27.04.1994“ besingt sie die ersten freien Wahlen nach der Abschaffung der Apartheid, in „Man Of The Book“ bedauert sie, dass sie ihren Ur-Ur-Ur-Großvater, der einst an der Seite von Mahatma Gandhi in Südafrika gegen die Rassentrennung gekämpft hat, niemals getroffen hat. Diese Inhalte finden ihren Widerhall perfekt in der Musik: Den folkigen Singer-Songwriter-Pop, den man von den ersten drei Dear-Reader-Alben kannte, hat MacNeil erst einmal zu den Akten gelegt. Stattdessen arbeitet sie auf RIVONIA nahezu ausschließlich mit Schlagzeug, Klavier und Stimmen. Vor allem Stimmen. Ihren eigenen Gesang und den einiger Zuträger hat sie am Computer aufgenommen, anschließend zerlegt und wieder neu zusammengesetzt zu verschachtelten, wundervollen Harmoniegesängen, die mal an afrikanische Stammeschöre denken lassen, mal wie die Begleitmusik für einen seltsam-traurigen Karnevalszug klingen oder auch wie Melodien aus Disney-Filmen, die Cherilyn MacNeil als prägenden Einfluss für ihre eigene Musik angibt. Mehr als 13 000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat ist Dear Reader mit RIVONIA ein Meisterwerk gelungen.
(Musikexpress)

Dear Reader in Deutschland:

08.05.13 Hannover, Musikzentrum
09.05.13 Magdeburg, Moritzhof
10.05.13 Dresden, Scheune
13.05.13 Stuttgart, Schocken
16.05.13 München, Atomic Cafe
17.05.13 Leipzig, Nato
18.05.13 Würzburg, Cairo
19.05.13 Saarbrücken, Garage
21.05.13 Freiburg, Schmitz Katze
24.05.13 Köln, Gebäude 9
26.05.13 Münster, Gleis 22
27.05.13 Hamburg, Übel & Gefährlich
28.05.13 Berlin, Lido


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